HEMORAGY - HeadBang Till Death
Mehr über Hemoragy
- Genre:
- Heavy/Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 27.05.2010
- HeadBang Till Death
- Sold-Out
- My Ticket For Hell
- Dangerous Hitch-Hiking
- Metallic Biker
- Savagery
- Fishing Among Metalheads
- The Hemo-Truck
- Bourré et Heureux
- Outro
Insgesamt solider Thrash, dem es an gesanglichem Biss fehlt.
Unkomplizierten Thrash gibt's hier aus Frankreich. Das zweite Schaukelpferd von HEMORAGY, "HeadBang Till Death", kommt mit leicht kitschigem, aber nicht unhübsch anzusehendem Cover daher. Ein Konzertbesucher -Bierhumpen in der Hand und mid-bang- erfährt gerade die ersten blutigen Risse im Halsbereich. Bitte wenden und -ta-daa- post-Gig und posthum entsorgt eine gleichmütig dreinblickende alternde Reinigungskraft seinen abgetrennten, aber immer noch glückselig grinsenden Schädel. Nicht das originellste Konzept der Welt, aber fesch umgesetzt und hat zumindest mir beim ersten Anblick einen Schmunzler auf den Mund gezaubert.
On to the music. Stilistisch gesehen spielen die Pariser eine nicht allzu biestige Form des Thrash, die sie mit einer Reihe von klassischeren Riffs und Takten (z.B. das Ende von 'Sold-Out', 'Bourré Et Heureux') sowie der einen oder anderen ungeschmückten Melodieführung durchmengen. Die Produktion ist relativ trocken, aber dennoch basslastig und kein fanatisches Oldschool-Experiment. Sie tut ihre Arbeit und passt für die geradlinige Schiene, die HEMORAGY befahren, eigentlich ganz gut.
Auf den ersten Blick besitzen die Tracks auf "HeadBang Till Death" einen wirkungsvollen Drive, relativ schnökelloser Heavy/Thrash mit etwas Melodie, und einer Crossover Punk-Attitüde, die sich unter anderem auch in den geshouteten Einlagen zeigt. Allerdings findet sich hier bereits die erste Leiche im Keller: Gesanglich schwächelt das Album konstant. Vielleicht ist es einfach die Stimme von Johannes Musslin oder irgendwer hat beim Produzieren an den falschen Hebel gezogen, aber drei Adjektive, die mir bei fast jedem Lied einfallen sind "zahnlos", "flachbrüstig" und "Lemmy Kilminster kastriert und mit mehr Blut als Whiskey-Cola in den Adern". Eine Kombi, die für diese Art Musik nur bedingt zielführend ist. Das gilt auch für andere Arten des verbalen Ausdrucks wie dem Sprechgesang auf 'Dangerous Hitch-Hiking'.
Etwas besser schneidet die Instrumentalarbeit ab: Speed/Thrashriffs in Punk-Rock-Marinade und gute Soli, die mancherorts zu gefallen wissen, zwar nicht protzig, aber gut umgesetzt, mal frickeliger, mal melodischer im Zweiklang. Alles läuft nach alter Rezeptur, nur selten reißt die Band klanglich aus. Relativ unterhaltsam für den Gelegenheitsrocker sind u.a. 'Fishing Among Metalheads' und der pumpende Punk-Thrasher 'Sold-Out'. Ein Pseudo-Beispiel für Herausstechendes sind (vom drolligen Hillbilly-Outro mal abgesehen) die prolligen Drums und Whammy Bar-Vergewaltigungen bei 'Metallic Biker', die mich neben dem Riffing an eine Mischung aus den alten dilletantisch-köstlichen Klassikern und den jüngeren Dicke-Eier-Alben von VENOM erinnert haben, aber wohl eher die titulären Motorradler heraufbeschwören sollen.
Auf eine unkomplizierte Art und Weise ist das Ganze schon spaßig, selbst die niedliche Gesangsleistung kann ich an ganz großzügigen Tagen als ein eigenes, zum Charme beisteuerndes Stilmittel ummünzen. Nur stellt sich die Frage, wie lange die Songs denn catchy bleiben und ab wann sie langfristig gesehen an den Nerven kratzen. Von manche Refrains hatte ich nämlich nach einigen Durchläufen fürs Erste einmal genug ('HeadBang Till Death').
Das letzte Hühnchen für heute habe ich mit einem alten, leidigen Thema zu rupfen. Ja, der hässliche, runzlige Kobold namens "Schon oft gehört" säuselt auch hier wieder in mein Ohr, manchmal so laut, dass ich ihn unmöglich ignorieren kann. Viele Hauptriffs sind nicht das Neueste vom Neuen ('Savagery') und wirken im Nachhinein oft so wie jemand, der seine Arbeit zähneknirschend des Überlebens wegen tut, und nicht weil sie im Spaß macht. Kurzum: Viele Stellen versprühen eine gewisse routinierte, inspirationslose Zweckmäßigkeit, die einen schalen Geschmack im Mund hinterlässt. Das die Band aber durchaus zu Besserem fähig ist, beweisen die originelleren/bestechenderen Riffleistungen bei 'HeadBang Till Death', 'Sold-Out', 'Fishing Among Metalheads', 'The Hemo Truck' und 'Metallic Biker'.
Nur für Sammler also? Nicht unbedingt, Geschmäcker und Musikperzeptionen sind bekanntlich verschieden, außerdem spreche ich dem Album nicht jegliche Qualität ab. Wer jedoch aus finanziellen Gründen Prioritäten setzen will, sollte sich in Sachen Headbang-Musik woanders umsehen oder zumindest erst auf der Myspace-Seite der Franzosen reinhören.
Anspieltipps: 'Sold-Out', 'Metallic Biker'
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Daniel Wimmer