HORN, THE - Dawning Of An Ancient Sun
Mehr über Horn, The
- Genre:
- Black Metal/Ambient
- Label:
- Haarbn/Evil Distribution
- Release:
- 01.12.2007
- Spell 81A
- Spell 29A
- Spell 31
- Spell 28
- Spell 70
- Spell 32 (Part I)
- Spell 69
- Spell 125
Experimenteller Ambient-Black-Metal mit spannendem Ägypter-Konzept, der allerdings teilweise an den Nerven zerrt.
Das australische Ein-Mann-Projekt THE HORN hat in den letzten drei Jahren in Eigenregie und kleinsten Auflagen sage und schreibe neun Alben veröffentlicht, die sich allesamt mit dem alt-ägyptischen Buch der Toten befassen. Damit der Interessent sich zumindest einen gewissen Überblick über das Schaffen des Australiers machen kann, hat das russische Label Haarbn als erste offizielle Veröffentlichung nun eine Compilation heraus gebracht, auf welcher diverses älteres Material zusammengefasst wird. Dieses lässt sich grob zwischen den Eckpunkten Black Metal, orientalisch-ägyptische Folklore, Film-Soundtrack und Ambient verorten, und es hinterlässt für mich einiges an Licht aber durchaus auch viel Schatten.
Nach dem kurzen Intro lässt der Opener durch den stoisch im Eilzugtempo ratternden Drumcomputer (erinnert ihr euch an BATHORYs "Octagon"?), durch das undifferenzierte Schroten der Gitarren und das Keifen des Sängers zunächst Schlimmes befürchten. Danach jedoch ist Aufatmen angesagt, weil sich der Meister auf seine Stärken besinnt und ein ruhiges, atmosphärisches Stück präsentiert, das ausgiebig mit Ambient-Einflüssen, orientalischen Melodien, Sitar-Klängen und akustischen Gitarren glänzt. Gegen Ende, just bevor es anfängt zu langweilen, zieht das Tempo ein wenig an und lässt den Hörer aufhorchen. Es folgt ein reines Ambient-Stück, vor beim fünften Titel wieder infernalisches Drumcomputer-Geknüppel an den Nerven zerrt, obwohl die Riffs dazu eigentlich ganz passabel sind. Es folgt ein sehr gefälliges Ambient-Stück mit Erzählerstimme und einigen schönen Gitarrenleads, das für mich als Highlight des Albums gelten darf. Beim achten Stück stimmt die Mischung aus Atmosphäre und Geknüppel, und auch der fünfteilige Rausschmeißer 'Spell 125' mit seiner knappen Stunde Spielzeit (erschien bereits 2007 als eigenständiges Album unter dem Titel "The Egyptian Book of the Dead Vol.6") hat nochmal einiges zu bieten, im Guten wie im Bösen: etwas zu lange Ambient-Spacetrips, irrwitzig epische Soundtrack-Scapes, dazu teils tollen Drive, der allerdings wiederum hier und da in konturloses Inferno umschlägt.
So bleiben zwiegespaltene Gefühle, denn der Australier hat für sein Projekt definitiv zahlreiche wahnsinnig spannende Ideen, die er optisch und stilistisch gekonnt umsetzt. Es ergibt sich im Wesentlichen ein sehr stimmiges und aufregendes Gesamtbild. Doch an einigen Stellen nerven mich das Gehämmer des Drumcomputers und die melodiefreien extremen Passagen kollosal. Wenn der Protagonist seine Stärken kanalisieren und sich auf ein einziges schlüssiges Studioalbum konzentrieren würde, das er dann vielleicht auch noch mit Musikern aus Fleisch und Blut einspielt, dann könnte aus den spannenden Ansätzen für mich möglicherweise was richtig Großartiges werden. Doch der Weg dorthin ist noch recht weit. Ich bin trotzdem gespannt auf die weitere Entwicklung.
Anspieltipps: Spell 32 (Part 1), Spell 31, Spell 69, Spell 125
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle