BIOSCOPE - Gento
Mehr über Bioscope
- Genre:
- Electronic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- EarMusic
- Release:
- 22.08.2025
- Vanishing Point - Part 1
- Vanishing Point - Part 2
- Vanishing Point - Part 3
- Gento
- Kinetoscope - Part 1
- Kinetoscope - Part 2
- Bioscope - Part 1
- Bioscope - Part 2
- Bioscope - Part 3
- Kaleidoscope
<p class="MsoNormal">Progressiv-elektronische Kollaboration zweier einflussreicher Künstler.</p>
BIOSCOPE nennt sich das musikalische Projekt, zu dem sich die Herren Steve Rothery und Thorsten Quaeschning zusammengefunden haben. Rothery dürfte den meisten unter euch als Gründungsmitglied und Gitarrist von MARILLION bereits ein Begriff sein. Thorsten Quaeschning hingegen ist seit 2005 Mitglied der legendären Elektroformation TANGERINE DREAM, deren musikalische Geschicke er seit dem Tod von Mastermind Edgar Froese im Jahr 2015 leitet.
2020 hatte man sich erstmals in Berlin kennengelernt und daraufhin schnell beschlossen, gemeinsam kreativ tätig zu sein und musikalisches Neuland zu betreten. Komplettiert wurde das Projekt zudem noch von ELBOW-Schlagwerker Alex Reeve an den Drums. Das Endergebnis liegt nun in Form des Albums "Gentō" vor, welches wiederum in mehrere thematisch miteinander verbundenen Stücke aufgeteilt ist, wobei diese hierbei nahtlos und fließend ineinander übergehen.
Es handelt sich hier - da müssen wir vorab wohl nicht groß drumherum reden - um Musik für ein kleines, feines Spartenpublikum. Dass die ganze Chose dann auch noch komplett instrumental über die Bühne geht, wird aller Voraussicht nach auch nicht dafür sorgen, dass man mit dem Werk die globalen Musikchartlisten stürmen wird. Sei es aber drum, denn gute und außergewöhnliche Kunst findet bekanntlich immer ihre Wege zu den Konsumenten, so dass ich auch im vorliegenden Fall davon ausgehe, dass sich auch hier bei uns der ein oder andere finden wird, der mit der Platte eine schöne akustische Reise unternehmen wird. Wie bei wohl den meisten instrumentalen Werken empfiehlt sich auch hier der Gebrauch guter Kopfhörer für das vollumfängliche Klangerlebnis. Für die Hörer unter euch, die die entsprechenden Hifi-Voraussetzungen mitbringen, existiert (wie auch bei meinem Musterexemplar) anhand einer Blu-ray-Disc die Möglichkeit, die fünf instrumentalen Stücke in PCM Stereo, Dolby Atmos und 5.1-Ton genießen zu können. Eine wahrlich schöne und sinnvolle Dreingabe. Nun aber genug der Worte, denn was erwartet uns hier?
Im dreiteiligen 'Vanishing Point' muss ich als erstes an Soundästhetik aus der Feder von Vangelis denken, vor allem an seine Soundtrack-Arbeiten für die Filme "1492" und "Blade Runner" im speziellen. Steve Rothery hält sich zunächst noch zurück, überlässt Quaeschning überwiegend das musikalische Zepter, nur um im zweiten Teil langsam seine ätherisch-elegischen Leads einzustreuen und im finalen Teil dem Stück dann mehr und mehr seinen melodieverliebten Stempel aufzudrücken. Mitunter fühlt man sich, oh Überraschung, ob des einzigartigen Gitarrenspiels Rotherys an einige der Spätwerke MARILLIONS erinnert.
Das etwas dynamischere Titelstück lässt mich als erstes gleich an meine in der Sammlung befindlichen Frühwerke von TANGERINE DREAM wie "Zeit", "Exit" und "White Eagle" denken. Ohrenscheinlich hat Quaeschning hier also ein wenig die musikalische Richtschnur vorgegeben, denn spacige Klangkaskaden und klassische Synthie-Melodiebögen à la TANGERINE DREAM dominieren das Klangbild.
Das zweiteilige 'Kinetoscope' startet ein wenig "Meddle"-artig, selbst die schwebenden Gitarren rufen Gefühle an einen gewissen Herrn Gilmour wach. Ein absichernder Blick ins Booklet aber macht klar: Von PINK FLOYD ist hier niemand dabei. Mit dem Dreierpack 'Bioscope' indes folgt mein persönliches Album-Highlight, finden sich hier doch die schönsten Melodien, mit denen das knapp sechzigminütige Album aufwarten kann.
Das abschließende 'Kaleidoscope' geht dann letzten Endes noch am ehesten als "konventionelles" Stück durch, denn hier vereinen sich in komprimierten guten fünf Minuten erstmalig Reeves ausladendes Schlagzeug- und Rotherys Gitarrenspiel zu einem kompakten Songkonstrukt mit leichter Indie-Rock-Note, welches auch auf einem der letzten MARILLION-Werke zweifelsohne eine gute musikalische Figur abgegeben hätte.
Kurzum: Man muss der Platte schon ein wenig Zeit und Muße widmen, um ihr alle kleinen und feinen akustischen Preziosen, die sich während der ersten Hörsitzungen vielleicht nicht gleich auf Anhieb offenbaren, zu entlocken. Jeder Hördurchlauf dürfte hier aber weitere interessante Erlebnisse freisetzen, denn das Album verbindet in angenehm spielerischer Art und Weise Progressive Electronic Rock mit Einflüssen aus dem Ambient zu einem organischen Ganzen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze