JACOBS DREAM - Drama Of The Ages
Mehr über Jacobs Dream
- Genre:
- US Power Metal
- Label:
- Metal Blade / SPV
- Release:
- 02.05.2005
- Drama Of The Ages
- Keeper Of The Crown
- Spinning Leaf
- Stand Or Fall
- Tempest
- Third Way
- Forever Winter
- Drowning Man
- Deceiver Of The Nations
- Cutting Words
- Victory
- At The Gates
- Instrumental (versteckter Bonus)
Nach dem Release des zweiten Albums für Metal Blade ging es im Hause JACOBS DREAM scheinbar ein wenig drunter und drüber. So hat es vier lange Jahre gedauert, bis die Jungs aus Ohio nun den Nachfolger zu "Theater Of War" vorlegen können. In jenen vier Jahren hat sich auch das Line-up sehr stark verändert. Vom genannten Vorgänger sind gerade mal noch Gitarrist John Berry und Basser James Evans mit von der Partie. Dafür sind aber passend zum zehnjährigen Jubiläum der Band mit Gitarrist Jon Noble und Schlagwerker Gary Holtzman zwei weitere Gründungsmitglieder zurückgekehrt, so dass die neue Scheibe "Drama Of The Ages" im Prinzip von der Urbesetzung eingespielt wurde. Lediglich der Gesangsposten ist komplett neu besetzt, was den Sound der Band doch sehr gravierend verändert, da David Taylor mit seiner sehr hohen, manchmal fast an John Arch oder gar Geddy Lee erinnernden Stimme ja doch kein alltäglicher Sänger war.
Sein Nachfolger Chaz Bond hat jedenfalls einen ganz anderen Stil, was unter Umständen sogar dazu führen könnte, dass JACOBS DREAM nun ein breiteres Publikum ansprechen werden. Sein Gesang ist gemäßigter und tiefer, aber ebenfalls meist sehr klar. Ein weiteres Plus von Chaz ist, dass er sehr kraftvoll singen kann und ein enormes Stimmvolumen aufweist. Wer an den bisherigen Scheiben besonders den Gesang mochte, der wird natürlich auf "Drama Of The Ages" etwas vermissen, aber meiner Meinung nach im instrumentalen und kompositorischen Bereich durchaus auf seine Kosten kommen, da die Band hier gegenüber den Vorgängeralben in keiner Weise abgebaut hat. Viele Songs sind sogar griffiger und prägnanter gestaltet und gehen schneller ins Ohr, ohne dabei an Anspruch einzubüßen. Für mich persönlich wiegt, obwohl ich Taylors Gesang immer sehr gut fand, auch der Wechsel am Mikro überhaupt nicht schwer, da ich Bonds Arbeit hier nur meine absolute Hochachtung entgegenbringen kann. Der Mann singt meist in etwas tieferen Tonlagen und erinnert mal ein wenig an Charles Rytkönen, dann an Eric Clayton oder andernorts an Matt Barlow. Ihr seht also, die Gesangsarbeit ist heute deutlich abwechslungsreicher als früher, wenn auch vielleicht nicht ganz so eigenständig, wobei auch Chaz Bond natürlich in keiner Weise nach einer Kopie der genannten Leute klingt. Die Vergleiche sollen euch nur eine ungefähre Vorstellung vom Stil des neuen Sängers geben.
Das Songmaterial ist ebenfalls sehr gut durchmischt. Der eröffnende Titeltrack ist ein hymnisches Midtempostück mit sehr prägnantem Chorus, 'Keeper Of The Crown' zieht dann etwas an, zelebriert traditionellen US Metal par excellence und offenbart einige schöne progressive, MAIDEN-lastige und auch leicht thrashige Anklänge, so dass hier auch Fans von ICED EARTH angetan sein dürften. In eine melancholischere, düstere Richtung tendiert sodann das sehr getragene 'Spinning Leaf' mit seinen atmosphärischen Keyboards. Auch 'Stand Or Fall' greift eine ähnliche Stimmung auf, überrascht aber mit etlichen höher gesungenen Passagen und dem geshouteten Refrain. 'Tempest' ist heavy und stampfend, glänz aber vor allem im Gesangsbereich mit Vielseitigkeit und Tiefgang, was sogar einige gemäßigte Growls umfasst. Dazu gibt es ein wirklich tolles Solo, wie allgemein die Arbeit der beiden Gitarristen sehr hoch einzuschätzen ist, die uns etliche zweistimmige Leads präsentieren, die wirklich Aufsehen erregen. Mit 'Third Way' geben die Mannen aus Columbus eines ihrer thrashigsten Stücke zum Besten, das allerdings ein sehr melodischer Refrain ziert. Ein langer Instrumentalabschnitt eröffnet 'Forever Winter', das mich ein wenig an die neueren JAG PANZER erinnert. Es folgt das mit vielen akustischen Gitarren versehene, anfangs balladeske, später aber recht harte 'Drowning Man'. Das letzte Drittel des Albums läutet das teils recht schnelle und immer sehr melodische, stark von den Leadgitarren dominierte 'Deceiver Of The Nations' ein, das ebenfalls einige recht extrem gesungene Parts enthält. Etwas atmosphärischere und progressivere Bereiche deckt das dramatische 'Cutting Words' ab, bevor 'Victory' wieder sehr episch und hymnisch daherkommt, aber auch einen Ausbruch in thrashige Hochgeschwindigkeitsbereiche enthält. Das Finale in Gestalt von 'At The Gates' wird von Schlachtengetöse angekündigt, von einer Solomelodie eingeleitet und entpuppt sich schließlich als dynamisches Stück im gehobenen Tempo, mit schönen Gitarrenharmonien. Im Anschluss daran findet sich noch ein versteckter Bonus, dessen Titel ich nicht kenne. Jedenfalls ist es ein schönes Instrumental mit Keyboards, prägnantem Bass, akustischen Gitarren und sehr schönen Leads auf der Elektrischen.
Im Endeffekt ist "Drama Of The Ages" trotz der schon recht einschneidenden Besetzungsänderung am Mikro ein sehr überzeugendes Album geworden, das sich hinter seinen Vorgängern nicht zu verstecken braucht, da es sogar einen Tick mehr Abwechslung bietet und keinerlei Durchhänger oder gar Ausfälle enthält. Wobei ein absoluter Überflieger wie einst 'Kinescope' für meinen Geschmack dieses Mal leider nicht dabei ist. Dennoch festigen JACOBS DREAM mit ihrer dritten Scheibe den Anspruch, zu den aktuellen Hoffnungsträgern des Heavy Metal der klassischen amerikanischen Ausprägung zu gehören, so dass ich die Scheibe eigentlich jedem Fan des Genres wärmstens empfehlen kann, zumal der Sound absolut in Ordnung geht und das Album von einem sehr schönen Cover geziert wird.
Anspieltipps: Drama Of The Ages, Keeper Of The Crown, Forever Winter, At The Gates
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle