EN ESCH - Dance Hall Putsch
Mehr über En Esch
- Genre:
- Industrial / Electro
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 27.09.2024
- Get Lost
- I'm So Sick
- If You Don't Know Me, You Cannot Judge Me
- Eden
- Push
- Wahrhaftige Täuschung
- Wumms
- Do It
- Yum Yum Beauty
- Epic
- The Sweetest Aggravation
- World Of Deceit
Schönes Industrial-Werk des Ex-KMFDM-Musikers.
Industrial-Fans wird der Name EN ESCH mit Sicherheit auf den ersten Blick etwas sagen. Wer sich in Electronica-Bereichen nicht so gut auskennt, der wird den Namen des Drummers eventuell durch sein Mitwirken bei KMFDM schon einmal gehört haben, wo er teils unter seinem bürgerlichen Namen Klaus Schandelmaier an insgesamt vierzehn Studioalben mitgewirkt hat. Doch auch Solo ist der Wahl-Amerikaner bereits seit 1993 aktiv und legt uns heuer mit "Dance Hall Putsch" sein viertes Soloalbum vor, das mit satten zwölf Tracks daherkommt und von einer recht stattlichen Gästeliste ergänzt wird, die Kollegen wie Raymond Watts (PIG), Gabriel Lennox oder Hope Nicholls (PIGFACE) umfasst.
Musikalisch haben wir es dabei mit teils tanzbaren, andererseits aber auch durchaus progressiv veranlagten und sperrig agierenden Industrial-Tracks zu tun, die etwas Zeit brauchen, um ihre Wirkung zu entfalten. Dabei muss ich teils an KRAFTWERK denken, andererseits liegen in den tanzbaren Momenten auch DEPECHE MODE nicht allzu fern. Neue Deutsche Härte schimmert immer durch, wenn die verzerrten Gitarren einen Platz im elektronisch geprägten Sound einnehmen dürfen, und auch NINE INCH NAILS springen mir immer wieder einmal als Referenz in den Sinn, was insgesamt eine durchaus gefällige Mixtur ergibt. Nur mit dem etwas unterkühlten Gesang des Masterminds, der doch eher gleichförmig als Sprechgesang aus den Boxen dringt, werde ich bis zum Schluss nicht gänzlich warm. Fans des Genres werden das vielleicht auch ganz anders sehen, aber zumindest für mich hätte oftmals etwas mehr Ausdruckskraft doch ganz gut getan.
Los geht es dann mit 'Get Lost' aber erst einmal durchaus wuchtig und zumindest instrumental ziemlich prägnant. Gerade die Gitarren-Riffs verpassen der sperrigen Nummer eine bedrohliche Atmosphäre, die mich sofort abholt. Dagegen ist 'I'm So Sick', das von einem Gastauftritt von Mea Fisher (LORDS OF ACID) garniert wird, deutlich tanzbarer und flotter ausgefallen, wobei gerade der treibende Synthesizer-Hook für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt. Doch der nächste Kurswechsel ist nicht fern, wobei 'If You Don't Know Me, You Cannot Judge Me' erstmalig die NINE INCH NAILS-Parallelen offenlegt und als bedrohlich-beschwörerische Nummer sehr viel Spaß macht. Gleiches gilt in der Folge dann auch für einen guten Teil des restlichen Silberlings, der sich zwischen den von den ersten drei Songs abgesteckten Extremen tummelt, gerade in der zweiten Halbzeit aber auch durchaus etwas introvertierter und vertrackter wird. Highlights sind erst einmal trotzdem nicht spärlich gesät, wobei ich euch insbesondere 'Push' und 'Wahrhaftige Täuschung' als weitere Anspieltipps ans Herz legen würde.
Schade, dass zumindest ich am Ende aber dann doch noch mit 'World Of Deceit', 'Wumms' oder dem seltsamen 'Yum Yum Beauty' ein wenig den roten Faden verliere, denn ohne diese Längen hinten heraus, hätte "Dance Hall Putsch" ein rundum gelungenes Album werden können. Aber auch so bleibt das neue EN ESCH-Werk ein feines Stück Industrial-Kunst, das Freunden und Freundinnen des Genres viel Spaß bereiten dürfte, ohne sich als Klassiker der Stilistik zu etablieren.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs