GLARE OF THE SUN - Tal
Mehr über Glare Of The Sun
- Genre:
- Doom/Post Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Lifeforce
- Release:
- 13.09.2024
- Colossus
- Rain
- Äon
- Relikt
- Stonefall
- Leaving Towards Spring
- Amnesty
Moderne Doom-Freunde werden es lieben!
Manchmal wird uns Silberrücken ja vorgehalten, wir würden uns vor neuen Stilrichtungen und Weiterentwicklungen innerhalb unserer Musik verschließen und einfach nur ungebildet Nörgeleien gegen moderne Spielarten absondern. Auch wenn ich dieses Argument an sich schon schwach finde, weil ich dann dagegen halten könnte, dass sich die junge Generation auch nicht besonders intensiv mit den alten Traditions-Spielarten auseinandersetzt und ich diese Pauschal-Aussagen sehr schwierig finde, habe ich mich an das neue Album von GLARE OF THE SUN unter anderem heran gewagt, um mich tatsächlich mal ein bisschen in Sachen modernem Doom schlau zu hören. Schaue ich bei metal-archives in die Stilbeschreibung, steht dort neben Doom noch Post-Metal. Mit Stilbeschreibungen habe ich zumeist leichte bis schwere Berührungsprobleme, aber man soll ja immer wieder über den eigenen Tellerrand hinaus schauen. Von daher mag meine nachfolgende Analyse des dritten Longplayer von GLARE OF THE SUN für Eingeweihte etwas seltsam anmuten, vielleicht aber auch andere Silberrücken zum Antesten animieren. Wer weiß...
Das Album lief jetzt etliche Male unterm Kopfhörer, aber so richtig klar darüber, wie ich es finde, bin ich mir immer noch nicht. Es gibt viele Momente, die mich begeistern, in denen mich die erzeugte Atmosphäre erfasst und ich abtauchen kann, aber auch Momente, in denen ich kurz vor dem Weiterskippen bin. So zeigt das eröffnende 'Colossus' schon sehr gut die Bandbreite der Band. Ein sich langsam steigernder Songaufbau, voluminöse Chöre im Hintergrund, schleppende Rhythmen und, nach einem akustischen Saitenbeginn, schweres Riffing. Dazu ein Frontsänger, der eine kraftvolle Stimme hat, mir aber oftmals zu sehr schreit. Oder um es verständlicher zu formulieren, der mich zu oft anschreit. Das ist ein Gesangstil, der mich oftmals irritiert. Vor allem, wenn man in der zweiten Nummer beweist, dass man wundervoll gefühlvoll singen kann. Mehr Musik, wie in diesem herbstlichen Musikkonstrukt namens 'Rain' und ich würde tief im Notengeflecht von GARE OF THE SUN versinken können.
Und 'Äon' täuscht in der ersten Hälfte auch genau diese wundervolle Herbstlichkeit an, nur um im späteren Verlauf dann wieder mit garstigem Gebrülle zu verschrecken. Ich weiß, dass genau diese Kontraste ein bestimmtes Publikum in Verzückung versetzen und auch ich stehe manchmal auch solche Stilbrüche, aber bei dieser Art der gesanglichen Lautgabe bin ich einfach mit falschen Ohren ausgestattet. Entschuldigung.
Was mich allerdings komplett begeistern kann, ist die Klang-Ästhetik des Albums. Alles ist wunderbar klar und gleichzeitig wuchtig aufgenommen, ohne dass man das Gefühl hat, überfallen zu werden. Da soll mir nochmal jemand erklären, dass moderne Musik immer diese atmungsfreie Notenbetankung zur Folge haben muss. Völliger Unsinn, der hier eindrucksvoll widerlegt wird.
Hört nur das wirklich erstklassige 'Amnesty', in welchem die Band wie Moby Dick im eiskalten Meereswasser beschwingt vor sich hin schwingt, dabei innerhalb einer Zeitspanne von knappen sieben Minuten mit so vielen Details erfreut, dass ich allein wegen dieser Nummer wohl doch ein haptisches Endprodukt im Regal stehen haben muss. Wunderbarer Song!
Aber leider gibt es, wie bereits beschrieben, diese Passagen, in denen ich mich nicht wohl fühle mit der Kombination aus Musik und Gesang. Wer aber grundsätzlich auf modernen Doom mit gelber Schlagseite steht, ist hier goldrichtig.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Holger Andrae