KEKAL - Autonomy
Mehr über Kekal
- Genre:
- Electro/Avantgarde/Post Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Whirlwind Records
- Release:
- 15.11.2013
- Rare Earth Elements
- Pandora's Empty Box
- Go Ahead And Feel The Pain
- Disposable Man
- Swings Of All Moods
- Indonesanity
- Futuride
- Playground
- iCorna
- Space Between Spaces
- Learning To Love The Future
Ob das ein Mensch komponiert hat?
Ein sehr interessantes Album ist uns hier aus Indonesien, genauer: Jakarta, rübergeschwappt. Die Band heisst KEKAL, besteht schon seit 1995 und veröffentlicht mit "Autonomy" ihr neuntes Album. Sie startete laut eigener Bandbio als Extrem-Metal-Band, veränderte ihren Stil mit den Jahren jedoch immer weiter in eine elektronische und damit auch experimentellere Richtung. Auf eine experimentelle Bandphilosophie trifft man auch, wenn man nach den beteiligten Musikern sucht. Die letzten Mitglieder scheinen KEKAL anno 2009 verlassen zu haben und die "Band" wird seitdem durch eine 2D-Illustration repräsentiert, die man auf der Bandhomepage begutachten kann. Irgendjemand muss jeoch die Musik komponiert und eingespielt haben und ginge es nach mir, müsste dieser jemand sich dafür keinesfalls schämen.
Zunächst jedoch streichen wir mal das Attribut "Metal" aus der musikalischen Charakterisierung. Es gibt zwar hin und wieder mal verzerrte Gitarren, die aber eher so klingen, wie man dies bei Industrial- oder Post Rock-Kapellen findet: zwischen fast übersteuertem Strumming und maximum distortion Walls-Of-Sound. Sie nehmen aber keinen allzu großen Raum bei KEKAL ein. Die Musik drumherum würde ich gerne als "elektronischen Freistil" bezeichnen, denn so richtig einsortieren lässt sich dieses bisweilen recht lärmige, dissonante und durchaus auch harte KEKAL-Klang-Konglomerat nicht. Vielleicht hat die Musik doch kein Mensch gemacht und hinter dem Gebilde auf der Homepage steckt ein nerdiger Programmierer, der seinen Macbook Pro zu einem Musikanten umgecodet hat. Zuzutrauen ist diesen Asiaten ja alles.
Was dabei herauskommt, ist jedoch sehr cool. Gleich bei 'Rare Earth Elements' geht's schon krass ab, ein modifiziertes RADIOHEAD-Sample (ich hab keine Ahnung, ob es das wirklich ist, klingt nur so) pfiezt schön fiepig aus den Lautsprechern, wird dann durch eine verhallte (vielleicht ja auch computergenerierte?) Stimme begleitet, danach wird im Stile von ARCHIVE gesteigert bis der Song sich in coolen DEVIN TOWNSEND'schen Soundwalzen überschlägt. Doch fast wie durch den Zufallsgenerator gewürfelt, wird dies immer wieder durch andere - komische - Sounds unterbrochen. Macht mir aber nix, dieses KEKAL-Ding hat eine coole verzerrte Stimme, irgendwo zwischen Männlein und Weiblein (MEIN Macbook wäre sicherlich ein Mädchen), vielleicht Neutrum, und generiert nebenbei total faszinierende Harmonien. Die Musik ist dabei meist schräg und unnahbar, auf den ersten Hör wird manchem vielleicht auch der Tiefgang fehlen. Der Trick hier ist, man muß als Hörer geistig eher raus- als reinzoomen und das Gehörte aus der Ferne betrachten. Aus dem Weltraum runtergucken sozusagen. Oder runterhören? Und auf einmal wird dann ein Track wie 'Learing To Love The Future' bei aller Avantgarde ein musikalischer Ästhet. Langsam verdichten sich hier die Nebel zu einem undurchdringlichen Gebräu aus verknäuelten Nullen und Einsen und generieren damit anziehende Schwerkraft.
In anderen Tracks wie z.B 'Go Ahead And Feel The Pain' zerfasern sich die Klänge aber zu oft im kosmischen Rauschen, was man bei der Musik als erstes kritisieren könnte. Ansonsten gibt es nicht viel Negatives auf "Autonomy" zu verkünden. Dieses Album werden sowieso nur Freaks, die nach neuen Jagdgründen suchen, ausbuddeln wollen und genau diese seien hiermit aufgefordert, mal ein Horcherlein in Richtung Asien auszurichten. Lohnt!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker