Within Temptation - Tampere

28.04.2007 | 13:39

24.04.2007, Pakkahuone

In Finnland ist dank NIGHTWISH Metal mit einer Frontfrau schon seit einer Dekade schwer angesagt. Kein Wunder also, dass das nordische Publikum auch die Holländer von WITHIN TEMPTATION mehr als klasse findet. Nachdem diese bereits in den vergangenen Jahren auf finnischen Festivals enthusiastisch empfangen worden waren, standen nun auch zwei Headliner-Shows - eine in Helsinki und am darauffolgenden Tag in Tampere - auf dem Tourplan.

Als ich um die Mittagszeit in den Supermarkt in der Nähe des Pakkahuone gehe, wimmelt es dort bereits von verdächtig vielen schwarz gekleideten Gestalten, die sich fleißig mit Sandwiches, Cola und Bier eindecken, um sich dann in die bereits beachtliche, aber gesittet stehende Schlange einzureihen. Ich lasse mir dann doch etwas mehr Zeit und trudele kurz vor 21 Uhr in der Halle ein. Konzerte beginnen in Finnland normalerweise sehr spät - doch die Holländer haben anscheinend ihren eigenen Ablaufplan mitgebracht, denn ich werde informiert, dass die Vorband, deren Namen ich bereits wieder vergessen habe (Schande über mein Haupt), schon längst fertig ist und WITHIN TEMPTATION bereits um 21 Uhr auf die Bühne gehen. Super, früher Beginn = früher nach Hause gehen.

Die Halle selbst scheint eher mittelmäßig gefüllt, auch wenn es in den ersten Reihen zum Ersticken eng aussieht. Ein wenig länger müssen sich die schwitzenden Fans dann noch noch gedulden, denn man beginnt natürlich nicht pünktlich, sondern ist "fashionably late". Allerdings artet diese Verspätung nicht aus, und so werden doch recht bald die Lampen gedimmt, und die dekorierte Bühne erstrahlt in mystischem Licht. Perfekt für den Opener 'Our Solemn Hour', ein Stück vom aktuellem Album "The Heart Of Everything", das den Missbrauch von Religion in der Politik behandelt. Die Herren der Band betreten zuerst die Bühne und werden von tosendem Applaus begrüßt. Dieser steigert sich allerdings noch, als Sängerin Sharon Den Adel die Bühne betritt und einmal mehr in einem schwarzen Korsett und einem schwarzen Tüllrock mehr als bezaubernd aussieht. Auch gesanglich hat die Dame einiges zu bieten, was sie sogleich unter Beweis stellt. Es folgen zwei weitere Hits des aktuellen Albums: 'The Howling' und das wunderschöne 'Frozen', bevor mit 'Stand My Ground' der erste Hit in die Menge geblasen wird. Der Platz vor der Bühne scheint urplötzlich zusammengeschrumpft zu sein, denn man drängt sich nicht nur direkt vor der Bühne, sondern auch an den Seiten, und der Blick nach hinten lässt ebenfalls kein Ende der Masse erkennen. Beste Vorraussetzungen für einen gelungenen Gig also, und die Holländer ergreifen jede Chance, um das Publikum zu animieren, das auch bereitwillig mitmacht und eh an jedem Wort, das Sharons Lippen verlässt, festklebt.

Neben der Bühnendeko (die im Gegensatz zu den Engelssäulen vergangener Gigs doch spartanisch wirkt) gibt es auch eine Leinwand im Hintergrund, auf der allerlei Zeichen und Bildchen die Songs untermalen. Auf genau diese Leinwand wird auch das Gesicht von Keith Caputo projeziert, während seine Stimme vom Band eingespielt wird, so dass der aktuelle Hit 'What Have You Done' nicht ausgelassen werden muss. Ein ziemlich billiger Einfall, und man fragt sich unweigerlich, ob wirklich keiner der männlichen Bandmitglieder so gut singen kann und den Part hätte übernehmen können. Anscheinend nicht. Das Publikum lässt sich trotzdem nicht stören und feiert den Song mit Grölen und Hüpfen. Bei 'Angels' wird es wieder etwas stiller, und man sieht ein aufkeimendes Meer an Feuerzeuglichtern, das später nur noch von 'Memories' getoppt wird.

WITHIN TEMPTATION konzentrieren sich hauptsächlich auf das neue Material, was manch altem Fan wahrscheinlich etwas sauer aufstößt. Dennoch gibt es auch einige Lieder des "The Silent Force"-Albums zu hören, wie zum Beispiel 'Jillian', das erst kürzlich in den finnischen Medien erwähnt wurde, da die finnische Eurovisions-Kandidatin KATRA ihren Song wohl "leicht" von besagtem WITHIN TEMPTATION-Stück geklaut hatte. Nach 'The Truth Beneath' verlässt das Sextett die Bühne, lässt sich aber nicht lange um eine Zugabe (oder "Toegift" wie es so süß auf Holländisch heißt) bitten. Nachdem im ersten Teil nur der Titeltrack von "Mother Earth" den Weg in die Setlist gefunden hatte, werden jetzt immerhin zwei weitere Stücke des Erfolgsalbums zum Besten gegeben. Den Anfang macht 'Deceiver Of Fools', und nachdem das Publikum bei 'Memories' noch einmal eine kleine Verschnaufpause hatte, so wird es bei 'Ice Queen' noch einmal voll gefordert: Singen, Hüpfen, Schunkeln - das volle Programm halt. Danach hilft allerdings auch kein Bitten und Betteln mehr, WITHIN TEMPTATION verlassen die Bühne und sind nicht mehr gesehen.

Ich muss gestehen, dass mich das Konzert der Holländer doch sehr positiv überraschen konnte. Man hat sich live ungemein gesteigert - nicht nur spielerisch, sondern auch was die Performance angeht. Das gilt vor allem für Frontfrau Sharon. Da wird nicht mehr so viel wild gefuchtelt, sondern sie konzentriert sich mehr auf die Kommunikation mit dem Publikum, die vorzüglich funktioniert. Auch präsentiert sich Sharon als sexy Dame, ohne jedoch wie eine unnahbare Diva zu wirken, stattdessen flirtet sie ungeniert nicht nur mit ihrem Mann, dem Gitarristen Robert, sondern auch mit den restlichen Bandmitgliedern. Überhaupt macht die Band einen sehr sympathischen Eindruck, und mit der kraftvollen Performance werden plötzlich auch die ödesten Songs zu einem wahren Genuss.

Setlist:
Our Solemn Hour
The Howling
Frozen
Stand My Ground
Forsaken
The Cross
What Have You Done
The Heart Of Everything
Mother Earth
See Who I Am
Angels
Hand Of Sorrow
All I Need
Jillian
The Truth Beneath
---
Deceiver Of Fools
Memories
Ice Queen
Outro

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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