ANDERWELT - Transanimalism
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- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Electric Fire Records
- Release:
- 18.10.2024
- Transanimalism
- a+
Herausragendes Material, unfertiges Gesamtwerk.
Mir fällt es immer noch schwer, zu akzeptieren, dass sich das Business insoweit verändert hat, dass vollwertige Platten heute einen immer geringeren Stellenwert genießen und Singles und EPs mittlerweile fast ebenbürtig zu kompletten Alben veröffentlicht werden. Gerade bei Bands wie ANDERWELT ist die Hürde dieser Akzeptanz noch ein Stückchen größer, schließlich arbeitet die Truppe seit jeher mit epischen Klangstrukturen und täte meines Erachtens besser daran, monumentale Longtracks in den Rahmen eines üppigeren Longplayers oder gar als Teil eines größer angelegten Konzepts anzubieten. Doch die Österreicher haben sich diesmal anders entschieden.
Der Titelsong der neuen EP liefert dabei wirklich alles, was ein doomiger Post-Metal-Track benötigt: feine Melodien, tolle Violinen-Improvisationen, eine mitunter sehr starke heroische Note und einen schleppenden, mit vielen Details gespickten Aufbau, der schließlich in einem packenden und durchaus würdigen Finale mündet. Man sollte manche Floskeln vielleicht nicht inflationär verwenden, doch im Grunde genommen hat die Nummer wirklich alles, was zu einem ergreifenden, epischen und deftigen Post-Metal-Track dazugehören sollte. Insofern ist es zunächst ein wenig befremdlich, dass die Kollaboration mit Nana Falkner eine ganz andere Seite der Band zeigt und rein akustisch und balladesk daherkommt. Auch hier gehen einige Fragmente ordentlich unter die Haut, nur ist der Kontrast zum vorher gebotenen Stoff dann doch ziemlich krass.
Genau das ist dann der Punkt, an dem eine EP womöglich nicht mehr ausreicht, wenn konträre Stimmungsbilder ein wenig gegenläufig zusammengesetzt werden und einige Fragen offen bleiben, die in der Kürze der Zeit nicht beantwortet werden können. Die musikalische Qualität der beiden Stücke ist tadellos, ja gar hervorragend (und darauf bezieht sich auch die finale Bewertung), aber in meiner persönlichen subjektiven Wahrnehmung ist der Gesamtrelease dann doch unvollendet - und das ärgert mich irgendwie. Da "Transanimalism" aber letztlich nur digital veröffentlicht wird und gegebenenfalls nur als Appetizer dienen soll, ist der Lauschangriff definitiv empfohlen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes