INFERNAL ANDROIDS - Tales Of Doom And Grief
Mehr über Infernal Androids
- Genre:
- Modern Metal / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 15.03.2024
- Echoes Of Silence
- Return To Delirium
- Destruction Of The Past
- Symphony Of Shadows
- Rising Dead
- Spectres From Another Dimension
- Doom
Moderner, aber auch farbloser Metal der Androiden aus der Zukunft.
Viele Infos sind es nicht, die uns die Band INFERNAL ANDROIDS spendiert hat, um das Debütalbum "Tales Of Doom And Grief" zu besprechen. Bekannt ist über die Truppe, die sich nicht ganz unähnlich zu SLEEP TOKEN hinter goldenen Masken und tiefen Kaputzen versteckt, nur, dass sie aus Deutschland stammt und sich aus insgesamt fünf Musikern zusammensetzt. Selbige verstecken sich natürlich auch hinter Pseudonymen, die alle mit dem Wort "Android" beginnen und von einer Nummer beendet werden. Ebenso lässt uns die Band wohl mehr scherzhaft wissen, dass sie aus der Zukunft stammt (oder zumindest ihre Musik dort aufgeschnappt hat) und die selbst vorgenommene Genre-Berechnung die Kategorie Melodic Death Metal ausgespuckt hat.
So weit, so unklar. Doch ist die Anonymität der Mitglieder eben auch eine Chance, denn so muss ganz alleine die Musik für die infernalischen Androiden sprechen, denn das Artwork tut selbiges schon einmal nicht. Offenkundig wurde selbiges nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einer modernen Artwork-K.I. generiert und sieht entsprechend seelenlos aus. Ja, das Ganze passt natürlich zum Thema der Band, aber mir persönlich geht es inzwischen doch gehörig auf die Nerven, wenn statt echter Künstler die künstliche Intelligenz als Lieferant für Artworks herangezogen wird. Und auch musikalisch ist das Quintett passend zum futuristischen Auftreten dicht am Zeitgeist, denn wirklich musikalische Parallelen zum Melodic Death Metal, wie ich ihn umschreiben würde, sehe ich hier nur wenige. Stattdessen mischt die mysteriöse Truppe munter Modern Metal mit sehr poppigem Metalcore, garniert das Ganze mit einer ordentlichen Prise Industrial und hat definitiv nicht nur für die Optik in Richtung SLEEP TOKEN geschielt, sondern versucht sich auch musikalisch etwas in dieser Richtung zu positionieren.
So weit ist diese Ausrichtung, bei der übrigens auch zahlreiche Keyboards und gesampelte Orchestrationen zum Einsatz kommen, ja überhaupt nicht verkehrt, sondern hat gerade dank einer starken Gesangsleistung, die von Shouts über Growls bis hin zu druckvollen Klargesängen alles abdeckt, durchaus viel Potential. Leider wird die gute Grundidee aber selten wirklich gut in Szene gesetzt, denn während Bass und Elektro-Elemente gemeinsam mit den recht stark getriggerten und bearbeiteten Drums immer fest das Zepter in der Hand halten, sucht man die Gitarren gerade in Tracks wie 'Return To Delirium' oder 'Destruction Of The Past' nahezu vergeblich, was zumindest in meinen Ohren viel Potential verschenkt. Zugegeben, gerade dank der starken Gesangslinien haben auch diese Songs ihre Momente. Hört man aber einmal, was für ein Potenzial in den Androiden steckt, wenn etwa in 'Rising Dead' auch einmal die Gitarren eine harte Kante fahren und eine prominente Rolle übernehmen dürfen, kommt man nicht umhin, doch etwas enttäuscht zu sein. Wenn die Sechsaiter nämlich wieder tiefer im Klangbild verbuddelt werden, dann auch noch das Autotune zum Einsatz kommt und die Keyboards tanzbar werden, erinnert mich INFERNAL ANDROIDS frappierend an ELECTRIC CALLBOY, was mir dann zumindest den Hörgenuss endgültig madig macht. Ebenso streitbar dürfte auch die Kategorisierung als Album sein, denn gerade einmal 25 Minuten sind doch etwas mau, wobei das bei einem kostenlos auf der Bandcamp-Seite zur Verfügung stehenden Album nicht so sehr ins Gewicht fällt.
Was macht man insgesamt aus "Tales Of Doom And Grief"? Nun, mir persönlich ist die Platte deutlich zu sehr auf den Zeitgeist zugeschnitten und lässt einfach diese spannenden Momente vermissen, die ähnlich gelagerte Kollegen anzubieten haben. Gleichzeitig ist aber auch durchaus viel Potenzial vorhanden, um es in der Zukunft besser zu machen. Und wenn ihr euren Metal mit sehr starker Electro-Schlagseite mögt, dann könnte sich auch schon jetzt ein Antesten lohnen, denn wie erwähnt hat der Silberling durchaus einige spannende und starke Momente. Von mir gibt es dennoch "nur" 6,5 Zähler.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs