HOW LIKE A WINTER - ... Beyond My Grey Wake
Mehr über How Like A Winter
- Genre:
- Doom
- Label:
- Martyr Music Group
- A Flower That Sears In Silence
- All The Seasons Of Madness
- Laying Together Again
- Bescreen'd
- Who Is Hiding
- Crucifige
- XCVII
- The Night, Then Him
- So Death Would Be Just A Bad Dream
HOW LIKE A WINTER ist eine italienische Doomkapelle, die im Jahre 2001 bereits mit einer Demo-EP namens "The Winter's Near" in Erscheinung traten. Leider nicht bei mir, denn sonst wäre ich wahrscheinlich besser auf diese, gut einstündige Depri-Walze vorbereitet gewesen. Aber dazu später mehr.
Das Subgenre Doom lässt sich ja in zwei große stilistische Lager teilen: Da wären auf der einen Seite die Vertreter des psychedelischen Sounds – von mir immer gern als angestaubt klingend tituliert – und auf der anderen Seite die Kollegen des eher episch-melodischen Stils. Als aktuelle Stellvertreter seien hier mal ST. VITUS / CATHEDRAL und CANDLEMASS / SOLITUDE AETURNUS genannt. Nun, die Italiener passen in keine der beiden Kategorien und sind somit auch nicht artverwandt mit ihren Landsmännern von THUNDER STORM, die eher der zweiteren Gattung zuzurechnen sind. Nein, HLAW – wie sich selbst gern kürzeln – klingen sehr englisch. Soll heißen, dass mir als Parallelen in erster Linie alte MY DYING BRIDE in den Sinn kommen. Dies mag nun an der starken Präsenz der Violine liegen, die nicht selten mit tieftraurigen Melodien für melancholische Magenstöße sorgt. Außerdem erinnert der Gesamtsound an frühe ANATHEMA-Alben oder gar an PARADISE LOST, als diese noch düster waren. Anyway, all diese Vergleiche lenken eigentlich von einer Tatsache ab: Der hier vorliegende, neun Songs umfassende Tonträger ist extrem eigenständig und in höchstem Maße innovativ und originell.
Wird man vom spiralartigen Gitarrenstrudel des Openers und seiner herrlichen Streichermelodie sofort eingelullt, so fesselt der einleitende Chorus von 'All The Seasons Of Madness' mit herrlichen Frauenstimmen. Hier ziehen die Herrschaften alle Register ihres unbeschreiblichen Könnens und verzaubern den poetisch-melancholisch veranlagten Hörer – nicht umsonst resultiert der Bandname aus einem Shakespeare-Gedicht, das in Song numero sieben zitiert wird – mit einer unglaublich dichten und gleichzeitig feinfühligen Atmosphäre. Gerade dieser Song ist ungemein vielseitig und zeigt die gesamte Bandbreite des Genres auf. Da wird gekonnt im Tempo gewechselt und auch vor treibenden Riffs nicht zurückgeschreckt, da schweben Gesangsharmonien über einem kurzen Orgelspiel, da wird aus tiefster Seele gegrunzt, um plötzlich fast zerbrechlich flüsternd zu faszinieren. Und gerade in diesen ruhigeren Momenten vermag ich eine gewisse Symphatie für die Gruppe ELEND auszumachen. Auch wenn HLAW lange nicht so erdrückend klingen, schleicht der gesangliche Geist der ELENDigen durch die Songs.
Immer wieder gelingt es dieser jungen Band, den Hörer aufs Neue zu überraschen; sei es mit beinahe balladesk anmutenden Einspritzern, mit ungewohnt flotten Einlagen oder einfach mit unglaublichen Melodien, die zumeist vom Streicher kommen und von einer treibenden Klampfe untermalt werden. Wobei auch der weinerliche, fast schon schlürfende Klang eben jener ganz hervorragend zum Gesamtbild passt.
Erstaunlich auch die Tatsache, dass alle Songs trotz immenser Länge niemals langatmig klingen. Man ist nach kurzer Zeit viel zu sehr von dieser Musik ergriffen und gefesselt - fast so, als ob man Zeit und Raum vergessen würde. Ein Zustand, den ich nur bei sehr wenigen Veröffentlichungen der letzten Jahre genießen konnte. Gut, man sollte in einer gewissen Stimmung für diese Art von Musik sein und somit kann ich nicht sagen, ob ich diesen Silberling tagtäglich ertragen könnte. Dies liegt aber nicht an der Qualität der Musik sondern viel mehr an der Kraft und Ausstrahlung der Songs. Man kann solch emotionale Musik nicht einfach nur hören, man muss sie fühlen ... und wird dann auch von ihr absorbiert. Diese Platte kann ich wirklich jedem ans Herz legen, der auch nur einen klitzekleinen Funken Emotion in seinem Metal hören möchte. Wohl schon jetzt ein Jahres-Highlight.
Anspieltips: All The Seasons Of Madness, The Night, Then Him, Bescreen`d
- Redakteur:
- Holger Andrae