HAUNTED BY SILHOUETTES - No Man Isle
Mehr über Haunted By Silhouettes
- Genre:
- Modern Melodic Death Metal
- Label:
- Eclipse Records
- Release:
- 06.05.2022
- Departure
- Flock
- Selkie
- Icon
- No Man Isle
Starke Modern-Melodic-Death-Kurzrille von der Truppe aus Trondheim!
Norwegen ist ja nicht unbedingt ein Land, das man sofort mit Melodic Death Metal in Verbindung bringt, und doch sind mir in den letzten Wochen mit CHILDREN OF THE VOID und HAUNTED BY SILHOUETTES direkt zwei Bands aus dem Heimatland des Black Metals untergekommen, die sich dem Göteborg Sound und seiner verwandten Spielarten verschrieben haben. Das letztgenannte Quintett liefert dabei den Anlass für diese Rezension, denn die Truppe aus Trondheim legt nach den beiden Langspielern "Shortcuts To Dead Ends" und "The Last Day On Earth" mit der neuen EP "No Man Isle" ihr Debüt auf Eclipse Records vor.
Musikalisch wird mir hier übrigens die Melodic-Death-Schublade wieder einmal viel zu freigiebig genutzt, denn mit den Ursprüngen der Szene und dem Frühwerk von Bands wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY hat diese kompakte 5-Track-EP herzlich wenig am Hut. Stattdessen servieren die Norweger einen Mix aus melodischem Todesstahl, Elektro-Spielereien und modernem Metalcore, der mich in seinen besten Momenten insbesondere an SOILWORK denken lässt. Der Opener 'Flock' (das kurze Intro 'Departure' ignorieren wir hier einmal) ist ein solcher Moment, geht dank der fetten Riffs und des eingängigen Refrains sofort gut ins Ohr und muss sich qualitativ vor den offenkundigen Helden der Bandmitglieder nicht verstecken. Das folgende 'Selkie' verbeitet mit seinem Piano-Einsatz dann sogar ein paar DARK TRANQULLITY-Vibes und gefällt mir sogar noch besser als die vorangegangene Nummer, insbesondere wenn im Refrain wunderschöne Klargesänge eine perfekte Hookline servieren. Aber halt, die Stimme des Sängers kenne ich doch! Ein Blick ins Promomaterial für weitere Infos ist hier nicht nötig, denn das Organ von Björn "Speed" Strid würde ich unter tausenden von Stimmen sofort erkennen. Bei den mehr als offenkundigen SOILWORK-Anleihen konnten die Norweger natürlich nicht wiederstehen, den Tausendsassa als Gastsänger zu verpflichten und wenig überraschend ist es seine gewohnt grandiose Gesangsleistung, die 'Selkie" zum absoluten Höhepunkt der EP macht.
So ein waschechter Hit mit namhaftem Gast birgt aber natürlich auch seine Probleme mit, denn auch wenn 'Icon' und 'No Man Isle' in der Folge musikalisch wirklich überzeugen können, fehlt ihnen doch irgendwie dieser ganz große melodische Refrain, der 'Selkie' eben aus den vier vollwertigen Songs der EP so herausstrahlen lässt. Nichtsdestotrotz strotzen auch die letzten beiden Tracks der EP vor fetten Riffs, dezent platzierten Keyboards und einer guten Portion Gitarren-Melodien, sodass sie keinesfalls als reines Füllmaterial durchgehen.
Insgesamt ist "No Man Isle" damit ein gelungener Einstand für die Norweger bei ihrem neuen Label, der die Erwartungshaltung für ein hoffentlich bald folgendes Album in die Höhe schnellen lässt. Fans von SOILWORK, jüngeren IN FLAMES-Werken oder den eher experimentellen Momenten von DARK TRANQUILLITY sollten hier also dringend mal ein Ohr riskieren, denn HAUNTED BY SILHOUETTES könnte sich in Zukunft einen fixen Platz in der Grauzone zwischen modernem Melodic Death Metal und Metalcore erspielen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs