GORILLA - Gorilla
Mehr über Gorilla
- Genre:
- Retro Hardrock
- Good Time Rockin\'
- Coxsackie
- Roached Salad
- She\'s Got A Car
- Buzzard
- Nowhere To Go But Down
- Acorn Brain
- Forty Winks
- Day Blindness
- Iron Ball
Als würde ein Gorilla in einen Berg von Gitarren und Drums fallen – So klingen die ersten Takte der identisch benannten Scheibe von „Gorilla“. Und dann – befindet man sich in der Hardrock-Ära Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre, rebellisch, provokativ, und vor allem laut und kompromisslos. Zugegeben, diese Scheibe ist gewöhnungsbedürftig und wohl nur etwas für Fans von Retro Hardrock und Bands wie The Who, denen die Freistil-Turnübungen an den Instrumenten oder die eigentümliche Abmischung der Produktion nichts ausmachen, aber auch dies orientiert sich original am Klang jener Epoche. Da wird kein Wert gelegt auf High-Tech-Spielereien, der Sound bleibt unverfälscht und wirkt stets zu einem gut Teil improvisiert. Dass die Macher irgendwie in vergangenen Zeiten hängen geblieben sind, kommt irgendwie schon beim Cover und den Fotos im Spar-Booklet zum Ausdruck.
Besonders auffallend am Klangbild sind die bratenden Riffs; die Gitarren werden gemartert, bis der Verstärker platzt, auch die Drums werden meist nach Strich und Faden verprügelt – nicht unbedingt durch Tempo, sondern durch pure Gewalt. John Redferns Gesang tut sein übriges, um das ursprüngliche Klangerlebnis einzufangen. Oftmals geht die Struktur der Songs unter in reinem Metzel-Stakkato und bringt die Ohren zum Klingeln; auch dies nicht unbedingt ein angenehmer Hörgenuss und gelegentlich für meinen Geschmack zu ausladend und etwas nervend, aber es ist schwierig, als Kind der 80er und 90er ein Gefühl für Musik aus den Anfängen harter Gitarrenmusik zu entwickeln. Es sind trotz der schrägen Töne und der eigenwilligen Produktion Könner am Werke, kein Zweifel; das kommt insbesondere in den ruhigeren und weniger verzerrt klingenden Passagen zum Ausdruck. Etwas schade ist, dass keines der im Sound gleichartigen Stücke wirklich im Ohr hängen bleibt, es fehlen eingehende Passagen oder Refrains. Aber das Gesamtbild der Scheibe ist sehr stimmig.
Wer sich also begeistern kann für die – so mein Eindruck – in letzter Zeit aufblühende Retro-Mucke und gern sein Wohnzimmer akustisch in 60er-Jahre-Hardrock badet, kann hier bedenkenlos zugreifen; Gorilla gehören zweifelsohne zu den Sternen dieser neuen Revival-Bewegung. Alle anderen sollten etwas Geduld und die richtige Augenblicks-Stimmung mitbringen, um sich an den aufreibenden Klang zu gewöhnen.
Anspieltipps: Coxsackie, She’s Got A Car, Forty Winks, Iron Ball
- Redakteur:
- Andreas Jur