BAD HABIT - Hear-Say
Mehr über Bad Habit
- Genre:
- Melodic Hardrock
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 05.12.2005
- To Love You
- I Swear
- All That I Want
- Walk Of Life
- Reason
- Alive
- I Want To Know
- Take Control
- Tell Me Why
- I´ll Be The One
- I Can´t Help Myself
- The Air That I Breathe
Ein bisschen zu ernst schauen die Herren von BAD HABIT auf dem Promofoto schon in die Linse. Vielleicht liegt´s daran, dass sie schon seit 1986 dem melodischen und keyboardgeschwängerten Hardrock frönen, und wohl nicht die Ernte reingeholt haben, die sie sich zu Beginn ihrer Karriere erhofft haben. An der Qualität der Songs wird´s wohl nicht gelegen haben, denn die überzeugen durch die Bank. Eher dürften die langen Pausen ausschlaggebend gewesen sein, denn immerhin kam das letzte Album "Adult Orientation" 1998 raus. Neben JOURNEY kann man vor allem TNT, BON JOVI und WINGER als Einflüsse auf "Hear-Say" heraushören.
In einem bin ich mir auf jeden Fall sicher: Ende der Achtziger hätte dieses Album in den amerikanischen Billboard-Charts eingeschlagen wie eine Bombe! Die mit zuckersüßen Melodien gespickten Songs hätten weiblichen Fans von oben erwähnten Bands Freudentränen in ihre Kulleraugen getrieben. Aber heutzutage trennt sich da (glücklicherweise?) die Spreu vom Weizen und "ewig gestrige" Hardrockfans werden bei den zwölf Nummern lustvoll mit der Zunge schnallzen.
Der Anfang von 'To Love You' erinnert zwar sehr stark an ANASTACIA, aber spätestens nach dem Einsatz von Bax Fehlings Stimme (sehr passender Name übrigens) ist klar, wer hier den Ton angibt. Zwar hören sich die Drums sehr künstlich an, aber der dezent unterlegte Keyboardteppich und allen voran der geniale Solopart von Sven Cirnski machen das mehr als wett! Während sich 'I Swear' im selben Fahrwasser wie der Opener bewegt, demonstriert BAD HABIT auf 'All That I Want' ihre locker-leichtfüßige Seite. Wie bei den Wilson-Schwestern (Ex-HEART) zu ihren besten Zeiten werden einem schokosüße Backgroundvocals um die Lauscher gehaucht. Bis auf das Gitarrensolo dominieren hier zwar die Keyboards, was aber die Songwriting-Qualitäten der Jungs einmal mehr unterstreicht. An dieses lockere Feeling knüpft 'Walk Of Life' an und kann mit einem sehr guten Refrain glänzen.
Der Anfang und der Refrain von 'Reason' erinnert sehr stark an BON JOVI auf ihren ersten zwei Alben. Auch Mr. Fehling kommt wie an eine rauere Variante von Mr. JOVI rüber, während Monsieur Cirnski die in sich schlummernde Rocksau rauslassen kann. 'Alive' wandelt auf den rockigen Faden des Vorgängerstücks weiter, während 'I Want To Know' die Fahne der glorreichen Radiorockzeiten hochhält. In den Achtzigern wäre das Stück bestimmt in Dauerrotation bei den amerikanischen Rocksendern gelaufen. Ein bisschen weniger Pathos und Schmalz hätte der Nummer aber trotzdem besser gestanden. Auf der anderen Seite ist 'Tell Me Why' ein gutes Beispiel dafür, dass die Jungs auch coole melodische Nummer abliefern können, die mit dem genialen Refrain für die eine wohlige Gänsehaut sorgt.
Das Album ist ein zweischneidiges Schwert: Während man froh ist, dass es heutzutage Bands gibt, die diese Art von Hardrock spielen, hüllen wir über die Texte lieber das Deckmäntelchen des Schweigens. Da verwundert es im Nachhinein nicht, warum viele dieser Combos im Zuge der Grunge-Welle Anfang der Neunziger weggespült würden. Freunde von softem Rock ohne allzu viele Ecken und Kanten werden bei dieser CD bestimmt vor Freude im Kreis hüpfen. Allen anderen sei geraten, hiervon Abstand zu nehmen, oder guckt ihr euch im Fernsehen einen Boxkampf an, wo die beiden Kontrahenten meterdicke Wattehandschuhe anhaben? Na also!
Anspieltipps: To Love You, All That I Want, Reason
- Redakteur:
- Tolga Karabagli