KELLY SIMONZ´S BLIND FAITH - Sign Of The Times
Mehr über Kelly Simonz´s Blind Faith
- Genre:
- Power Rock
- Label:
- Lion Music
- Release:
- 08.07.2002
- Eternal Flame
- Still
- King Of The Castle
- Solitude
- Blind Faith
- Sign Of The Times
- Suite In B Minor BWV 1067
- Cry For You
- Serpent In A Paradise
- Pain
- Stay In My Heart
- Blind Faith (Live)
Der Japaner Kelly Simonz begann im Alter von 14 Jahren mit dem Gitarre spielen, beeinflusst durch Akira Takasaki und Yngwie Malmsteen, und bereits ein Jahr später konnte er sein zunehmendes Können unter Beweis stellen, indem er in einer Band Cover-Versionen dieser Musiker spielte. Er entwickelte sich immer weiter und ging dann u.a. für ein paar Jahre in die USA, wo er sich hauptsächlich als Session-Musiker verdingte. Nachdem sein Bruder einen tragischen Autounfall erlitten hatte, kehrte er 1994 nach Japan zurück und begann damit, eine Solo-Karriere auf die Beine zu stellen. Dabei kann der Begriff Solo-Karriere durchaus wörtlich genommen werden, denn Kelly Simonz´ BLIND FAITH ist im Endeffekt eine Ein-Mann-Band. Kelly macht nämlich alles im Alleingang: er schreibt sämtliche Songs und ist auch für die Texte verantwortlich, er spielt alle Instrumente selbst und singt darüber hinaus auch noch. Und da ist es dann schon fast wie selbstverständlich, dass er sein Debüt-Album "Sign Of The Times", das in Japan im Übrigen bereits 1998 veröffentlicht wurde, aber nun endlich auch in Europa erhältlich ist, auch selbst produziert und abgemischt hat.
Der erste Song des Albums, "Eternal Flame", beginnt recht ungewöhnlich mit einem Orgel-Intro, das irgendwie an Gottesdienst und Kirche erinnert, doch als dann Kelly Simonz mit seinen fetten Gitarrenriffs loslegt, sind dann eher infernale Assoziationen angebracht. Überhaupt kann der Japaner schon bei diesem Song sehr eindrucksvoll demonstrieren, dass er sehr wohl mit der Gitarre umgehen kann - sowohl bei eher riff-orientierten als auch bei eher frickligen Passagen. Nicht ganz so überzeugend ist dagegen seine Gesangsleistung. Seine Stimme klingt zwar ziemlich warm und dennoch kräftig, aber ihr fehlt etwas die Variabilität, so dass die gesangliche Abwechslung ein wenig auf der Strecke bleibt. Doch das macht Kelly Simonz auf der instrumentalen Seite mehr als wett - wie sich auch am zweiten Song, "Still", zeigt, der komplett anders klingt als der Opener. Der Song ist sehr ruhig gehalten, ohne dabei jedoch in gängige Balladen-Klischees abzudriften. Bei "King Of The Castle" geht der Japaner wieder deutlich energischer zu Werke, wobei der Song sehr stark vom druckvollen Drumming und Riffing geprägt ist. Darüber hinaus kann man diesem Song durchaus progressive Tendenzen nicht absprechen. "Solitude" ist dann ein erstes Instrumentalstück (von insgesamt fünf), das sehr ruhig daherkommt und nicht wirklich viel mit Rock oder gar Metal zu tun hat. Es ist sehr klassisch beeinflusst und zeigt deutlich das technische Können von Kelly Simonz. Das anschließende "Blind Faith" ist wieder ein Song im eigentlichen Sinne und wirkt aufgrund des stampfenden Rhythmus ziemlich groovig. In den Instrumentalteilen wechseln sich symphonisch anmutende Passagen mit regelrechten Frickelparts ab. Sogar der Titeltrack "Sign Of The Times" ist ein Instrumentalstück, das aber leicht und locker in der Speed Metal-Schublade einsortiert werden könnte und das dementsprechend schnell daherkommt (auch ein Irgendwie Malmsteen hätte das wohl nicht besser hinbekommen). Die "Suite In B Minor BWV 1067" ist dann genau das, was man sich bei diesem Titel erwartet - ein klassisches Instrumentalstück (auf technisch hochstehendem Niveau). Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, folgt mit "Cry For You" ein weiteres Instrumentalstück, das seine klassischen Einflüsse auch nicht verleugnen kann und das auch rechtfertigt, dass Kelly Simonz´s BLIND FAITH in der Produktinformation mit Symphonic Power Metal kategorisiert wird. Mit "Serpent In A Paradise" hat Kelly Simonz dann nach längerer Zeit wieder einen "kompletten" Song am Start, der aber trotzdem weniger vom Gesang als von den schnellen Riffs und Gitarrenläufen lebt. Im Vergleich zu diesem Song kommt das anschließende "Pain" (im Übrigen wieder ein Instrumentalstück) viel ruhiger daher, da es sehr stark vom klassischen Gitarrenspiel dominiert wird. "Stay In My Heart" geht dann als astreine Power-Ballade durch, da es von eher verhaltenen Riffs und sehr melodischen Gitarrenläufen geprägt ist (was natürlich nicht heißen soll, dass es an irgendeiner Stelle auf diesem Album unmelodisch zugeht), aber dennoch ist dieser Song meilenweit von irgendwelchen seichten Gefielden entfernt. Als Abschluss ist auf dem Album nochmals "Blind Faith" enthalten, und zwar in einer recht kraftvollen Live-Version.
Mit "Sign Of The Times" hat Kelly Simonz ein sehr gutes und auch sehr abwechslungsreiches Album vorgelegt. Der Gesang ist zwar - wie gesagt - nicht so ganz das Gelbe vom Ei, aber dafür kann der Japaner mit seinem technischen Können und seinem Gespür für schöne Melodien überzeugen. Dennoch werden sich auch bei ihm - wie beispielsweise auch bei Yngwie Malmsteen - die Geister scheiden (obwohl ich persönlich Kelly Simonz weitaus zugänglicher finde). Wer stark klassisch beeinflusste Gitarrenarbeit auf höchstem Niveau zu schätzen weiß, der kann bei diesem Album nahezu bedenkenlos zugreifen, doch alle anderen sollten vielleicht doch erstmal in diese Scheibe reinhören. Wenn jemand mit überlangen Gitarrensoli und Frickelparts überhaupt nichts anfangen kann, dann kann er sich aber auch das sparen. ;-)
Anspieltipps: Eternal Flame, Blind Faith, Sign Of The Times
- Redakteur:
- Martin Schaich