KING NUN - Lamb
Mehr über King Nun
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Marshall Records
- Release:
- 29.09.2023
- Golden Age
- Selfish
- Do You Know Where You Are
- Sinking Feeling
- One Time Alarm
- OCD
- In Vains
- I Must Be Struck By Lightning To Fly
- But We Live On The Beach
- Escapism
- Lamb
Sicher kein Grunge, aber dafür großartiger, moderner, britischer Rock!
Wenn ich etwas von Grunge im Zusammenhang mit einem Newcomer lese, bin ich sofort zur Stelle. Immerhin habe ich die erste Seattle-Welle dieses herrlichen Genres unheimlich geliebt, doch seither ist der Nachschub an frischen Kapellen doch mehr als dürftig. Klar, es gibt immer wieder einmal Perlen wie zum Beispiel SUPERBLOOM, doch im Großen und Ganzen hat man es oftmals mit einem müden Abklatsch zu tun oder einer Band, die sich den Grunge nur zu Marketingzwecken auf die Fahnen schreibt. Ob die Briten KING NUN in eine dieser beiden Kategorien fallen? Das kann nur das Zweitwerk des Fünfers beantworten, das unter dem Titel "Lamb" aktuell am Start steht und dem Debüt "Mass" aus dem Jahr 2019 folgt.
Doch schon die eröffnenden Sekunden von 'Golden Age' machen schnell klar, dass ich meine zerrissene Jeans und das karierte Flanellhemd wohl doch wieder zurück in den Schrank hängen kann. Ja, der wilde Gitarren-Rock des Fünfers hat durchaus eine gewisse Garagen-Attitüde und lässt zumindest in vereinzelten Momenten an vergangene Seattle-Größen denken, doch insgesamt haben wir es hier dennoch eher mit britischem Rock zu tun, der seine Inspiration von Brit-Poppern wie OASIS oder BLUR und moderneren Vertretern von der Insel wie BLOC PARTY (vor allem das Frühwerk schimmert hier durch) bezieht. 'Selfish' geht sogar noch etwas weiter und lässt mit seinen melancholischen Untertönen sogar entfernt an THE SMITHS denken, wobei die Nummer insgesamt mit herrlich wuchtigen Gitarren und einem großartigen Refrain gesegnet ist.
Und auch im weiteren Verlauf ist die Stimmung auf "Lamb" eher positiv oder sogar euophorisch, womit wir uns natürlich noch weiter von der Schublade entfernen, in die das Label und die Band sich selbst stecken will. Zum Glück für die Truppe aus London bin ich trotz anfänglicher Enttäuschung auch im weiteren Verlauf der Spielzeit aber dabei, denn auch das sehr unterhaltsam Brit-Pop-Rock-Revival, das die Jungs hier abfackeln, läuft mir hervorragend rein. Gerade Nummern wie 'Do You Know Where You Are' oder 'Sinking Feeling' punkten auf ganzer Linie und schreien geradezu danach, in einem Club oder sogar einer größeren Arena von hunderten Kehlen mitgesungen zu werden. Mein ganz persönliches Highlight 'One Time Alarm' versteckt sich dabei erst einmal hinter einem unscheinbaren und ruhigen Intro, doch wenn die Nummer erst einmal Fahrt aufnimmt, zündet der Fünfer ein wuchtig-melancholisches Feuerwerk, das so ansonsten nur PLACEBO in dieser Qualität schreiben kann. Ganz, ganz großes Kino!
Bleibt zu hoffen, dass die Briten mit ihrem Grunge-Aushängeschild nicht die eigentliche Ziel-Hörerschaft abschrecken, denn um unter dem Radar zu fliegen, ist "Lamb" einfach ein viel zu starkes Album. Solltet ihr euch also auch im wuchtigen Alternative Rock zuhause fühlen und gleichzeitig den Rock'n'Roll der Neunziger lieben, darf ich euch zu einem Antesten raten, denn besser als bei KING NUN habe ich diese Stilrichtung von einem Newcomer lange nicht gehört!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs