CALLEJON - Wir sind Angst
Mehr über Callejon
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Four Music
- Release:
- 09.01.2015
- Trauma
- Wir sind Angst
- 1000 PS
- Dunkelheit
- Babel
- Raketen
- Untertage
- Neonblut
- Ich lehne leidenschaftlich ab
- Veni Vidi Vici
- Krankheit Mensch
- Schreien ist Gold
- Erst wenn Disneyland brennt
Aktueller denn je.
Ich hab keine Ahnung, was es genau ist, doch die Rheinländer von CALLEJON werden es auch im sechsten Studioanlauf schaffen, die Massen auf ihre Seite zu locken. Die leicht poppige Ausrichtung, die spätestens 2012 auf "Blitzkreuz" deutlicher wurde, wird auch drei Jahre später nicht ad acta gelegt. Welche Zielgruppe CALLEJON mit dem nunmehr etablierten, deutschsprachigen Metalcore erreichen will, dürfte also klar sein. Doch wie gefällt die neuste Angstfabrik "Wir sind Angst" dem Otto Normalmetaller? Wird der bandeigene Mix aus massenkompatiblen Refrains, knüppelharten Riff-Betonpfeilern und dem Zahn der Zeit auch der Ü-25-Generation gefallen?
Nun, verallgemeinern kann ich die Antwort nicht, jedoch muss man Basti Sobtzick und seinen Kumpanen attestieren, dass "Wir sind Angst" zumindest besser funktioniert als der Banner "deutschsprachiger Metalcore" vermuten lässt. Die fette Produktion platzt aus allen Nähten und die eingefleischte Fanschar wird auch diesmal einen erheblichen NARZISS-Einschlag erkennen. Klar, Kritiker wird man auch diesmal nicht ruhig stellen können, doch Songs wie der Titeltrack, 'Raketen', das thrashige 'Veni Vidi Vici' und auch 'Krankheit Mensch' kann man bedenkenlos antesten. Das Endzeit-Intro setzt der eher bedrohlichen und ernsthaften Atmosphäre die Krone auf. Die Kehrseite der Medaille stellt sich wohl bei '1000 PS' und 'Erst wenn Disneyland brennt' heraus, bei denen weder der textliche Erguss noch die entsprechende Intonierung das Gelbe vom Ei sind. Dazwischen böllert "Wir sind Angst" immerhin ganz amtlich aus den Boxen, sprüht dank der nimmermüden Abwechslung vor Vitalität und ein ums andere Mal erwischt man sich auch beim Kopfnicken und Fußwippen.
Auch thematisch hat diese Scheibe zumindest stellenweise einiges zu bieten. So ist "Wir sind Angst" als Abgesang auf die scheinbare Sicherheit heutzutage zu verstehen. In einer Zeit, in der es jeden Tag vor Schreckensnachrichten aus aller Welt nur so wimmelt, kann man dem nur beipflichten. Obwohl ich diesem speziellen Trend-Genre eher skeptisch entgegenblicke, bereitet mir "Wir sind Angst" also nicht jene Zahnschmerzen, wegen denen ich im Vorfeld bereits einen Termin gemacht habe. CALLEJON schafft es zwar nicht, mich und wahrscheinlich auch weitere Traditionsbesinnte zu bekehren, doch zum einen haben wir es vorliegend mit dem konsequenten "Blitzkreuz"-Nachfolger zu tun, die Erwartungen werden also erfüllt, und zum anderen wird sich "Wir sind Angst" objektiv nicht unverdient erneut wie warme Semmeln verkaufen. Doch bei all den Hintergedanken darf man das Wesentliche nicht auf den Augen verlieren: CALLEJON musiziert 2015 kompromissloser und ernster (im Bezug auf den lyrischen Kontext) denn je, hat sich also weiterentwickelt. Und dafür kann man schon ein kleines Lob aussprechen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp