BLOOD IN THE CHAIR - Headcrush Hotel
Mehr über Blood In The Chair
- Genre:
- Modern Death/Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 08.05.2015
- My Coffin
- Propaganda Fetishist
- Kaffee und Kuchen Mentalität
- Kingsize Ignorance
- Worth Too Much
- Abandoned Eternities
- For The Moment
- Self Justice
- Headcrush Hotel
- Abhängig von Junkies
Cooles Todes-Thrash-Debüt.
Manchmal ist der Mensch so leicht zufrieden zu stellen. Manchmal braucht es keinen gehobenen musikalischen Anspruch, keine komplexen Gehirnverknoter, sondern einfach nur eine geballte Ladung Schrot vor den Latz. Ihr wisst, was ich meine, nicht? Dann zieht euch bitte "Headcrush Hotel" von BLOOD IN THE CHAIR rein. Komischer Bandname, schlichtes Artwork, Garagensound - die Außenwirkung des Vierers aus Schwerin ist genauso trashig wie seine Musik thrashig ist. Deathig-thrashig, genauer gesagt. Aber doch alles andere als stumpfsinnig.
Besagte Mixtur aus modernem Todesstahl und groovigem Modern Thrash wurde in den vergangenen Jahren europaweit schon fleißig beackert, wobei die meisten Vertreter nach wie vor in erster Linie den Untergrund beglücken dürften. Auch BLOOD IN THE CHAIR wird bislang nur einem überschaubaren Publikum ein Begriff sein - das Brutalo-Quartett hat aber das Zeug, dies alsbald zu ändern; das Debütalbum wird jedenfalls als blutig-feiste Visitenkarte herhalten können. Vom Opener 'My Coffin' bis zum nachdenklichen 'Abhängig von Junkies' legen die Herrschaften alles in Trümmer, verbinden coole PANTERA- und MACHINE HEAD-Riffs mit knochentrockenem Death Metal der alten Schule.
Die meiste Zeit sind die Knüppelköppe am oberen Tempolimit zu Gange, als willkommene Abwechslung werden entweder kurze Ruhepassagen oder breaklastige Nackenbrecher verteilt, beispielsweise bei der Abrissgranate 'Worth Too Much'. Sänger Stöfn - der offenbar ganz spontan bei einem Gig aus dem Publikum zur Band stieß, als der eigentliche Sänger ausfiel - bellt mit schwedischer Bissigkeit seine Verwünschungen ins Mikro, die Instrumentalfraktion zimmert für eine Eigenproduktion bemerkenswert tight ihre fünf Cent zum Thema in den Kasten. Cool auch die METALLICA-Referenzen bei 'Kaffee und Kuchen Mentalität' (da gab's doch mal ein 'My Friend Of Misery' in ähnlich trübseliger Stimmung) und 'Worth Too Much', die dezenten Ausflüge in Richtung Melodic Death der Göteborg-Schule (bei 'Abandoned Eternities') oder der Stoner-Metal-Einstieg zu 'For The Moment'. Eine zwar nicht neue, aber überzeugende und recht ausgewogene Mixtur aus dem Norden Deutschlands. "Headcrush Hotel" klingt trotz sympathischem Rumpelsound wie aus einem Guss, und vor allem gelingt es BLOOD IN THE CHAIR, mit diversen raffinierten Details über zehn Songs hinweg die Spannung aufrecht zu halten. Für eine ungelabelte Band ein bemerkenswertes erstes Lebenszeichen!
Trotzdem ist für die Schweriner noch mehr drin, wenn sich die Truppe aufrafft und mit einem erfahrenen Produzenten zusammenschließt, der die Trademarks der Band bündelt und den finalen Punch iher Songs noch klarer herausarbeitet. Auch etwas mehr Abwechslung in Sachen Geschrei würde BLOOD IN THE CHAIR gut tun. Zudem stellt sich mir die Frage, wieso eigentlich nicht alle Texte in Deutsch gehalten wurden. Achtmal holpert es auf Englisch (inhaltlich auch mal befremdlich, wie beim rachsüchtigen 'Worth Too Much'), bei den in unserer Landessprache gehaltenen 'Kaffee und Kuchen Mentalität' und 'Abhängig von Junkies' kommt textlich einfach mehr rüber. Aus musikalischer Hinsicht mache ich mir allerdings keine Sorgen um diesen schmutzigen Rohdiamanten. BLOOD IN THE CHAIR landet mit "Headcrush Hotel" in meinem Plattenregal direkt bei den bisherigen deutschen Modern-Death/Thrash-Vorreitern SULAMITH und DIS.AGREE. Wenn die Jungs so weitermachen und sie das nötige Quäntchen Glück trifft, dürfte demnächst noch von ihnen zu hören und zu sehen sein.
Anspieltipps: Propaganda Fetishist, Worth Too Much, Abhängig von Junkies
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause