HIGH COUNCIL - Cruel And Unusual
Mehr über High Council
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 11.04.2025
- Cruel And Unusual
- Routed In The Wood (By Eldlings And Brackenguard)
- To From Whence
- Schwarzschild Radius
- Liberator
- Jackal
- Plaguebringer
- Wildspace
So fantasievoll und doch begrenzt.
HIGH COUNCIL aus New Jersey setzt durchaus auf schrägen Geschmack. Auf Bandfotos posiert die Gruppe ganz standesgemäß als hoher Rat gerne mit weißen Perücken. Songtitel und ja auch der Albumname ganz zuvorderst, betonen eine eigenwillige Herangehensweise. Das Artwork dieses zweiten Langspielers ist im Gegensatz zu dem des Debüts ganz schön geworden, aber es ist ebenfalls ein Statement. Auf den ersten Blick scheinen wir es hier also mit einer Kapelle zu tun zu haben, die ein bisschen mehr will, als "nur" alten Helden nachzueifern.
So finden sich hier dann auch einige Einflüsse des Progressive Rocks im Heavy Metal. Aber so wirklich ausbrechen aus dem Korsett tut HIGH COUNCIL dann doch nicht. Nein, die Musik auf "Cruel And Unusual" ist weder grausam noch ungewöhnlich. Ersteres nicht, weil die Gruppe um Bob Saunders klanglich doch schon sehr ohrenschmeichelnd und schön musiziert. Zweiteres nicht, weil es doch schon im Grunde klassischer Metal in klassischen Strukturen ist, der hier gespielt wird. Das ist ja nun keineswegs eine schlimme Sache, nur entspricht es nicht meinen ersten Erwartungen. Es geht recht episch und hymnenhaft zur Sache, der Sänger schmettert glasklar seine Melodien ins Rund, es gibt schöne Soli und manch hübsches Riff.
Das flockige Songmaterial wird durch einige akustische Passagen und Instrumentalteile noch weiter aufgelockert, sodass das Hörerlebnis nie so richtig intensiv wird, aber dafür auch nie Langeweile entsteht. Teilweise wirken die Songs allerdings etwas zu poliert und könnten noch ein bisschen mehr Dreck vertragen. Das Schlagzeug etwa klackt ziemlich weit im Hintergrund vor sich hin, es fehlt ein bisschen an Durchschlagskraft.
An den Songs selbst gibt es nicht viel auszusetzen, auch wenn zwar nicht jedes der acht Stücke ins Schwarze trifft. 'Jackal' hätte mit seinem schiefen Intro als wenig mitreißender Epic-Doom-Versuch gerne gekürzt werden können, auch beim etwas sehr lang geratenen 'Plaguebringer' hätte man eine Schere ansetzen können. Demgegenüber stehen aber einige wirklich feine Schweißarbeiten. Der Titelsong gleich am Anfang beispielsweise, brilliert mit mehrstimmigem Gesang, ganz tollen Gitarrenleads und schönen Melodien. 'Schwarzschild Radius' fährt den Prog-Rock-Anteil auf die Spitze und bietet mit seinem Ideenreichtum nachhaltige Bespaßung. Und das treibende 'Routed In The Wood' beißt sich trotz Keyboardgeklimpers (das bei HIGH COUNCIL sonst ausgespart wird) ebenfalls schnell in den Lauschern fest.
Ein wenig mehr Mut würde ich dem Gespann aus dem Dorf Audubon dennoch wünschen. Denn eine gehörige Portion Kreativität scheint ja vorhanden zu sein und es könnte ja noch etwas Spannenderes entstehen als "Cruel And Unusual", würde diese auch ausgelebt werden. Bis es so weit ist, ist dieses zweite Album aber durchaus ein Antesten wert!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marius Luehring