HARTE, LEANNE - Leanne Harte
Mehr über Harte, Leanne
- Genre:
- Rock
- Label:
- Bad Reputation / Point Music
- Release:
- 09.10.2007
- Hard To Grasp
- Something Else
- Hopeless Cases
- Maybe
- Mr. Fortune
- Losing Touch
- Take All You Need
- Don't Ask
- Can You Hear The Sound
Zarte 21 Jahre ist die irische Künstlerin Leanne Harte mittlerweile alt. Hier ist das Wörtchen "mittlerweile" sogar angebracht, denn immerhin veröffentlichte sie bereits mit 16 Jahren ihre Debüt-EP "Eradication", und auch das mir vorliegende Album wurde bereits vor zwei Jahren in London und Wales aufgenommen. Ganz so frisch ist der Silberling also nicht mehr, wird aber erst dieser Tage in Deutschland auf den Markt gebracht.
Man möchte uns Leanne Harte als zarte Rockröhre verkaufen, die im Namen des Rock 'n' Roll geboren wurde und nun ihren Idolen, wie beispielsweise LED ZEPPELIN, THE POLICE, JIMI HENDRIX, AC/DC, BLACK SABBATH, JANIS JOPLIN und vielen mehr nachzueifern versucht. Klingt nett, hat aber mit den neun Songs, die sich auf dem selbst betitelten Album befinden, recht wenig zu tun. Mit viel Wohlwollen kann man die Singer-Songwriter-Musik der Dame in den Rockbereich hieven, denn viel härter als JULI oder Konsorten ist das nicht. Ich würde die Musik eher als poppigen Schrammelrock bezeichnen, wobei das ganz und gar nicht despektierlich gemeint sein soll.
Ein absolutes Plus ist die Produktion, die von keinem Geringeren als Chris Tsangarides (THIN LIZZY, BLACK SABBATH, DEPECHE MODE) stammt. Er hat es geschafft, dem Ganzen enorme Transparenz, Dynamik und Lebendigkeit zu verpassen. Dazu kommt, dass Leanne Harte mit Jon Noyce (Bass) und Darrin Mooney (Drums) die Backing-Band von GARY MOORE zur Seite stand und rein handwerklich für Qualität sorgt. Ich meine, die Jungs reißen sich technisch nicht die Beine aus, aber sorgen bei Songs wie 'Mr. Fortune'. 'Something Else', 'Take All You Need' und 'Don't Ask' für mächtige Grooves, die sofort zum Tanzen einladen.
Im Mittelpunkt der Platte steht jedoch Sängerin und Gitarristin Leanne Harte, die mit ihrer klaren und leicht zurückhaltenden Art zu singen manchmal an ALANIS MORISSETTE ('Hopeless Cases') erinnert. Leider fehlen ihr selbst aber die Magie und ihren Melodien die Spannungsbögen, die eine komplette Scheibe interessant und zu keiner Zeit langweilig werden lassen. Ihr Gesangsstil ist nett, aber letztendlich doch recht unspektakulär. Vielleicht könnte man in Zukunft auch ein paar nette zweite Stimmen und Chöre einbauen, so dass das Gesamtbild etwas aufgelockert wird. Bei den beiden ruhigen Nummern 'Maybe' und dem abschließenden 'Can You Hear The Sound' (hier wurden sogar Chöre am Schluss eingearbeitet) singt Leanne variabler, mit etwas mehr Tiefgang, und schon ertappe ich mich dabei, mich zurückzulehnen, zu lauschen und meinen Gedanken nachzuhängen. So sollte es sein.
Erwähnenswert ist auch, dass sich Leanne tatsächlich als musikalisches Multitalent entpuppt. So ist die Irin nicht nur für die Gitarren in jeglicher Form und den Gesang verantwortlich, sondern überzeugt auch mit ihren Fähigkeiten an der Mandoline und der Mundharmonika. Echte Lichtblicke im ansonsten recht rudimentären musikalischen Gesamtkonzept.
Ich bin überzeugt davon, dass die Musik in Verbindung mit einer Liveperformance in einer verrauchten Bar wirklich funktioniert. Auf Scheibe kann sie mich aber leider noch nicht überzeugen. Bereits in der Warteschleife befindet sich ein Akustikalbum, das während ihrer Tour im Frühjahr in Paris aufgenommen wurde. Es bleibt also spannend.
Anspieltipps: Mr. Fortune, Maybe, Can You Hear The Sound
- Redakteur:
- Chris Staubach