ABRAHAM - Idsüngwüssa
Mehr über Abraham
- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 26.09.2025
- Fate Of Man Lies In The Stars
- I Am The Vessel And The Vessel Is Me
- A Discomposite Shell
- Naked In A Naked Sky
- Suurwäut
- En Tüüfus Tümpu
- 06.00.40U
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Genial und sperrig - sehr schwieriges Album!
Jedes Mal, wenn sich die Musiker von ABRAHAM wieder mit einem neuen Epos ankündigen, liegt eine Menge Spannung in der Luft. Die Truppe aus dem schweizerischen Lausanne hat sich im finsteren Part der Post-Metal-Szene längst eine ganz eigene Nische geschaffen, in der sie postapokalyptische Szenarien musikalisch aufbereitet und Begriffen wie Wut, Verzweiflung, Fassunglosigkeit und Pessimismus in einem mächtigen Konglomerat neuen Ausdruck verleihen will - und damit wären wir dann auch direkt bei "Idsüngwüssa" angelangt.
Der neue Silberling spannt sich erneut über eine vergleichsweise lange Strecke und verarbeitet die oben genannten Emotionen mit einem solch depressiven Unterton, dass man zwischendurch schon geneigt ist, kurzzeitig den Pausenknopf zu betätigen, weil man von der Wucht der Darbietung ebenso niedergeschmettert wird wie von der vokalen Eindringlichkeit, die sich in stereotyp anmutenden, aber doch sehr hypnotisch aufbereiteten Shouts manifestiert. Es ist eine Art Sprechgesang, der wie der Ritt auf der Rasierklinge jederzeit zu kippen droht, sein explosives Potenzial immer weiter verstärkt und dann in voluminösen, brachialen Growls entladen wird. Das mag sicher nicht jedermanns Geschmack sein, zumal auch keine wohligen Klangfarben vermittelt werden, für die Bestätigung und Steigerung der inhaltlichen Intensität sind die Vocals allerdings ein enorm wichtiges Puzzlestück - und dieses ist heuer noch dominanter zugegen als auf den letzten beiden Scheiben.
Was das Songwriting an sich betrifft, wirft ABRAHAM dem Publikum wieder einen echt schweren Brocken vor die Füße; es gibt keine logischen Verknüpfungen, sondern eine bewusst gesteuerte Aneinanderreihung von bedrohlich inszenierten Fragmenten, die an sich wiederum so sperrig sind, dass man zumindest im ersten Durchgang gar keinen echten Zugang zu den neuen Tracks bekommt. Und auch in der Folge gibt sich "Idsüngwüssa" deutlich fordernder als seine Vorgänger, verstärkt die destruktiven Effekte der teils recht maschinellen Sounds und vermittelt gleichzeitig etwas schwer Erträgliches, das man jedoch aushalten können muss, will man der Scheibe bis zum Ende folgen. Doch das ist diesmal eine außerordentlich schwierige Challenge, mit der die Eidgenossen ihr Publikum womöglich überfordern.
Es liegt sicherlich auch diesmal eine Form von Genialität in der Luft, allerdings macht sich ABRAHAM das Leben stellenweise selbst zu schwer und steht sich gerade im mittleren Teil des Albums gerne mal im Weg; "Idsüngwüssa" ist zu sperrig, zu verworren, dann wiederum zu martialisch, alles in allem auch nicht immer stimmig. Ich bleibe weiterhin großer Fan dieser Musiker, doch diesmal haben sie mich nur partiell mitnehmen und entführen können. Den kreativen Idealismus in allen Ehren, doch hier sind die Grenzen teilweise überschritten!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes