HOLYCIDE - Towards Idiocracy
Mehr über Holycide
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Xtreem Music
- Release:
- 06.06.2024
- A.I. Supremacy
- Towards Idiocracy
- Remote Control
- Lie Is The New Truth
- Power Corrupts
- Technophobia
- Angry For Nothing
- Chemical Dependency (ATROPHY-Cover)
- Pleased To Be Deceived
- Flamethrower 'Em All
Gutklassiger, roher und ungeschliffener Thrash-Abriss.
Die Spanier HOLYCIDE waren in knapp 20 Jahren nicht gerade furchtbar aktiv, immerhin steht nun mit "Towards Idiocracy" gerade erst das dritte Studioalbum der Bandgeschichte in der Startlöchern. Dabei ist das Quintett, das aus Dave Rotten (Gesang), Salva Esteban (Gitarre), Ankor Ramírez (Gitarre), Vicente J. Payá (Bass) und Schlagzeuger Santi Arroyo "GoG" besteht, bereits seit dem Jahr 2004 aktiv, ohne jedoch über die eigenen Landesgrenzen hinaus größere Bekanntheit zu erlagen. Aber vielleicht ändert sich das ja mit den zehn Kompositionen, die nun das neue Langeisen füllen.
Musikalisch lässt sich die Ausrichtung des Fünfers mit Sicherheit schon anhand des doch etwas kitschigen und überzogenen Coverartworks erahnen, schreit das comichafte Bild mit dem muskulösen Kämpfer und seinem Flammenwerfer doch geradezu "Thrash Metal". Natürlich gibt es im Hintergrund auch noch ein paar sozialkritische Anspielungen, wie das ebenfalls seit dem MEGADETH-Frühwerk im Genre zum guten Ton gehört, was allerdings das doch etwas gewöhnugsbedüftige Artwork in meinen Augen aber nicht zwingend besser macht. Auch musikalisch hinkt der Vergleich zu Megadave und seinen über die Jahre wechselnden Mitstreitern angesichts des Openers 'A.I. Supremacy', denn mit den technisch raffinierten Riff-Attacken der Amerikaner hat der Track weniger zu tun. Stattdessen servieren die Spanier ihren Thrash Metal mit roher Energie und fast schon in einer ungeschliffenen Urform, die mich nicht selten an das ganz frühe SEPULTURA-Werk denken lässt. Verstärkt wird diese musikalische Parallele sogar noch von Fronter Dave, der mit seinem wuchtigen Gebrüll nicht so weit von Max Cavalera entfernt liegt.
Kompositorisch liegen die Differenzen zwischen den Brasilianern und den Spaniern aber doch recht offen auf der Hand, denn wo sich die SEPULTURA-Riffs durch ihre große Einprägsamkeit auszeichnen, agiert mir HOLYCIDE über weite Strecken doch etwas zu ungestüm und ist gerade im Riff-Sektor zu generisch unterwegs. Hinzu kommt, dass das oftmals doch recht hoch angesetzte Tempo kaum Luft für Verschnaufpausen lässt, was die Angelegenheit zusätzlich gleichförmig und eintönig macht. Gegen hohes Tempo und viel Energie ist ja nichts einzuwenden, doch wie man das deutlich zwingender umsetzt, zeigen aktuell etwa die Griechen SUICIDAL ANGELS, die von einem starken Album zum nächsten eilen. Natürlich gibt es auch ein paar positive Punkte zu erwähnen, denn gerade die Gitarrensoli sind hervorragend umgesetzt und liefern in den temporeichen Nummern oftmals einen wohltuenden und dringend benötigten Farbtupfer. Und wenn Dave und Co. auch einmal das Tempo etwas runterschrauben, gelingen ihnen durchaus unterhaltsame Kompositionen. 'Remote Control' etwa ist ein sehr cooler und etwas groovig angelegter Stampfer, der sich schnell ins Gedächtnis gräbt und gerade auf der Bühne eine tolle Figur machen dürfte.
Insgesamt kommt HOLYCIDE mit dem dritten Langeisen für mich persönlich dennoch nicht über den Thrash-Durchschnitt hinaus. Genre-Fans dürfen trotzdem ein Ohr riskieren, gerade wenn sie ihren Riff-Abreibung roh, ungeschliffen und ungestüm mögen. Für mich fehlen im Vergleich zu den großen Namen des Genres jedoch einfach die ganz großen Momente und vor allem die erinnerungswürdigen Riffs, die "Towards Idiocracy" von einem soliden zu einem wirklich guten Werk aufwerten könnten.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs