HELSTAR - The Devil's Masquerade
Mehr über Helstar
- Genre:
- Power Metal/US Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 12.09.2025
- Avernus
- The Devil's Masquerade
- Stygian Miracles
- Carcass For A King
- The Staff Of Truth
- Seek Out Your Sins
- The Haunting Mirror
- The Black Wall
- Suerte De Muleta
- I Am The Way
Wo HELSTAR draufsteht, ist auch nach wie vor HELSTAR drin!
Gute neun Jahre liegt der letzte Output "Vampiro" nun schon zurück. Das ist auch für HELSTAR-Verhältnisse schon eine recht lange Pause, wenn man einmal von der noch längeren Auszeit ab Mitte der Neunzigerjahre absieht, in der die Band ja quasi auf Eis lag. Doch nun meldet sie sich mit "The Devil's Masquerade" zurück. Die Band, das sind ja im Kern eigentlich nur noch die beiden Gründungsmitglieder und ehemaligen Sandkasten-Kompagnons James Rivera und Gitarrist Larry Barragán, auch wenn mit Drummer Michael Lewis und Garrick Smith am Tieftöner zwei weitere Mitstreiter am Start sind, die ebenfalls schon einige lange Jahre Bandzugehörigkeit nachweisen können.
Im Vorfeld angekündigt als "back to the roots"-Album war ich doch wirklich schon ein wenig kribbelig unterwegs, als ich den Promo-Download dann in digitalen Empfang nehmen durfte. Würde es sich bei dem neuen Machwerk tatsächlich um einen Hybrid aus naiv-jungfräulich, jugendlich spielfreudigen und klassischen ("Burning Star") Powerthrash-Nummern ("A Distant Thunder") mit ordentlich aggressiver Härte ("Remnants Of War") und der nötigen Brise technischer Frickelbrühe ("Nosferatu") handeln? Um die Antwort auf diese Frage gleich vorwegzunehmen: Nein, es handelt sich hier weder um einen legitimen "Burning Star"-Nachfolger, noch um ein Album Marke "Nosferatu, zweiter Teil" (welches auch das tolle "Vampiro" in meinen Augen und Ohren nie gewesen ist), sondern schlicht und ergreifend um ein weiteres richtig gutes HELSTAR-Album aus der zweiten Inkarnationsphase nach 2006. Nicht mehr, aber eben definitiv auch nicht weniger.
Textlich taucht "The Devil’s Masquerade" laut Pressetext, wen überrascht es noch, wieder einmal "tief in Geschichten über Vampirismus, dämonische Besessenheit und den Untergang der Menschheit ein." Aber nun zur Musik: Die Old-School-Vibes klingen hier auch nach wie vor evident durch. Und wessen musikalischer Geister ("Texas US Metal" ist das Stichwort) Kind man ist, wird hier glücklicherweise ebenfalls fast durchgehend auf sehr hohem Level demonstriert. Natürlich bewegt man sich heute erfreulicherweise produktionstechnisch auf etwas anderem Niveau als in den Achtzigern (Larry Barragán höchstselbst hat hier Hand an die Knöpfen gelegt), was dem Charakter der Platte somit unweigerlich auch wieder einen etwas "moderneren", aber durchaus noch mehr als erträglichen Anstrich verpasst. Und dass der mittlerweile 65 Jahre junge Obervampir Rivera mittlerweile auch nicht mehr gefühlt zehn Oktaven rauf und runter trällern kann, sollte mittlerweile auch jedem Fan der Truppe klar sein.
Nichtsdestotrotz kredenzt uns HELSTAR hier auf knapp vierzig Minuten verteilt zehn stattliche und hochqualitative US-Metal-Kracher, die keine bis wenige Wünsche offenlassen und sich wie immer irgendwo in der Schnittmenge zwischen Heavy Metal, US Power Metal, Speed Metal und Thrash Metal bewegen. Was genau, wo jeweils gerade überwiegt, ist meistens gar nicht so wirklich leicht auszumachen, aber das kennen wir ja von HELSTAR bereits mehr oder minder. Ist aber eigentlich auch total wumpe, wenn das musikalische Konglomerat am Ende des Tages ordentlich brät und Arsch tritt! Gut, ob der initialen Erwartungshaltung anfänglich vielleicht noch ein wenig unterwältigt, wächst das Album dann doch mit jedem Spin ein wenig mehr, und die typischen Barragán-Riffs nisten sich wie immer zuverlässig recht schnell auf der internen Hörfestplatte ein. A propos Riffs: An der zweiten Gitarre hat man in Alan DeLeon Jr. im Übrigen einen verdammt talentierten und jungen Saitenhexer gewinnen können, dem aber im zarten Welpenalter bereits die Mucke der US-Metaller buchstäblich mit in die Wiege gelegt worden ist (mehr hierzu im bald folgenden Interview mit James Rivera) und der sich daher optimal im Bandgefüge einfindet.
Das bereits als Single ausgekoppelte 'The Devil's Masquerade' eröffnet das Album. Es ist wahrlich nicht das allerbeste Stück des Albums, aber ein Song, der bereits melodische Power, knackigen Geschwindigkeitsfluss, Riveras noch immer eindrucksvollen und markanten Gesang und kräftiges Riffing miteinander verbindet und so bereits einige der typischen HELSTAR-Trademarks freilegt. Das progressiv angehauchte 'Stygian Miracles' entpuppt sich als knackiger Up-Tempo-Thrasher, der tatsächlich sehr an die einzigartigen Werke der Band aus den glorreichen Achtzigern denken lässt. Freunde der (noch) rohen und klassischen "Burning Star"-Phase kommen bei der stampfenden Midtempo-Nummer 'Carcass For A King' wohl am ehesten auf ihre Kosten, auch wenn der Refrain hier doch ein wenig lahm daherkommt und damit unfreiwillig etwas Feuer aus dem Song nimmt.
'The Staff Of Truth' nimmt dann wieder erfreulich an Fahrt auf und kann mit einigen ganz feinen Gitarren-Soli aufwarten. 'Seek Out Your Sins' war seinerzeit der erste Song, den die Herren als Vorabtrack von der Leine gelassen haben. Solide und okaye HELSTAR-Kost neueren Datums, aber definitiv kein Track für die Ewigkeit. Das gilt auch für das folgende 'The Haunting Mirror', das aber erneut mit vorzüglicher Gitarrenarbeit zu entzücken weiß. Die beiden Songs als kleine Albumdelle zu bezeichnen, würde jetzt eindeutig zu hoch greifen, aber ich bin auch nicht böse, als es mit 'The Black Wall' wieder ordentlich zur Sache geht und wir wieder eine kleine temporäre Zeitreise straight to the Eighties unternehmen dürfen. Im Instrumental 'Suerte De Muleta' darf sich Mr. Rivera dann für kurze Zeit zum Schlafen in seine Vampirkoje legen und überlässt seinen Kollegen das alleinige Feld, aber dass ein jedes HELSTAR-Mitglied bisher über ausreichend instrumentale Kenntnisse verfügt, um einen Song mit entsprechendem musikalischen Content zu füllen, dürfte für uns Freunde des Höllensterns ebenfalls keine Überraschung darstellen. Beendet wird des Teufels Maskerade mit dem äußerst SPEED-artigen und fulminanten Albumfinale 'I Am The Way' auf welchem sich einige der prominentesten Ikonen der Texas-Metal-Szene ein kleines, aber feines Gastmusiker-Stelldichein geben, als da wären: Jason McMaster (u.a. WATCHTOWER, HOWLING SYCAMORE), Robert Lowe (u.a. SOLITUDE AETURNUS) oder Mike Soliz (MILITIA), nur um mal einige der illustren Namen hier beim Namen zu nennen. Noch Fragen?
Fazit: HELSTAR kann es ganz einfach noch immer und dürfte auch mit dem vorliegenden Werk keine Altfans vergraulen. Bleibt zu hoffen, dass sich auch immer noch genügend neue und junge Nachwuchs-Fans finden, die sich von der einzigartigen Klasse der Kombo überzeugen lassen, denn eigentlich gibt es da draußen genau genommen nicht wirklich viele Bands, die Fans von eben (US) Power-, Thrash-, Speed- und Heavy Metal unter- und miteinander vereinen. Somit ist und bleibt die Gruppe aus Texas auch nach wie vor eine der wenigen Bands, die sich, freilich nur in ihrem Korsett, stetig weiterentwickelt, aber gleichzeitig ebenso ihren Wurzeln treu bleibt, und das ist auch gut so! Wer auch die letzten Alben der Band, "Vampiro" im Besonderen, zu schätzen wusste, wird auch an dem neuen, etwas düsterer angelegten sowie aggressiveren und schnelleren Material nicht allzu viel zu beanstanden haben, bewegt es sich doch wieder auf anspruchsvollem und mehr als anständigen Niveau. HELSTAR halt!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze