FVNERALS - Let The Earth Be Silent
Mehr über Fvnerals
- Genre:
- Dark Ambient Doom
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 03.02.2023
- Ashen Era
- Descent
- For Horror Eats The Light
- Annihilation
- Rite
- Yearning
- Barren
Hiervon lässt man sich freiwillig erschlagen!
Die ursprünglich in Großbritannien angesiedelte Doomband besteht vornehmlich aus dem Gitarristen Syd Scarlet und der Sängerin und Bassistin Tiffany Ström. Doch bereits seit einem Weilchen werden die beiden zudem von Gastmusiker Thomas Vaccargiu am Schlagzeug unterstützt, der die Klangwelt von FVNERALS meines Erachtens ideal ergänzt. Derzeit sind die drei Musiker in Leipzig vorzufinden, wo auch das neue Album "Let The Earth Be Silent" entstand. Bereits mit dem Debütalbum "The Light" aus 2014 und insbesondere dem Nachfolger "Wounds" aus 2016 machte das Projekt auf sich aufmerksam, auch wenn Zweiteres bei meinem Kollegen laut seinem Review weniger Eindruck zu schinden schien als bei mir. Die 2013 selbstveröffentlichte EP "The Hours" und die zwei Jahre später erschienene EP "The Path" fehlen mir leider noch in meiner Sammlung, weshalb ich im folgenden lediglich einen Vergleich zu den ersten beiden Alben zu ziehen vermag. So stelle ich gleich eingangs klar, dass der Neuling gegenüber den Vorgängern eine noch dunklere Aura verströmt.
Mag es an den veränderten, schwierigen Lebensbedingungen der letzten drei Jahre liegen, dass man beim Anhören des Albums an depressive Episoden, Isolationsgefühle und allgemeine Hoffnungslosigkeit im Hinblick auf das Leben erinnert wird? Oder sind es die beigefügten Dark-Ambient-Elemente, die das Werk so verführerisch auf mich wirken lassen? Worauf man sich jedenfalls verlassen kann, ist, dass der Gitarreneinsatz von Syd Scarlet einen weiterhin in den Bann zieht sowie Tiffany Ströms eher im Dark Wave verankerte und so gesehen reizvolle Stimme überaus passend durch die Titel begleitet. Lediglich der einsaugende Opener und der zentral platzierte Track stellen insofern eine Ausnahme dar. Überraschend kommt ihre Stimme in meinem aktuellen Favoriten 'Ashen Era' in einer Art Gothic-Manier zur Geltung. Das Klangbild lässt den Zuhörer Stück für Stück immer tiefer im düsterschweren Track versinken. Im Outro bürstet Syds Gitarre die Seele "gegen den Strich", um sie in gesteigerte Empfangsbereitschaft zu versetzen.
Doch auch die eindringlich gesprochenen Worte in 'Annihilation' harmonieren mit der vom Dark-Ambient-Intro erzeugten Stimmung vorzüglich. Mittig tritt ausnahmsweise begleitend ein Stocktakt zutage, dem kräftigeres Schlagzeugspiel mit stellenweise quietschenden Gitarren nachfolgen. Für den dritten Albumtitel kann ich mich ebenfalls stark begeistern. Schon das Intro hat, unter anderem wegen des mehrfach ertönenden Eröffnungsgongs, einen herbeirufenden Charakter. Anschließend wird man mit einer tiefschweren Doom-Wand konfrontiert, die im Verlauf immer höher gemauert wird. Für knapp zwei Minuten werden die Bauarbeiten niedergelegt und man darf in der Pause leichtem, doch glücklicherweise kein bisschen lebensfrohem Gesang lauschen, bevor weitere Schichten dem zuvor erwähnten Mauerwerk hinzugefügt werden. Das kurze, bisher banduntypische 'Rite' ist bis auf die enthaltenen Atmer ein rein instrumentales Interim komplett im Dark-Ambient-Stil, welches meine Ohren herzlichst willkommen heißen.
Im folgenden Stück kehren die Gitarren gleich anfangs mit dem gewohnten Klangbild zurück. Tiffanys Stimme taucht in Layern auf. Nach anderthalb Minuten wirbeln die Gitarren los und der Schlagzeuger stimmt geziemend ein. Der Schlusstrack ist der längste Titel und lässt sich ein klein wenig mehr Zeit, bevor eine Melodie wahrgenommen werden kann. Dadurch erhält man Gelegenheit, die heranschwebenden Töne in Ruhe aufzunehmen. Die Instrumente weben sich langsam Schritt für Schritt mit ein. Die mit tieferer Stimme, vergleichsweise recht monoton vorgetragenen Lyrics verstärken den depressiven Eindruck. Nach kurzzeitiger, fast völliger Stille erklingt das Gitarrenspiel verklärter. Die Bassistin ruft mit hoher, elysischer Stimme und verspricht ein Quentchen Hoffnung. Beides strömt in Wellen auf einen zu. Die letzten zwei Minuten sind aber wieder ausschließlich dem FVNERALS-Doom vorbehalten, von dem man sich am liebsten hinfort pusten lassen würde.
Bevor ich schlussendlich noch ein paar zusammenfassende Worte formuliere, sei mir an dieser Stelle noch der Hinweis erlaubt, dass das zum Thema des Albums, sprich die Stille der von der Menschheit verursachten Auslöschung sämtlichen Lebens auf der Erde, passende Artwork von dem estnischen Fotografen Anton Novozhilov gestaltet wurde. Dieses spätestens seit der gemeinsamen SYLVAINE-Tour im Dezember letzten Jahres heiß ersehnte Album übertrifft meine Erwartungen, denn es hält Überraschungen und Abwechslung zum bisherigen Schaffen parat. Es ist kein Song enthalten, der nicht ansprechend wäre. Man kann sich bestens in den Tracks verlieren. Wer sich also ebenfalls gern von Doom und Dark Ambient an die Leine legen lässt, wird sich in "Let The Earth Be Silent" geborgen fühlen. Die Vorfreude, im April dieses Album live kredenzt zu bekommen, wenn die drei sympathischen Musiker beim Culthe Fest 2023 in Münster wie zum Beispiel auch ULTHA und WOLVENNEST von der Bühne Besitz ergreifen werden, steigt enorm.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt