INTERPOL - Interpol
Mehr über Interpol
- Genre:
- Indie / Post-Punk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cooperative Music (Universal)
- Release:
- 03.09.2010
- Success
- Memory Serves
- Summer Well
- Lights
- Barricade
- Always Malaise (The Man I Am)
- Safe Without
- Try It On
- All Of The Ways
- The Undoing
Das bisher beste Indie-Album 2010
INTERPOL. Der düstere Soundtrack für eine aufgewühlte Großstadtnacht. Ein akustischer Kühlschrank in einer nächtlichen Wohnung, welche nur durch die Neonlichter der Stadt mit Licht durchflutet wird.
Über drei Alben hat die Band ihren elegant-stilvollen Sound verfeinert. Album Nummer vier hätte ihr schwierigstes werden sollen, mussten sie doch den Ausstieg von Bassisten Carlos Dengler verkraften. Dieser arbeitete aber noch mit am selbstbetitelten Werk und seine Entscheidung war Band-intern schon länger bekannt.
Mit dem Opener 'Success' bewegen sich INTERPOL noch auf bekanntem Terrain. Wer die letzte KINGS OF LEON-Platte mag und es aber gerne noch düsterer hätte, dem sei diese Platte hier nur wärmstens zu empfehlen. INTERPOL klingen zwar weniger nach Stadion als die Followill-Bande, dafür allerdings auf eine unterkühlte Art eindringlicher. Es springen einem auf "Interpol" keine offensichtlichen Hits entgegen wie auf "Antics" etwa die Single 'Narc', welche ein Post-Punk-Revival auslöste. Man muss dem vierten Album der New Yorker Zeit geben.
Im Gegensatz zum Vorgänger "Our Love To Admire" klingt man wieder frischer und aufregender, zudem atmosphärischer. Aber auch weinerlicher, wenn man so will. Waren die Texte der 2007er Platte recht machohaft, so dass sie für Sänger/Gitarrist Paul Banks daher schwierig zu singen waren, zeigt man sich 2010 von der zerbrechlichen Seite. Man offenbart die zarten, weinerlichen und schwachen Stellen des männlichen Innenlebens. Stets im Kampf mit sich selbst, nach außen hin der starke Beschützer, nach innen doch ganz anders. Nachzuhören im großartigen 'Always Malaise (The Man I Am)'.
Zu diesem textlichen Oberthema passt auch die Musik bestens. Man schraubt die Gitarren zeitweise ziemlich in den Hintergrund zurück, verändert ihren Sound oder lässt direkt eleganten Keyboardteppichen den Vortritt. Von Hördurchgang zu Hördruchgang wird dieses Album eindringlicher und erschließt sich dem Hörer. Monotone Stücke wie 'Try It On' leben von einem einzigen Klavierthema, welches von Anfang bis Ende fast ununterbrochen benutzt wird. Nur einmal spielt die Gitarre das gleiche Motiv gegen Ende noch einmal, bevor das Klavier wieder einsetzt. Besonders bei diesem Song merkt man die Entwicklung von INTERPOL, die um eine einzige Melodie rum einen über dreieinhalb Minuten langen Song bauen, welcher sich immer weiter auftürmt.
Allerdings lassen selbst INTERPOL sogar einen Funken Licht durch ihr kühles, tiefgraues musikalisches Dickicht blitzen. Das abschließende 'The Undoing' ist der düsterste (ein Adjektiv, welches man bei dieser Band nunmal fast schon inflationär benutzen muss) Track und lässt gegen Ende ein Wechselbad aus Resignation/Traurigkeit und dezenter Hoffnung aufkommen.
"Interpol" ist ein großartiges Album und eine Steigerung zum Vorgänger "Our Love To Admire". Es toppt auch andere hochkarätige Releases aus dem Großraum Indie wie z.B. FOALS, THE NATIONAL oder KATE NASH. Wer stilvollen Indie mit einem ordentlichen Einschlag von JOY DIVISION hören will, ist mit der neuen INTERPOL die nächste Zeit bestens bedient.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Sebastian Berning