ANTIGAMA - Discomfort
Mehr über Antigama
- Genre:
- Grindcore
- Label:
- Selfmadegod Records
- Release:
- 15.04.2005
- Flies
- Bloodmaker
- Stupid Fuck
- Who Is My Enemy?
- Try
- This Structure Is Tight
- President Says Yes
- Sick I Am
- Shit From Arse
- Bolo
- Save Copy As ...
- Discomfort
- Fala (THE SEED Remix)
Für Menschen mit ausgeprägtem Melodieempfinden dürfte die 30 Minuten andauernde Dosis von ANTIGAMAs "Discomfort" etwa so erstrebenswert sein wie eine Zahnwurzelbehandlung ohne Betäubung. Denn die Polen sind die osteuropäische Variante von CRYPTOPSY auf Speed - chaotisch, psychotisch, grindig, aber immer mit einem gewissen Niveau kurz vor der absoluten Schmerzgrenze. Ihre 13 Songs sind geil trocken produziert, sie besitzen Breaks im Sekundentakt, kurze groovige Passagen, einen wild kreischröhrenden Sänger - und verschaffen dem Hörer damit das beruhigende Gefühl, den gewalttätigen Ausbrüche von wirklich geisteskranken Musikern zu lauschen. Okay, nicht alle 13 Songs sind durchweg krass. Eine Ausnahme ist 'Fala (The SEED Remix)' ganz am Ende. Am Anfang ist Stille, sieben Minuten lang, ehe die Endballerei in einer Vehemenz beginnt, wie sie nur selten erlebbar war. Erst ein elektrisches Zischen, dann elektronisches Massaker, Wahnsinn, Notarzt, treibendes Drumming, industrialisierte Gitarrenbaustelle für Ausgestoßene, Gekreische, elektronisch verzerrt, eine Tekkno-Abart, der Soundtrack für Weltuntergangsphantasien ...
Ja, sie sind krank, ANTIGAMA, aber eben auch verdammt einfallsreich im Ausleben ihrer Symptome. Im Booklet stehen nur ein paar Wörter: Empty, No Love, Broken, No Hope, Lost, No One. Irgendwie sinnbildlich für diese Band, denn viele Anhänger dürfte ihr extremer Klang nicht finden, dazu sind sie zu kompromisslos und scheinen zu viel Wut mit sich herumzutragen. Doch Leute, die auf surreal-kranke Tongemische von CEPHALIC CARNAGE über BRUTAL TRUTH bis NASUM stehen, die finden bei ANTIGAMA neues Futter für die nach abgedrehten Sounds geifernden Lauscher. Es ist das kreative Chaos, das "Discomfort" reagiert, verstörende Brutalität, komplette Rücksichtslosigkeit auf musikalische Konventionen sowieso. Die richtige CD also, um alle Nachbarn zu schockieren und selber einmal wieder richtig ernsthaften Grindcore mit Linksdrall auf höchstem technischem Niveau zu hören. Allerdings gilt bei dauerhaftem Hören: Das bunte Auto kommt gleich - bei diesem Sound rückt die Irrenanstalt in greifbare Nähe. Juhu!
Anspieltipps: Nur als Gesamtpaket inhalierbar ...
- Redakteur:
- Henri Kramer