HERETIC, THE - Gospel Songs In E Minor
Mehr über Heretic, The
- Genre:
- Progressive Death/ Black
- Label:
- Xtreem Music
- Release:
- 15.10.2005
- Sunday Morning, The 13th (Intro)
- Chimera
- Did I Say Why I Hate You?
- Today
- We've Turned Into Saints
- Ashamed
- The Claim Of Integrity
- Monster
- The Day Of The Lord
EMPEROR, ARCTURUS, DEATH - es sind außerordentlich große Namen, die das spanische Label Xtreem Music im Zusammenhang mit seinen Schützlingen THE HERETIC und ihrer dritten Scheibe "Gospel Songs in E Minor" nennt. Und in der Tat, die Jungs frickeln wie Weltmeister, kaum eine Sekunde vergeht ohne neue Riffs, neue Melodien, neue Stimmungen. Besteht da nicht die Gefahr der Überfrachtung? Ja. Aber THE HERETIC gelingt es, den Klippen nicht nachvollziehbarer Komplexität geschickt auszuweichen - sie schreiben echte Songs, die immer und immer wieder ohne Reibungsverluste durch die Synapsen sausen können.
Als Grundlage ihrer Musik verwenden die Spanier zwei alles dominierende Gitarren. Die beiden Klampfer Carlo IV und Phaernan liefern sich dabei mit ihren Instrumenten fantastische Duelle, nahtlos gehen die Riffs und Melodien ineinander über. Die ganze Palette der Gitarristenkunst haben sie auf die CD gepresst: schnelles Tapping, fixe Soli, plötzliche Breaks. Ebenso breit ist die Musik von THE HERETIC angelegt: Ein fantastisches Midtempo-Stück wie das finale 'The Day Of The Lord' vereint in sich doomige Kraft und die majestätische Ausstrahlung von Black Metal, später kommt noch die rohe Derbheit des Death Metals hinzu. Und dabei ist dieses Stück noch eines der geradlinigsten Lieder der Platte ... Denn beispielsweise der flotte Opener 'Chimera' ist in seiner Geschwindigkeit nervös pendelnd zwischen schnell und rasend, bremst aber zwischendurch auch ein paarmal ganz ab, um ausreichend Platz für einen hymnisch-symphonischen Chorus zu bekommen. Die Stimme von Sänger Rhulk klingt in diesem kreativ geordneten Chaos meist dunkel-heiser-keifend, ein wenig ähnelt sie dem unvergessenen Organ von CARCASS-Sänger Jeff Walker. Doch zwischendurch kann Rhulk auch in Hardcore-Phrasierung shouten, nur sein Grunzen fällt etwas dünn aus. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn THE HERETIC haben noch viel mehr Qualitäten. So verstehen sie es, helle Keyboards im Stil von EUROPE so gezielt in ihren Sound zu integrieren, dass sich selbst ihr freundlicher Synthesizer-Charakter nahtlos in das Gesamtwerk "Gospel Songs in E Minor" einfügt. Fast unnötig ist es da zu erwähnen, dass auch Schlagzeuger Chrispoval mit seinen Drumsticks dauernd in neuen Taktarten trommelt und ein wenig wie ein Jazz-Drummer wirkt. Progressiv, progressiv, progressiv!!!
Ist THE HERETIC also ein Meisterwerk gelungen? Fast, sie sind sehr nah dran gewesen, eine echte Gott-Scheibe zu komponieren. Denn wenn nur Songs wie das mit einem wahnwitzig-wunderbaren Refrain gesegnete 'Today' oder das druckvoll-enthusiastische 'Monster' auf der Scheibe wären, dann hätte die Platte einen ähnlichen Stellenwert wie DISILLUSIONs "Back To The Times Of Splendor" haben können - denn ähnlich wie die Leipziger Wunderband versuchen auch die Jungs von der iberischen Halbinsel, mit den ganz großen Gefühlen zu spielen. Doch trotz aller Abwechslung - nicht jede Stelle massiert die Seele gänzlich, was manchmal genau fehlt, lässt sich nicht klar sagen - vielleicht sind einfach einige der verwendeten Melodien noch einen Tick zu konventionell und der Sound ein kleines Stück zu blechern? Doch trotzdem ist THE HERETIC mit "Gospel Songs in E Minor" ein famoses Album gelungen, das Fans von ATHEIST, späten CARCASS sowie den schon erwähnten EMPEROR, ARCTURUS und vor allem DEATH unbedingt einmal anhören müssen. Denn die Konsequenz, mit der diese fünf Musiker 45 Minuten lang ihre unzähligen Ideen zelebrieren, ist schier beängstigend und selten so gehört. Und wegweisend. Und schlichtweg toll.
Anspieltipps: Chimaira, The Day Of The Lord, Today, Ashamed, Monster
- Redakteur:
- Henri Kramer