IN THIS MOMENT - Mother
Mehr über In This Moment
- Genre:
- Modern Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Atlantic / Roadrunner
- Release:
- 27.03.2020
- The Beginning (Interlude)
- Fly Like An Eagle
- The Red Crusade (Interlude)
- The In-Between
- Legacy
- We Will Rock You
- Mother
- As Above, So Below
- Born In Flames
- God Is She
- Holy Man
- Hunting Grounds
- Lay Me Down
- Into Dust
Siebtes Studioalbum der modernen Metal-Truppe.
IN THIS MOMENT kannte ich bisher immer nur vom Namen her - und den teils auffälligen Artworks. Auch "Mother" dürfte sich gut als T-Shirt-Motiv machen und in den CD-Regalen auffallen. Ich schätze allerdings, dass die entsprechenden Hörer eher bei Spotify oder YouTube unterwegs sind, und auch da schaut das Cover in einer Playlist sicher cool aus. Also, ich kann dieses Album nicht mit den sechs Vorgänger vergleichen.
Nach einem nach Horror-Film klingenden Intro geht es mit 'Fly Like An Eagle' richtig los. Und hier wird mal gleich zum Einstieg ein Coversong gewählt? In der Tat eine interessante Wahl; das Original stammt von der STEVE MILLER BAND. Hier geht es aber natürlich nicht gechillt-70er-mäßig zu Werk. Maria Brink singt stark, ansonsten sind durchaus Industrial-Elemente im Sound erkennbar. Irgendwie hätte ich bei dieser Band Metalcore erwartet, aber davon ist man definitiv weit entfernt. Eher haben wir es mit sehr modernem Hard Rock mit elektronisch beeinflussten Gitarrensounds zu tun. Quasi das, was MARILYN MANSON Mitte der Neunziger gemacht haben, aber zu Beginn der neuen Zwanziger. Gleich nach dem Cover folgt ein Interlude, so dass die vierte Nummer ('The In-Between') quasi der erste eigene Track auf dem Album ist. Und ich muss sagen: Auch wenn das sicher musikalisch nicht meine Baustelle ist, wurde hier doch ziemlich coole Arbeit abgeliefert: dicke-Hosen-Metal, der nicht allzu weit weg ist von FIVE FINGER DEATH PUNCH, aber mit stattlichem elektronischen Einschlag. Die stark mit Effekten belegte Stimme ist für mich manchmal sehr gewöhnungsbedürftig, aber es scheint eine neue Generation an Metalheads ja abzuholen, dementsprechend haben die Jungs und die Dame alles richtig gemacht. 'Legacy' heißt dann der nächste Song, der schon fast im Radio laufen könnte. Mal ernsthaft, warum hatte ich hier immer eine brutale Band erwartet? Bei den elektronischen Spielereien fallen mir die Großen der Zunft ein - VANGELIS oder TANGERINE DREAM. Ob das wirklich Einflüsse sind, sei mal dahingstellt. Sonst ist "Mother" vom Sound her näher an EVANESCENCE oder ALTER BRIDGE als an AS I LAY DYING.
Dass dann ausgerechnet 'We Will Rock You' gecovert wird, überrascht schon sehr. Bei so einer Nummer kann man doch eigentlich nur verlieren? Dicke Pluspunkte gibt es dafür, dass Taylor Momsen (THE PRETTY RECKLESS) als Gastsängerin mit an Board ist, auch Izzy Hale (HALESTORM) macht ihre Sache gut. Dennoch: Wer erinnert sich schon an gute QUEEN-Cover-Versionen? Mir fällt eigentlich nur 'Spread Your Wings' bei BLIND GUARDIAN ein, aber die Band ist natürlich so massiv QUEEN-beeinflusst, dass der Sprung winzig ist. Hier ist er musikalisch riesig, und keine der Damen hier kann in einer Liga mit Hansi Kürsch oder Freddie Mercury singen (das können natürlich auch nur sehr wenige Sänger). Netter Versuch, aber am Schluss wäre das doch eher eine nette Single-B-Seite gewesen.
Es folgt der Titelsong, eine wenig begeisternde Halbballade. Mit 'As Above, So Below' folgt nicht die erhoffte ANGEL WITCH-Hommage, sondern ziemlich purer Industrial Rock. Insgesamt ein einprägsamer und überzeugender Track. Auch bei 'Born In Flames' regieren die klinischen Key-Sounds. Der sehr basslastige Song leidet etwas am fehlenden Spannungsaufbau. 'God Is She' versucht dann das metallische Gegenstück zu 'God Is A Woman' (ARIANA GRANDE) darzustellen. Puh, die Nummer ist leider ziemlich langweilig. Bei einigen Stücken fehlt echt noch mal so die dynamische Verschiebung, die aus einem netten Rocksong auch mal mehr macht. Das gilt eins zu eins auch für den 'Holy Man' - so etwas gibt es bei HALESTORM oder THE PRETTY RECKLESS halt alles auch spannender.
Bei 'Hunting Grounds' ist dafür etwas mehr los, was nicht nur an Gastsänger Joe Cotela (von der mir unbekannten Band DED) liegt. Der Doppelgesang funktioniert hier super, und auch Drumming und Gitarrenspiel sind ziemlich gefällig. Ein Album auf dem Niveau der Anspieltipps fände ich übrigens ziemlich klasse - das würde mindestens zwei Notenpunkte mehr bekommen! Dies wird jedoch leider nur über ca. ein Drittel der Tracks gehalten.
Mit der Nu-Metal-Hymne 'Lay Me Down' gibt es zum Ende hin zum Glück noch mal eine feine Nummer, die ziemlich mitreißend ausfällt. Mit 'Into Dust' setzt es eine sechsminütige Schlussnummer. Hierbei handelt es sich um ein Cover von MAZZY STAR, einer Alternative-Band, von der ich noch nie gehört habe. Drei Cover für so ein Album sind auch ein bisschen viel, oder? Beim Nachhören im Netz habe ich aber festgestellt, dass das von akustischen Gitarren getragene Original ziemlich genial ist. Zumindest Geschmack ist hier erkennbar. Der Song wird zudem nicht wesentlich verhunzt, Maria Brink kann offensichtlich durchaus singen.
Insgesamt ist das Album wenig überragend. Es handelt sich um meist ganz ordentlich gemachten, aber wenig inspirierenden Mainstream Rock mit Industrial-Einschüben, der sicher für junge Hörer heute eine gute Erstbegegnung mit harter Musik darstellen kann. Wer guten aktuellen Rock mit Damengesang hören will, sollte aber im Zweifel eher zu THE PRETTY RECKLESS greifen, oder auch zu HALESTORM. Da gibt es Musik wie auf "Mother", nur auf einem höheren Qualitätslevel. Die drei Coversongs, von denen auch nur der letzte gelungen ist, sind zudem ziemlich überflüssig.
Anspieltipps: The In-Between, Hunting Ground, Lay Me Down.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer