CRADLE OF FILTH - Nymphetamine
Mehr über Cradle Of Filth
- Genre:
- Black/Gothic Metal
- Label:
- Roadrunner
- Release:
- 27.09.2004
- Satyriasis
- Gilded Cunt
- Nemesis
- Gabrielle
- Absinthe With Faust
- Nymphetamine Overdose
- Painting Flowers White Never Suited My Palatte
- Medusa And Hemlock
- Coffin Fodder
- English Fire
- Filthy Little Secret
- Swansong For A Raven
- Mother Of Abominations
- Nymphetamine Fix
Ich bin immer wieder aufs Neue total verblüfft und überrascht von dieser Band. Wie kann man allen Ernstes spätestens alle zwei Jahre Alben auf den Markt schmeißen, die vor Musik und verschwenderischen Arrangements fast bersten? Wie kann man in diesen kurzen Zeitabständen immer wieder eine solche Vielzahl genial eingängiger Melodien mit Hass verbinden und dabei vielleicht das zur Zeit eigenständigste Material im kompletten Metalzirkus erschaffen? Denn eines sind CRADLE OF FILTH nicht mehr: Black Metal! Wer die Band immer noch als solchen beschreibt, soll sich gottverdammt sofort sein Kruzifix verkehrt rum in den Arsch rammen. Dieser Ausdruck ist eine Limitierung und limitieren lassen sich die Briten schon lange nicht mehr. Und wer halt auf die Bezeichnung Black Metal besteht, redet über den atmosphärischsten aller Zeiten!
Also lassen wir das lieber und finden den Bezug zur Realität. Und die heißt Thrash Metal, Death Metal, Black Metal, Heavy Metal, Doom Metal und Gothic Metal. Diese sechs Komponenten ergeben CRADLE OF FILTH und sie stehen sich gleichberechtigter als je zuvor gegenüber. Zügellose Wut ist kontrolliertem Hass gewichen. Und ebenso wie das Komplettpacket sich nicht limitieren lässt, lässt es sich auch Sänger Dani nicht. Mehr denn je singt er und das sogar verdammt gut.
Bestimmte Songs auf diesem Hammer gesondert hervorzuheben, ist wie Döner nach Ankara zu tragen, da alle verdammt stark sind und lediglich in verschiedenen Bereichen punkten. Es ist mal ruhig ('Nymphetamine Fix', 'Gabrielle'), es ist mal heftig ('Gilded Cunt', 'Medusa And Hemlock'), es ist mal sphärisch ('Absinthe With Faust') und es ist mal hyperprogressiv ('Swansong For A Raven'). Aber es ist vor allem eines: immer allerhöchstes Niveau. Wo CRADLE OF FILTH draufsteht, kann man immer Qualität erwarten. Die neue Scheibe sprengt diesbezüglich jeglichen Rahmen. Das Booklet ist eine Reise für sich, die Produktion von ANTHRAX-Gitarrero Rob Caggiano lässt keine Drücke im Winde verwehen und die Musik ist an Einfallsreichtum schwer zu überbieten. Ein Break jagt das nächste und die Chöre, Licks und Tappings fliegen einem in Lichtgeschwindigkeit um die Ohren. Dabei wird jedoch nie der rote Faden verloren.
Auffallend ist jedoch, dass sich die Briten immer mehr dem Mainstream zuwenden. War ja der Vorgänger "Damnation And A Day" ein ziemlich brutales Metzelfest, gehen CRADLE OF FILTH heuer melodiebetonter zu Werke. Das soll aber nicht heißen, dass sie etwas von ihrer Wucht, Geschwindigkeit oder Vehemenz drosseln. Nein, nein, auf die Fresse gibt es auch hier. Nur mit mehr Gewichtung auf der alles dominierenden Hookline.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch der Gastauftritt von Alex-Krull-Gattin Liv Kristine, die im Duett mit Frontschlächter Dani eine zarte und zerbrechliche Figur abgibt. Dieser Kontrast funktioniert prima, hebt er doch ultimativ die szenenübergreifenden Ambitionen der Briten hervor. Ich kann mich nur noch mal wiederholen: Wer wissen möchte, wie Innovation im Metal klingt, und wer interessiert daran ist, wie man sich ständig neu erfinden kann, ohne seine Herkunft zu entwurzeln, ist bei CRADLE OF FILTH genau richtig. "Nymphetamine" ist ein weiteres Meisterwerk in der sowieso meisterwerkschwangeren Geschichte der Engländer. Und wenn ich jetzt noch einmal die Bezeichnung Black Metal höre, kotz ich schwarzen Stahl!
Anspieltipps: Gilded Cunt, Gabrielle, Absinthe With Faust, Medusa And Hemlock, Swansong For A Raven
- Redakteur:
- Alex Straka