HAKEN - Affinity
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2016
Mehr über Haken
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Inside Out Music
- Release:
- 29.04.2016
- Affinity
- Initiate
- 1985
- Lapse
- The Architect
- Earthrise
- Red Giant
- The Endless Knot
- Bound By Gravity
60 Minuten voller Hochkaräter.
Mit ihrem dritten Album "The Mountain" haben die britischen Progger von HAKEN vor zweieinhalb Jahren die Szene gehörig aufgemischt. Der kleine Besetzungswechsel am Bass von Tom MacLean zu Conner Green war schnell verdaut und die als Appetithäppchen veröffentlichte "Restoration"-EP (2014) ließ den Mund wässrig bleiben. Zahlreiche starke Live-Auftritte in kleinen Clubs, als Opener für namhafte Headliner (u.a. DREAM THEATER) und als umjubelte Festival-Attraktion (Euroblast) haben das Standing der Truppe weiter zementiert, sodass die Wartezeit für "Affinity", den vierten Streich, gefühlt eine Ewigkeit betrug.
Durch das Privileg, "Affinity" schon seit vielen Wochen unter die Lupe nehmen zu können, klingt das Album mittlerweile derart vertraut, dass jeglicher Hang zur Objektivierung ob der Großartigkeit der Musik schwierig wird. Die Ohren mögen noch so kritisch eingestellt sein, aber die entwaffnende Leichtigkeit des Openers 'Initiate' - 'Affinity' ist lediglich ein Intro - mausert sich schnell als typischer HAKEN-Song mit allen Trademarks des Sechsers: knackige Rhythmen mit tiefer gestimmten Stakkato-Gitarren, samtig-weiche und stellenweise mehrstimmige Vocals mit Gesangslinien vom der Länge wagnerianischer Wurmverschachtelungen und an der richtigen Stelle derbe bratende Riffs. Gute vier Minuten zeitgenössischer Progmetal als Visitenkarte.
Dass es natürlich nicht dabei bleibt, zeigt direkt im Anschluss '1985', dessen Anfangssequenz auch aus der Feder Steve Howes stammen könnte. Die unfassbar positive Grundstimmung bietet den Instrumentalisten jetzt mehr Raum für Griffbrettakrobatik, Taktwechsel und sonstige Spielchen, die sich in neun Minuten einfach besser unterbringen lassen. Bei aller Härte bewahrt sich HAKEN aber stets die Ruhe für zahme Momente, insbesondere bei den beiden folgenden Nummern 'Lapse' und 'The Architect'. Doch Vorsicht: Wilde gegrowlten Vocals haben sich in den Zaubertrank gemischt, den die Herren garniert mit allerlei elektronischer Finesse über dem Architekten auskippen. Eine wahrhafte Wundertüte.
Als ob das nicht schon reichen würde, haftet dem ganzen Album noch dieser unwiderstehliche Pop-Appeal an, der aus 'Earthrise' quasi eine Radio-Hitsingle macht. In einer besseren Welt würden solche Songs die Charts anführen und jeder könnte den Satzgesang am Ende des Songs im Schlaf mitsingen. Wahrscheinlich sind es doch eher die brachial anmutenden Kolosse wie 'The Endless Knot', die aus HAKEN nach wie vor eine Prog- und keine Pop-kompatible Truppe machen und noch einmal das gesamte Spektrum HAKENscher Vertracktheit auf den Plan rufen.
Man muss kein Prophet sein, um nach meinen Worten auf die Idee zu kommen, ich hielte "Affinity" für eines der besten Alben unter den modernen Prog-Vertretern. Auch den neuesten Output aus dem Hause HAKEN sollte, nein muss sich jeder Freund anspruchsvollerer Klänge in die Sammlung holen.
Anspieltipps: 1985, Initiate, Earthrise
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher