HASSZORN - Tiefblicke
Mehr über Hasszorn
- Genre:
- Black Metal / Dark Metal
- Label:
- Eigenpressung
- Release:
- 23.04.2008
- Seelenpfad
- Svarte Flag
- Hasses Gramgestalt
- Allein
- Veritas Odium Parit
- Verstummt
- Tiefblicke
- Tränenregen
- Licht
- Sünderwald
Was dem Nordmanne Theodor Kittelsen, das ist dem Tysken Caspar David Friedrich, und wer den Herren Kittelsen in die metallischen Gefilde eingeführt hat, das wisst ihr ja. Nicht? Egal. Die Herren Benjamin Forti an den surrenden, klaren und elegisch solierenden Saiten und Tim Ziegler als keifende, klagende, singende und sprechende Stimme sowie als Schlagwerker, waren und sind neben HASSZORN musikalisch aktiv bei VIATOR MUNDI und DIGESTING THE APPLE beziehungsweise bei SONDER GRAEMEN, GRINDING SILENCE und VAE TERTIUM, wobei vor allem eine gewisse stilistische Nähe zu SONDER GRAEMEN und noch viel mehr deren mutmaßlichen Einflussgebern nicht von der Hand zu weisen ist.
Widmen wir uns also dem musischen, lyrischen und graphischen Gesamtkunstwerk, das uns die Musiker von HASSZORN mit ihrem Debütalbum 'Tiefblicke' auftischen: Zunächst fällt die romantisch-düstere Aufmachung des Beiheftes auf, das von Gemälden Caspar David Friedrichs und Zeichnungen Lukas Grundwalds geziert wird. Dazu passend zelebrieren die Musiker düster-metallische Klänge, die sicher ihre Wurzeln im nordischen schwarzen Stahl haben, ihn aber mit einem ordentlichen Schuss folkloristischer Heimeligkeit und gotischer, romantisierender Elegie verbinden, so dass ich - zum Vergleiche gezwungen - die Namen NOX MORTIS, BURZUM und ANTESTOR in den Raum stellen mag.
Die Lyrik, durchwegs in deutscher Sprache gehalten, offenbart wie auch die Illustration, dass die Musiker einen hohen Anspruch an sich selbst und ihre Kunst haben, was jedoch ein Stück weit auch zum Kreuze werden könnte, denn sehr metaphorisch und abstrakt entfalten sich sprachliche Bilder von lichtlosen Wäldern, im Gram wurzelnden Seelen und Gerichtsstätten im Nebelmoore, die nur schwer zu entschlüsseln und zu begreifen sind.
So bleibt ein Album, das einen intensiven Ritt durch die dunklen Forste der menschlichen Seele mit sich bringen kann, wenn man sich die Zeit nimmt, sich darauf einzulassen, und wenn man die Kraft dazu hat. In äußerst ansprechender Aufmachung und passend rustikalem Klangbild erhält der Hörer eine Platte voller Schwermut, Sehnsucht, Hass, Trauer und Gram, die er sich erarbeiten und erschließen muss. Der Weg ist weit - doch wenn man sich darauf einlässt, dann ist er tiefgründig und bereichernd.
Anspieltipps: Hasses Gramgestalt, Tränenregen, Licht
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle