CIEL - Call Me Silent
Mehr über Ciel
- Genre:
- Indie Rock / Alternative Pop
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- V2
- Release:
- 24.10.2025
- Call Me Silent
- Won't Obey
- Thinking Of You
- Hear Me Out
- Will I Ever Feel Again
- Stay Along / Sail On
- Hold Onto You
- Swallowing Your Pride
- In Your Heart Again
- Talking On The Phone
- Cruel
Träumen, entspannen, genießen!
Wenn eine Künstlergemeinschaft mich auch nur im Entferntesten an die erste experimentelle Phase von Tori Amos erinnert, gehen die kleinen Härchen am Körper eigentlich immer direkt steil nach oben. Als die Sängerin und Songwriterin aus North Carolina in den späten Neunzigern Platten wie "Under The Pink" oder "Boys For Pele" veröffentlichte, galt sie in diesen Momenten nicht sofort als die bewährte Lieblingsperson der kritischen Fachpresse, doch letzten Endes hat sich die große Diva auch mit diesen Platten durchsetzen können - und das aus heutiger Sicht natürlich völlig zurecht. Ihre Kolleginnen und Kollegen von CIEL sind auf einer relativ ähnlichen Fährte unterwegs, streuen elektronische Popsongs mit post-rockigen Backings auf ihrem aktuellen Release, sind sich aber durchaus auch der Wertigkeit einer wunderschönen, wenn auch soften Harmonie bewusst, die auf "Call Me Silent" vor allem dann Punkte macht, wenn parallel dazu auch noch ein bisschen Indie-Rock- und Alternative-Flair aufkommt.
Unberechenbarkeit ist hier das Zauberwort, welches die Truppe aus dem britischen Süden immer wieder mal gerne bemüht, obschon viele Anteile der elf Kompositionen durchaus leicht zugänglich und auch radiotauglich sind. Doch ein paar gewagte Twists, die an sich eher düstere Atmosphäre, die verträumten Parts, die nachdenliche Stimmungslage und dieser phänomenal-eindringliche Gesang, der eben an Mrs. Amos erinnert und diesen Vergleich auch dauerhaft aufrechterhalten kann, dies sind Komponenten, die das aktuelle Werk zum ununterbrochenen Gänsehaut-Garanten machen - gerade dann, wenn CIEL auch mal nicht linear den Mainstream bedient, sondern in diese träumerischen Welten abtaucht, die Kompositionen wie 'Will I Ever Feel Again' oder 'In Your Heart Again' erst ausmachen. Mit 'Won't Obey' und 'Swallowing Your Pride' hat "Call Me Silent" auch ein paar mögliche Hitkandidaten im Gepäck, die sich aber auch nicht an den typischen Gepflogenheiten der Populärmusik orientieren, sondern immer wieder in diese melancholischen Tiefen zurückkehren, von denen die Platte sehr markant gezeichnet wird und die schließlich auch dieses mitreißende Setting generieren, in denen sich CIEL bewegt.
Ich sage es daher noch einmal: Tori Amos wird immer der Maßstab bleiben, und an dem wird sich jeder Solokünstler und jede Band auf Lebenszeit einen abbrechen. Aber in der direkten Folge sind es eben Acts wie CIEL, die ein ungeschriebenes Erbe verwalten und es mit Würde bedienen. "Call Me Silent" ist wieder so ein Glücksfall, der Anhängern der zuletzt etwas veröffentlichungsscheuen Legende die Freudentränen in die Augen treiben wird. Vor allem dann, wenn man die Phase nach dem "Little Earthquakes"-Dauerbrenner zu seinen Faves zählt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes