ILLUMINATE - AugenBlicke
Mehr über Illuminate
- Genre:
- Pop
- Label:
- Gallery / Nuclear Blast
- Release:
- 27.09.2004
- Intro: "Augenblick... verweile doch!"
- Verzeih' mir!
- Sonnenkind
- Meine Zeit
- Am Ufer
- Abschied
- Ich glaub' an Dich!
- Ich kenn' die Welt nicht mehr
- Augenblick
- Outro: "Für immer fort"
"Kaum eine andere Band innerhalb der deutschsprachigen Alternative/(Dark)Wave-Szene hat in den letzten elf Jahren die Medien und Hörer so polarisiert wie ILLUMINATE", heißt es im Beipackzettel. "Entweder in den siebten Himmel gelobt oder als 'Schlager' verrissen". Na, da war ich aber gespannt. Leider ließ die Spannung schnell nach ...
Das 'Intro: Augenblick... verweile doch!' besteht aus romantisch und etwas pathetisch fließenden Keyboardsounds, die wie aus einer Meditations-CD klingen.
Mit ebensolchen geht es in 'Verzeih' mir!' klar und hell weiter. Der auf "AugenBlicke" stets im Vordergrund stehende Gesang klingt ziemlich kitschig und ein wenig nach BLUMFELD. Perlende Klavierklänge mischen sich unter die elektrischen Keyboardfäden, im Hintergrund sind noch surrende E-Gitarren zu hören.
Diese setzen in 'Sonnenkind' schon dominanter mit weit ausholenden und schwerer werdenden Riffen ein, die zunächst einen dumpfen Rhythmus vorlegen, dann jedoch in ein eher zähflüssig dahindröhnendes Stück münden. Die seltsam weiche und flache Stimme des Sängers ergeht sich in einer Melodie wie aus dem Konfirmandenunterricht, unter die sich dann noch eine hymnisch-sphärische Frauenstimme mischt.
'Meine Zeit' beginnt mit stumpf bollendem Dorfdisco-Beat, nervigen Synths, und dann setzt der seicht gehauchte Schlagertext ein. Furchtbar! Nicht enden wollend, zieht sich das Stück in monotonen Schleifen dahin.
ILLUMINATEs soßige Mischung aus klavieriger Naturromantik, Electropop und kitschiger Poesie ist wirklich kaum auszuhalten.
'Am Ufer' bietet immerhin noch einen ausnahmsweise nicht ganz so seicht dahin plätschernden Klaviersound zur langsam dräuenden Gitarre und einem Electropop-Beat, der klingt wie WOLFSHEIM für Arme. Doch auch der atmosphärische Frauengesang lässt den künstlerischen Wasserstand dieser Uferimpression nur knapp bis an die Durchschnittsmarke steigen.
In 'Abschied' wird "dein zärtliches Gesicht" ganz besonders innovativ auf "zum Abschied weine nicht" gereimt, während irgendwo ein einsamer Rezensent mit leicht verstörtem Silberblick sich sanft und lautlos übergibt.
Auch 'Ich kenn' die Welt nicht mehr' und 'Augenblick' sind nicht gerade weniger symptomatisch für das Album - sowohl was die Texte voller romantischer Belanglosigkeiten und seichtem Weltschmerz angeht, als auch, was die uninspirierte Rhythmik sowie Melodik betrifft.
Das 'Outro: Für immer fort' eignet sich aufgrund seiner unaufdringlichen, einschläfernden Klavierklänge immerhin noch als Gute-Nacht-Stück. Im Übrigen bleibt nur zu hoffen, dass ILLUMINATE nach dieser übertrieben süßlichen, doch hauptsächlich furchtbar bleichen Veröffentlichung wirklich für immer fort bleiben.
Die Promo-Agentur ergeht sich in fast schon esoterischem Geschwurbel und preist die Scheibe unter anderem mit den Worten "Der neunte Longplayer umspielt die beiden gegensätzlichen Sphären 'Innovation' und 'Tradition' sanft verleiht 'AugenBlicke' dadurch ein reiferes und tiefgründigeres Dasein, als es jemals bei ILLUMINATE der Fall war."
Sollte dies aber stimmen, so hoffe ich sehr, niemals den ersten Ergüssen der Musiker ausgesetzt zu sein. Denn von Innovation kann hier nun wirklich keine Rede sein, die Tradition aber beschränkt sich auf eine gänzlich verwässerte und verkitschte Form von Romantik.
Anspieltipps:
Das ziemlich durchschnittliche 'Sonnenkind', das ganz und gar grässliche 'Meine Zeit' und das noch halbwegs akzeptable 'Am Ufer' dürften einen recht repräsentativen Überblick geben.
- Redakteur:
- Eike Schmitz