COLUMBIA OBSTRUCTION BOX - A Single Rat's Record
Mehr über Columbia Obstruction Box
- Genre:
- Death Rock
- Label:
- 5-Hit Records
- A History X
- Blood In Me
- Shot Goodbye
- 1 M 2
- Fail
- Broken Nose
- Winter's Bed
- Alone
- River Runs
- Under My Skin
- Nightmare Blues
- I Need A Nurse
Ein schönes Cover haben COLUMBIA OBSTRUCTION BOX für "A Single Rat's Record" ausgewählt; ganz in edlem, dunklem Blau gehalten. Dem Artwork ist zu entnehmen, dass eine obstruction box irgendetwas mit einer möglichen Testumgebung für deprivierte Versuchsratten zu tun hat. Nun ja…
Im Intro namens 'A History X' redet mir eine beruhigende Frauenstimme in einer unverständlichen Sprache gut zu. Das düstere Windfauchen im Hintergrund lässt aber schon recht bald das ungute Gefühl aufkommen, dass ich hier selbst nur die Versuchsratte für ein Experiment bin. Dann setzt auch schon 'Blood In Me' ein, düster und mit bedeutungsschwanger kreisenden Gitarren. Spacelord Motherfucker? Gut, dann habe ich ja immerhin eine Überlebenschance. Dieser Song groovt, den Gesang würde ich irgendwo zwischen MOONSPELL und H:I:M einordnen, mit Tendenz zu Letzteren. Die Atmosphäre ist auf eine schummrig warme Weise gothic-like, und so man denn einen Hang zum Morbiden hat, durch und durch angenehm, ja fast schon kuschelig. Die Band macht einfach alles richtig; besonders wie die Gitarrenlinien ineinandertanzen, satt im Raum hängenden Rauchfäden gleich, ist schlichtweg wunderbar. Gegen Ende packen sie doch tatsächlich noch einen tanzbaren Electrobassbeat drauf, der gänzlich ungezwungen klingt. Jetzt ist man jedoch ohnehin schon tief im Sog des Stückes und heißt diese Intensivierung willkommen, die man andernfalls (zu Beginn zum Beispiel) vielleicht als plump empfunden hätte. Das ist nun fast schon Pop, vielleicht sogar wirklich, aber stören mag man sich daran nicht. Sowas sollte man sämtlichen DJs zum Spielen in den Clubs aufnötigen. Der Grund, warum ich mich so lange über das Stück auslasse, ist der, dass es den Hörer gleich einlullt und mit positivsten Erwartungen auf den Rest des Albums losschickt.
Mit einer Mischung aus schwülstigem Rock und Gothic ('Shot Goodbye') geht es dann auch weiter, wobei mich die Stimme hier an die seligen FIELDS OF THE NEPHILIM erinnert. Komplex ist das sicherlich nicht, aber stimmig und gut produziert, auch wenn die Gitarren für meinen Geschmack etwas mehr Druck vertragen könnten. Bezeichnenderweise bleibt mein Ohr meist am Gesang hängen, der irgendwie den gesamten Charme der Aufnahme zu bündeln scheint. Ich glaubte beim ersten Hören schon, eine Autoscheibe für Nachtfahrten ergattert zu haben, doch da zeigt das angefunkte '1 m 2' eine erste Wendung auf.
Im Promozettel werden COLUMBIA OBSTRUCTION BOX unter anderem mit den DOORS verglichen; ob der psychedelischen Orgel möchte man dem glatt beipflichten, und auch der Gesang erinnert an Morrison. Darunter mischen sich ein unterschwelliger Hauch von Reggaerhythmus und im Refrain noch eine Prise Stoner Rock. Auch hier könnten die Gitarren meines Erachtens etwas markanter zutage treten. Tja.
Kurz angetäuschte Rotor-Riffs weichen nun einem schlaff abgehangenen Nuschelgesang im Stile von JOHNNY CASH, während der Bass locker weiterpluckert.
URGE OVERKILL lassen grüßen: 'Fail' ist ein schön warm groovender, düsterer Pop-Rock-Ohrwurm, dessen Niveau die Chartsbreaker von THE RASMUS allenfalls in ihren feuchtesten Träumen erreichen können. 'Broken Nose' sackt dann jedoch stark ab; der Beat klingt hölzern, jedoch eher wie ein aufgeleimtes Furnier. Kompositorisch sonst gar nicht schlecht, fehlt es dem Stück einfach an Biss: Besonders bei den Tempowechseln und an den Streichereinsätzen gibt es hohe Reibungsverluste. Für seine leicht progressive Note ist der orientalisch angehauchte Song aber noch recht smooth ausgefallen. Auch 'Winters Bed' ist eher schwach und dümpelt irgendwo zwischen DOORS-Song und THERAPY?-Groover eher belanglos dahin. 'Alone' changiert zwischen düster-proggigen Rockflächen und romantischem Gothic-Kuschelrock, die Synths kommen hier etwas stärker raus. Das herrlich klare Gitarrensolo ist leider viel zu kurz, statt dessen versumpft das Stück beinahe im Refrain.
'River Run' zeigt eine neue Facette der Band auf: Eine fast schon jazzige Bluesballade mit langsam tröpfelndem Rhythmus und düster-gemütlichem Kaminfeuergesang. In eine ähnliche Richtung geht das sehr rhythmische, spartanische 'Under My Skin', welches sich im Refrain zu einem echten Rocker aufbauscht.
Hart abgestoppte Kopfnickerakkorde auf der E-Klampfe und bedrohlich rotierende Riffs könnten gemeinsam mit dem fies verzerrten Gesang ein wirklich geniales Stück voller Bosheit ergeben - doch leider krankt auch der 'Nightmare Blues' an einer viel zu drucklosen Produktion. Da können auch die dramatischen HITCHCOCK-Streichersynths nicht mehr viel retten. Schade. Immerhin rockt 'I Need A Nurse' noch mal ordentlich ab: Heavy Punk Rock im Stile der letzten THERAPY?-Alben.
Insgesamt geht die Scheibe also voll in Ordnung, zumal man hier eine gehörige Portion Abwechslung serviert bekommt. Allerdings bleibt sie aufgrund einiger Schwächen in der Produktion leider doch hinter dem Potenzial der Band zurück.
Anspieltipps: Blood In Me, Shot Goodbye, Fail, River Run, Nightmare Blues
- Redakteur:
- Eike Schmitz