GRIBS - Thunder
Mehr über Gribs
- Genre:
- Hard Rock / AOR
- ∅-Note:
- 7.50
- Release:
- 19.04.2014
- Hot Lenny
- Gir Dan Belati
- Memori
- Laki-Laki
- Istana Ilusi
- Saling Percaya
- Bersamamu Kawan
- Rock Akhir Jawan
- Thunder
- Sampai Bertemu Di Nekara
- Apa Yang Kau Cari
Melodic Rock zwischen DEF LEPPARD und BON JOVI – aus Indonesien!
Südostasienrock. Ich dachte schon, ich könnte euch nicht allzu viele Informationen bieten. Warum? Mein Indonesisch ist zu schlecht. Denn GRIBS stammt aus der großen südostasiatischen Metropole Jakarta, die auf die zehn Millionen Einwohner zustrebt. Zum Glück hat mir die Band ein paar Informationen per Email zukommen lassen. Daher weiß ich, dass die Band 2008 gegründet wurde und laut eigener Aussage die Abkürzung GRIBS für "Gondrong Kribo Bersaudara" steht. Wie man daraus diese Abkürzung macht, ist mir zwar schleierhaft, aber dafür weiß ich, was es bedeutet: "Brüder mit langen, lockigen Haaren". Das ist Metal, yeah! Aber Scherz beiseite, auch wenn man natürlich eine Menge Spaß mit diesen Informationen haben kann, denn ich schicke mal etwas vorweg: Das Album ist wirklich ziemlich gut! Aber einmal dürfen wir noch grinsen, denn laut eigener Aussage sind die Merkmale der Band enge Lederhosen, Leopardenshirts, Lippenstift und Make up und wilde Auftritte. Wenn das nicht irgendwie nach TWISTED SISTER mit David Lee Roth als Vortänzer klingt, was tut es dann? Aber egal, was zählt, ist auf dem Platz. Beziehungsweise auf dem Tonträger, und da bleiben eigentlich keine Fragen offen.
GRIBS spielt einen breitschultrigen Stadionrock irgendwo in der Schnittmenge von AEROSMITH, DEF LEPPARD und BON JOVI, und so ziemlich allem, was in den Achtzigern die Radios und Jugendzimmer gerockt hat. Im Vergleich zum Vorgänger "Gondrong Kribo Bersaudara" kann das vorliegende "Thunder" nämlich behaupten, die AC/DC-Einflüsse gegen einen guten Schuss AOR eingetauscht zu haben.
Gleich mit 'Hot Lenny' geht es in die Vollen. Das klingt nach Sammy Hagar, scheint textlich in der Nähe von VAN HALEN zu liegen. Ja, das mag nicht umwerfend originell sein, aber es rockt ungemein. Trotz des Titels möchte ich nochmal betonen, dass ich keinen Schimmer habe, worum es geht, denn die Band singt bis auf den Titelsong ausschließlich auf Indonesisch. Obwohl ich denke, dass es sich hier nicht gerade um den tiefsinnigsten Text der Neuzeit handeln dürfte. Derartige Überlegungen kann ich in der Folgezeit allerdings nicht mehr anstellen, wenn es heißt 'Gir Dan Belati' – was immer das heißt. Weg vom Stadionrock, hin zu einem bodenständigen, fast schweizerisch klingenden Hard-Rock-Song. Ich hätte nicht gedacht, dass es in Indonesien einen insgesamt so US-amerikanischen Sound geben würde.
Dass die Band es sogar noch griffiger kann, beweist das leicht in den Melodic Rock-Kitsch abdriftende 'Memori'. Hier habe ich wenigstens eine grobe Idee, was der Titel bedeuten könnte. Und genauso könnte es auch von einer modernen AOR-Band stammen, das hier ist keinen Deut schwächer als die meisten Frontiers-Releases der letzten Jahre. Zwischen diesen Antipoden pendelt "Thunder" immer wieder hin und her, mit dem Gespür für die eingängigen Refrain. GRIBS würde sich auf den großen Sommer-Open-Airs sicher ganz ausgezeichnet machen! Hey, liest das hier jemand Wichtiges? Wie wäre es mit dem Bang Your Head?
Im Folgenden sind noch 'Saling Percaya' zu erwähnen, zu dem es ein offizielles Video gibt, was also scheinbar so etwas wie die Single des Albums darstellt, das peppige 'Rock Akhir Jaman' und der Titelsong 'Thunder', der auch in Europa eine gute Figur machen könnte, da er auf Englisch gesungen wird. Übrigens ist das Lied auch in einem indonesischen Film zu hören, in dem die Band sogar einen Auftritt hat. Ansonsten wird das bewährte Rezept zu einem tollen Rockeintopf von zehn Liedern plus einem Bonustrack verrührt, der unter dem Banner einer Band wie AEROSMITH wahrscheinlich ein Millionenseller werden würde. So ist es ein Geheimtipp für Fans handgemachter, leicht überkandidelter Rockmusik, die einen auf dicke Hose macht. Nur eben aus Indonesien. Auf indonesisch. Und gut. Nach ein paar Durchläufen versucht man doch glatt, mitzusingen, was zum Glück kein Indonesier hören kann. Okay, außer 'Thunder', das geht. Aber sonst wäre mir das peinlich. Andererseits: Ist doch auch egal. Auch wenn mein Leopardenhemd gerade in der Wäsche ist. Apropos: Die Bilder der Musiker sehen übrigens tatsächlich aus, als seien sie der Bravo 11/1982 entsprungen. Viele, viele Haare, Tücher, Muscleshirts – aber statt langer Nasen asiatische Gesichtszüge. Die Musik der Vier muss sich jedoch wahrlich nicht verstecken, sie werden aber sicher allein aufgrund der Sprache in unseren Breiten unbekannt und ein Exot bleiben.
Schade.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger