Wave-Gotik-Treffen 2003 - Leipzig

25.06.2003 | 14:17

06.06.2003, diverse Veranstaltungsorte

Sonntag, 8. Juni 2003

AGRA-HALLE:

COLD

Nachdem sie erst kürzlich, nach langer Suche, ihren Plattenvertrag mit Sonorium abgeschlossen haben, bekamen COLD die Möglichkeit ihre Songs im Rahmen des WGTs zu präsentieren. Die im Frankfurter Raum schon recht bekannte Band wurde im letzten Jahr auch über die Region hinaus durch Gigs im Vorprogramm solch namhafter Bands wie CINEMA STRANGE oder DIVA DESTRUCTION beachtet.
Dafür, dass sich ihr Name schon weiter herumgesprochen hat, stimmte auch die beachtliche Anzahl Zuschauer, die sich bei der zweiten Band des Tages vor der Bühne einfand. Dass die Stimme von Sänger Uwe Liebscher sehr an die von Robert Smith von THE CURE erinnert, dürfte auch keine Überraschung mehr sein. Gerade deshalb war es doch sehr erfreulich, dass sich so viele Leute entschlossen hatten sich selbst von dieser Band ein Bild zu machen.
Songs wie 'Summernight', 'Sorrow' und 'No Time' dürften wohl jedem irgendwie im Ohr hängen bleiben. Obwohl die Jungs ihre Songs gewohnt professionell darboten, fehlte es an diesem Tag sehr ersichtlich an der Spielfreude. Von einer Band, die gerade ihren Plattenvertrag abgeschlossen hat, könnte man eigentlich etwas freundlichere Gesichter und etwas mehr Kommunikation mit dem Publikum erwarten. Hoffentlich ändert sich das in Zukunft wieder, denn diese Tatsache verlieh dem Gig einen leicht bitteren Beigeschmack. Ich bin der Meinung, die Jungs können das besser!

[Gastautorin Andrea - GothicParadise.de]


DIARY OF DREAMS

Mit circa zehn Minuten Verspätung betraten DIARY OF DREAMS die große Bühne in der Agra. Viel Gefühl und traumhafte Melodien wurden uns vorher vom Ansager versprochen.
Gleich nach dem Opener ging es mit 'The Curse' weiter, härter als auf CD, fast schon zornig präsentierte sich Frontmann Adrian. Das hatte ich so nicht erwartet. 'The Curse' folgte mit 'O' Brother Sleep' ein Titel, der sich auf dem aktuellen Album "Freak Perfume" befindet. Bei 'Panik?' ließ sich Adrian dann dazu hinreißen sein Haar zu öffnen. Was für ein Anblick! Wie ein Engel sah er jetzt aus, die rot blitzenden Augen standen in einem krassen Kontrast dazu. Anschließend bekamen die Goths vor der Bühne 'AmoK', ebenfalls vom 2002er Album "Freak Perfume", zu hören.
Dann endlich kam das von mir heiß und innig geliebte 'Traumtänzer'. Jetzt war auch der letzte Goth vor der Bühne in die tiefsten Abgründe seiner Seele versunken und wiegte sich sanft zu dieser wundervollen Melodie. Leise Lippenbewegungen, die den Songtext nachformten, waren die einzigen Verbindungen zum Hier und Jetzt.
Mit 'Chemicals' kramten DIARY OF DREAMS dann einen älteren Titel aus der Kiste. Nach ihrem letzten Song 'Butterfly: Dance!' bedankten sich Adrian und Co. bei ihren treuen Fans für zehn wunderbare Jahre. Mein Tipp: Das nächste Full-Length-Konzert von DIARY OF DREAMS sollte man sich auf alle Fälle nicht entgehen lassen!

Setlist DIARY OF DREAMS:
Stranger Than Traum:A
The Curse
O' Brother Sleep
Panik?
AmoK
Traumtänzer
Chemicals
Butterfly: Dance!

[Gastautorin Kareen - GothicParadise.de]


THE 69 EYES

Als einer der Headliner des diesjährigen WGT's hatten THE 69 EYES einen nicht ganz leichten Job zu erledigen, nachdem durch den Veranstalter eine Unwetterwarnung herausgegeben wurde und bei der vorhergehenden Band die meisten Leute aus der Halle gestürmt waren um ihre Zelte zu sichern. Nun hatten THE 69 EYES die Aufgabe vor einem Publikum zu spielen, das wohl entweder nur in der Halle war, weil es draußen unaufhörlich regnete oder aber die Leute waren leicht genervt, weil Zelte oder ähnliches dem Wetter nicht standgehalten hatten und sie nun durchnässt in der Halle Schutz suchen mussten. Dass die Finnen seit ihrer ausgedehnten Tour im Oktober letzten Jahres aber auch solche Situationen spielend packen können, zeigte sich an diesem Abend eindrucksvoll.
Einige Fans harrten schon seit dem Nachmittag in den ersten Reihen aus um Jyrki & Co möglichst nahe zu sein. Solches Verhalten finde ich gegenüber vorangehenden Bands und deren Anhängern allerdings absolut unfair, denn ich möchte auch nicht auf der Bühne stehen und in den ersten Reihen nur gelangweilte Gesichter sehen, die auf die Band nach mir warten. Unverständlich...

Nach gleich zwei ziemlich lang geratenen Intros enterten die Mannen um Jyrki 69 die Bühne und Jyrki verwunderte sicher die meisten zuerst einmal mit seinem Aussehen: Haare wieder etwas kürzer, Bartansatz und ein Shirt welches nicht so ganz zum sonstigen "Dunkel-Image" passte. Aber den Leuten, denen es hauptsächlich um die Musik ging, wurde einiges geboten. Selbst anfängliche Skeptiker dürften nicht lange Widerstand gegen zuckende Beine und Arme geleistet haben. Es ging ohne Verschnaufpause quer durch die letzten drei Alben der Band. Titel wie 'Framend In Blood', 'Gothic Girl', 'Betty Blue', 'D'ance Damour' und das immer wieder Gänsehaut erzeugende 'Wasting The Dawn' fehlten natürlich nicht. Dass der Sound in der Agra-Halle wie auch in den Jahren zuvor nicht perfekt war, dürfte mittlerweile keinen mehr so wirklich stören, aber auf bloße Soundprobleme konnte man es wohl nicht schieben, dass 'Stigmata' an diesem Abend irgendwie leicht daneben ging.

Überraschenderweise gab es auch einen nagelneuen, bisher unveröffentlichten Song mit dem Namen 'Lost Boys' zu hören und jeder Anhänger der alten EYES-Werke dürfte dabei einen riesengroßen Freudensprung getan haben, denn der Song rockt von Anfang bis Ende. Prädikat: Genial! Hoffentlich geht es mit zukünftigen neuen Songs in der selben Richtung weiter!
Mit dem letzten Song 'Brandon Lee' verabschiedeten sich die Fünf für diesen Abend, den meisten hätte es sicher nichts ausgemacht diesen Finnen noch eine Weile länger zu lauschen.

[Gastautorin Andrea - GothicParadise.de]


HAUS LEIPZIG:

DARKWELL

DARKWELL, die sich auf dem WGT erstmalig mit ihrer neuen Sängerin Stephanie vorstellten (nachdem man sich von ihrer Vorgängerin Alexandra auf Grund von persönlichen und musikalischen Differenzen getrennt hatte), hatten recht heftigen Gothic Metal im Gepäck. Die neue Chanteuse war bereits gut integriert, das Zusammenspiel mit der Band klappte ohne Probleme und es wirkte eher so, als hätte man schon zig Gigs zusammen abgerissen. Dass DARKWELL mehr als nur ein Geheimtipp sind, bewiesen die vielen Zuschauer, die sich sicherlich nicht nur zufällig hierher verirrt hatten. Bei den anschließenden DANCE ON GLASS waren dann nämlich nur noch weniger als ein Drittel anwesend. Es wurde die für Gothic Metal härteste denkbare Gangart eingelegt, so dass es echtes Headbangerfutter gab. Dieses fette Brett ging von der Heftigkeit her schon fast in Richtung Melodic Death Metal. Angenehm war auch der kitschfreie und markante Gesang von Neuling Stephanie. Manche Songs wirkten zwar stellenweise etwas durcheinander, aber insgesamt war das eine klasse Leistung für diese Newcomerband aus Österreich. Bemerkenswert war auch das Cover 'Don't You Forget About Me' von den SIMPLE MINDS, dass man gut hinkriegte und dem man eine eigene Note verpasste ohne den Song zu verschandeln. Toller Auftritt - DARKWELL werden mit Sicherheit noch von sich reden machen.

[Stephan Voigtländer]


DANCE ON GLASS

DANCE ON GLASS gingen treibend zu Werke und spielten Songs mit harten und knackigen Beats. Das große Plus dieser Band war die Eingängigkeit, so konnte man die Refrains ohne Probleme schon beim zweiten Hören mitsingen. Das Publikum, das bei weitem nicht mehr so zahlreich vertreten war wie noch eine halbe Stunde zuvor bei DARKWELL, war trotzdem relativ zurückhaltend. Außerdem gab es zweistimmigen Gesang, der sich aber nicht auf die gängigen Klischees festlegte, da der männliche Part nicht röchelte, growlte oder brüllte, sondern sogar relativ hoch sang als Begleitung bei den Refrains. Das klang schon ziemlich gut und harmonisch. DANCE ON GLASS boten einfach eine knappe halbe Stunde lang Tanz- und Mitmachmusik (auch wenn das Publikum wie erwähnt das Angebot nur bedingt wahrnahm), musikalisch ansprechend und mit einer großen Portion Energie serviert. Hier gab es keine depressiven Schmachtsongs, sondern Spaß machende Abgehnummern, die zumindest mir sehr gut reinliefen.

[Stephan Voigtländer]


CLOSTERKELLER

Die aus Polen kommenden CLOSTERKELLER spielten kraftvollen Gothic Metal. Hier stach besonders die nebenbei auch noch Keyboard spielende Sängerin hervor, die mit einer sehr variablen Stimme ausgestattet war und immer zwischen Schreien, hohem, opernhaftem Gesang und normaler Sprache pendelte. Alle sieben vorgestellten Songs (einer davon in polnisch gesungen) ließen sich Zeit zur Entfaltung und kamen relativ ausladend daher. Für mich war das allerdings alles etwas zu sehr auf den Gesang zugeschnitten, denn dadurch gingen Abwechslungsreichtum und Songorientierung verloren. Gerade beim Gitarrenspiel fiel es auf, dass hier kaum Variabilität vorhanden war und die Klampfen lediglich zu einer begleitenden Funktion degradiert waren. Der Gesang stand halt klar im Mittelpunkt, wenn auch nicht ganz zu Unrecht. Des Weiteren präsentierte sich Gruppe als etwas zu schüchtern und ging nicht wirklich aus sich heraus. Somit konnten CLOSTERKELLER auch nur bedingt überzeugen.

[Stephan Voigtländer]


XANDRIA

Bei XANDRIA gab es entspannten Gothic Metal zu hören, der deutlich ruhiger und balladenhafter als bei den anderen Bands des Abends wie DARKWELL oder EVENFALL ausgerichtet war. Aushängeschild der Band aus Bielefeld ist sicherlich Sängerin Lisa, die sich betont lasziv gab und damit die von ihr ins Mikro gehauchten Songtexte auch thematisch sehr passend untermalte. Sie spielte mit dem Publikum und genoss sichtlich die Blicke der männlichen Bewunderer. Und da sich das gute Mädel optisch wahrlich nicht zu verstecken braucht, gab's bei XANDRIA halt was für die Ohren und die Augen. Zum Glück brachte sie auch etwas Abwechslung in ihre hohen Vocals, so dass auch der musikalische Anspruch gewahrt blieb. Das Material war sehr eingängig und recht atmosphärisch, auch wenn die Songs manchmal das gewisse Etwas vermissen ließen. Aber zu meckern gab es sicherlich nichts, es fehlte halt lediglich mal etwas Besonderes. Die Zuschauer jedenfalls waren z.T. richtig begeistert und schienen besonders von der "lüsternen" Lisa nicht gerade abgeneigt zu sein.

[Stephan Voigtländer]


EVENFALL

EVENFALL aus Italien spielten keinen klassischen Gothic, sondern integrierten auch einige andere Einflüsse aus den verschiedenen Metal-Bereichen in ihren Sound. Und um es auf den Punkt zu bringen: Das klang richtig gut, die Band war echt klasse. Dabei setzte der ausdrucksstarke Gesang von Roberta den ohnehin schon starken Songs quasi das I-Tüpfelchen auf. Die Band konnte in jedweder Hinsicht überzeugen und lieferte eine einwandfreie Vorstellung ab. Die Songs liefen richtig gut rein und waren abwechslungsreich, zugleich aber auch ziemlich hart. Hier stimmte einfach die Mischung. Es war ohnehin ein gutes Zeichen, dass sich die anfangs eher verhaltenen Zuschauerreaktionen kontinuierlich steigerten und zum Ende hin in teilweise euphorischen Jubel ausarteten. EVENFALL, die im letzten Jahr unter dem Titel "Cumbersome" ihren zweiten Longplayer veröffentlicht haben, waren einfach über jeden Zweifel erhaben und werden hoffentlich bald die verdienten Lorbeeren einfahren. Klasse!

[Stephan Voigtländer]


THEATRES DES VAMPIRES

Zuerst musste das Publikum eine bittere Pille schlucken: Bevor man THEATRES DES VAMPIRES auf die Bühne ließ, wurde noch fix die Absage des PRIMORDIAL-Auftritts bekannt gegeben (ohne Angabe von Gründen), was natürlich einige Unmutsbekundungen nach sich zog. Dafür konnte das Septett aus Italien aber natürlich nichts und die gingen gleich mal ordentlich zur Sache. Nun wurde es blackmetallischer und THEATRES DES VAMPIRES veranstalteten ein infernalisches Gebretter, dass von sakralen Keyboardklängen untermalt wurde. Die sieben Mitglieder präsentierten sich gut aufeinander eingespielt und harmonierten prächtig. Komischerweise war es aber selbst jetzt nicht noch mal so voll wie bei den nachmittags aufspielenden DARKWELL; dennoch hatten die Anwesenden ihren Spaß und gingen entsprechend mit. Auf der Bühne wurde mit sehr viel Nebel gearbeitet, so dass man des Öfteren anstelle der Band nur auf eine dichte Wolke blickte. Man hatte stampfende Songs mit melodischem und teils sogar symphonischem Black Metal am Start und spielte ein ziemlich druckvolles Brett herunter, das die Haare der Zuschauer ordentlich in Bewegung brachte. Es wurden auch Showeinlagen geboten, z.B. Blutsaufen aus einem Kelch oder das in Brand stecken einer Bibel, welche aber sehr klischeemäßig wirkten. THEATRES DES VAMPIRES ließen sich kaum Zeit für Ansagen und obwohl man durch die PRIMORDIAL-Absage ja eigentlich ein bisschen mehr Zeit zur Verfügung hatte, war schon nach 45 Minuten Feierabend.

[Stephan Voigtländer]


PARKBÜHNE:

PRAGER HANDGRIFF

PRAGER HANDGRIFF zählten für mich bis zu ihrem Auftritt am Pfingstsonntag auf der Parkbühne zu den unbekannteren Bands, die ich nur vom Namen her kannte. Dementsprechend unvoreingenommen und ohne große Erwartungen sah ich ihrem Auftritt entgegen. Es war so gegen viertel vor sechs Uhr abends, als das EBM-Duo die Bühne betrat, die nach wie vor dem gleißenden Licht der erbarmungslos brennenden Sonne an diesem heißen Junitag ausgesetzt war. Im weiten Rund der Parkbühne, das zu gut drei Vierteln gefüllt war, herrschte beste Biergartenatmosphäre. Das herrliche Wetter sorgte für allseits gute Laune und für jede Menge Schweiß.

Unmittelbar zentral vor der Bühne hatte sich ein Pulk von ca. 20-30 Hardcore EBMlern gebildet, der zuvor bereits von E-CRAFT mit reichlich akustischem Futter versorgt wurde und noch Hunger auf mehr hatte. Schließlich trat die Band hervor und Stefan begrüßte das Publikum erst mal herzlich auf seine bekannte, kraftvolle Art, während Volker sich im rechten Rückraum der Bühne hinter seine Tasten begab. Dann ging es los und die Altmeister des EBM beschallten die Parkbühne mit ihrem gewohnt druckvollen und schnörkellosen Sound, unterstützt von Stefans nicht minder starkem, ausschließlich deutschem Gesang. Sofort schlug die Stimmung wieder von Biergarten- in Festivalatmosphäre um und das lag nicht nur an den fetzigen Klängen, sondern auch an der Bewegung auf der Bühne, für die Stefan sorgte.

Unermüdlich rannte er während des Singens auf der Bühne hin und her, was in Anbetracht der Hitze und seiner gut 20 Kilo Übergewicht schon aller Ehren wert ist. Musikalisch wurde ein Streifzug durch die bislang acht Alben, welche die Band in ihrer über zehnjährigen Geschichte veröffentlicht hat, geboten. Darunter waren natürlich Kracher wie 'Schindluder', 'Sehnsucht' und 'Kick And Rush', durch welches die beiden traditionell ihrer Begeisterung für Fußball Ausdruck verleihen. Dementsprechend war Volker auch mit einem bandeigenen roten Fußballtrikot bekleidet, welches auch ein Fan in der Menge trug.

Zwischen den Songs sorgte Stefan immer wieder durch witzige Sprüche für Stimmung und scheute sich auch nicht die Fans in der ersten Reihe mit einer Wasserflasche nass zu spritzen. Zum Schluss verabschiedete er sich von den Fans, indem er ihnen noch viel Spaß auf dem Leipziger "Grillfestival" wünschte und behauptete, während dieses Gigs mindestens zehn Kilo abgenommen zu haben. Eine Behauptung, die man ihm fast glauben konnte, hatte er doch in den 40 Minuten zuvor mindestens zwei Kilometer Fußmarsch auf der Bühne zurückgelegt. Die Show von PRAGER HANDGRIFF war für mich die positive Überraschung auf dem WGT schlechthin. So macht EBM Spaß und Laune.

[Gastautor Olli - GothicParadise.de]


GOD MODULE

GOD MODULE waren wahrscheinlich die Band, auf die ich beim WGT 2003 am meisten gespannt war. Zwar hatte ich bis dato keinerlei Hintergrundinformationen über das Brachial Electro-Duo, das extra aus dem fernen Orlando, Florida angereist war. Jedoch kannte ich immerhin schon ihre beiden Clubhits 'Perception' und 'Illusion', denen man ohne zu übertreiben das Attribut "Dancefloor-Kracher" anheften kann. Wenn sich man unter diesem Hintergrund eine Band zum ersten Mal live anschaut, stellt sich unvermeidlich eine gewisse Erwartungshaltung ein. Eine Erwartungshaltung, die gut bis sehr gut befriedigt wurde, denn die Performance von GOD MODULE war durchaus sehr sehens- und vor allem hörenswert. Sehr eindrucksvoll ist allein schon das Erscheinungsbild des extrem stämmigen Sängers Jasyn Bangert. Wenn man zuvor beim Auftritt von PRAGER HANDGRIFF bereits dachte, man sieht in Stefan Schäfer einen dicken Menschen, so bekam man jetzt mit Jasyn Bangert einen wahren Koloss präsentiert. Aber er bewies nicht nur körperliche Größe, sondern auch enorme Gesangsqualitäten. So schaffte er es mühelos, seine Songs mit der gleichen brachialen Energie rüberzubringen, wie ihm das im Studio gelingt. Eine Fähigkeit, die nicht allen Sängern auf diesem Festival gegeben war. Neben bereits oben genannten Songs präsentierten GOD MODULE, die auf der Bühne personell außerdem durch Courtney Tittiger und Alex Matheu vertreten waren, auch noch einige Stücke ihres neuen Albums "Empath". Eine bessere Werbung dafür als durch diesen überzeugenden Auftritt kann ich mir kaum vorstellen. So sollten doch die Verkaufszahlen, zumindest was das Publikum betrifft, enorm gestiegen sein.

[Gastautor Olli - GothicParadise.de]


OOMPH!

An jenem 8. Juni 2003, Pfingstsonntag und zugleich dritter Tag des Wave Gotik Treffen 2003, lief das Wetter zu absolut hochsommerlicher Form auf. Die Sonne brannte erbarmungslos vom nahezu wolkenlosen Himmel herab und sorgte somit für die schweißtreibende Lufttemperatur von 30 Grad. Es herrschten also optimale Bedingungen für eine richtig geile Open Air-Veranstaltung. Diese Erkenntnis hatte ich bereits bekommen, während ich in aller Seelenruhe durch den Zetkin-Park in Richtung Parkbühne schlenderte und war froh, bei dieser Backofentemperatur nicht in der stickigen Agra-Halle schmoren zu müssen. Dort spielten nämlich DIARY OF DREAMS, was freilich sehr verlockend war. Jedoch musste ich bei einem geballte Angebot an EBM-Power an der Parkbühne, repräsentiert durch Bands wie E-CRAFT, PRAGER HANDGRIFF, GOD MODULE, THE ETERNAL AFFLICT und natürlich OOMPH! nicht lange überlegen, welchen Weg ich an diesem Tag einschlagen würde.

Bis auf OOMPH!, auf die die Menge bereits ungeduldig wartete, hatten bereits alle Bands für prächtige Stimmung gesorgt, so dass dieser herrliche Open Air-Nachmittag nun endlich mit einem würdigen Höhepunkt abgeschlossen werden konnte. Inzwischen war die Sonne bereits hinter den Baumwipfeln gegenüber der Bühne verschwunden, so dass jetzt die Temperatur sehr angenehm war. Leider waren mittlerweile aber auch wie aus dem Nichts in Windeseile dunkle Wolken aufgezogen und um Punkt 21 Uhr, als die Roadcrew gerade das Set für OOMPH! aufgebaut hatte, passierte das, was ich schon länger befürchtet hatte – die ersten Regentropfen fielen und es dauerte nicht lange, da hatten sie sich auch schon zu einem prasselnden Platzregen vermehrt. Grosse Unruhe machte sich im Publikum breit, hatten doch die wenigsten mit Regen gerechnet und dementsprechend waren auch nur vereinzelt Regenschirme vorhanden.

Die meisten Leute, so auch ich, flüchteten unter das kleine Vordach am Rande der Ummauerung der Parkbühne. Da standen wir nun, dicht an dicht angekauert und hofften allesamt, dass der Regen bald nachlassen würde. Diesen Gefallen tat er uns jedoch nicht, im Gegenteil – er wurde stärker und bald schon stürzten kleine Wasserfälle vom gewellten Blech unserer Überdachung herab. Ich war zwar vor einer totalen Durchnässung geschützt, jedoch ärgerte es mich, dass ich von meinem Schlupfwinkel aus die Bühne nicht sehen konnte und somit etwas verpassen würde, sollten OOMPH! jetzt anfangen zu spielen. In diesem Moment vernahm ich, wie Jemand über das Mikrofon verkündete, dass sich der Auftritt von OOMPH! Aufgrund des schlechten Wetters verzögerte. Die Menge quittierte diese Mitteilung mit einem gellenden Pfeifkonzert, das die Enttäuschung und die Angst über einen möglichen Ausfall des Konzerts zum Ausdruck brachte.

Dieses Pfeifen muss wohl Dero auf den Plan gerufen haben, denn kurz darauf war seine Stimme über die Lautsprecher zu vernehmen. Er lobte das Publikum für seine Geduld im Regen auszuharren und versprach, dass es auf jeden Fall noch eine geile Party mit OOMPH! geben würde. Diese frohe Kunde sorgte natürlich direkt für einen enormen Stimmungsanstieg im Publikum. Dann plötzlich startete Dero eine a capella-Einlage von 'Singing In The Rain' und nach und nach stimmte das Publikum mit ein. Der Regen ließ just in diesem Moment nach, so als hätte Dero den Regen durch seinen Gesang beschwört. Nun konnte es also doch noch losgehen und OOMPH! zündeten mit 'Mein Herz' als Opener die erste Soundrakete eines genialen akustischen Feuerwerks.

Endlich konnten wir unsere Schlupfwinkel verlassen und das Halbrund vor der Bühne so ausfüllen wie es sich für ein OOMPH!-Konzert gehört. Jetzt hatte ich auch freien Blick auf die Bühne und mein Blick fiel als erstes auf Dero, der sich mit rotem Anzug und schwarzer Krawatte bekleidet optisch ganz deutlich vom Rest der Band abhob. Die Stimmung hatte inzwischen ihren Siedepunkt erreicht. Schlag auf Schlag ging es weiter, wurde dem Publikum ein Kracher nach dem anderen um die Ohren gehauen, darunter natürlich Klassiker wie 'Feiert das Kreuz', 'Gekreuzigt' und die wunderschönen Ballade 'Niemand'. Von den Fans schon sehnsüchtig gefordert, nahm Dero dann auch noch sein übliches Bad in der Menge.

Nach einer knappen Stunde verschwand die Band dann hinter der Bühne, gefolgt von lautstarken Zugabe-Rufen. OOMPH! ließen sich dann auch nicht lange bitten und tauchten bald schon wieder auf. Zum Abschluss gab es dann noch mal was richtig Altes, nämlich 'Der neue Gott', ihre zweite Single aus dem Jahre 1992. Dabei wurde Dero bei seinem Gesang lediglich dezent durch das Schlagzeug unterstützt. Aus aktuellem politischen Ansatz hatte er dann auch die Textstelle "von nun an feier´ ich den Sieg" in "von nun an ficke ich den Bush" abgeändert, was im Publikum für einen Aufschrei der Begeisterung sorgte. Dann war dieses grandiose Konzert doch zu Ende und die Leute verließen die nassen Trassen der Parkbühne um sich dann schließlich draußen im Park in alle vier Himmelsrichtungen zu verteilen und in die feuchte Leipziger Nacht zu entschwinden.

[Gastautor Olli - GothicParadise.de]


HAUS AUENSEE:

MELOTRON

Trotz unerträglicher Hitze quetschten sich Menschenmassen ins Haus Auensee. Das Publikum war gut gelaunt und unter tobendem Applaus betraten die drei Herren von MELOTRON die Bühne.
Die ersten Töne erklangen, Eddy und Kay gaben sich den Tasten hin und Andy verlangte mit seiner unverkennbaren Stimme vom Publikum unter Jubel 'Gib mir alles', welches die Zuschauer auch bereitwillig taten.

Schell füllten sich auch die letzten Lücken und alle lauschten gebannt den traumhaft schönen elektronischen Melodien. Die schnellen Elektrobeats, der klare Rhythmus und Sänger Andy's animierender Hüftschwung brachte die MELOTRON-Fans bei 'Folge mir ins Licht' und der schon fünf Jahre alten Partyhymne 'Dein Meister' zum Kochen. Weit und breit tanzte oder wippte das begeisterte Publikum zu den Klängen der Synthesizer von MELOTRON mit. Nach 'Wohin?' meinte Andy scherzhaft, dass "wir natürlich hier bleiben", da die Stimmung einfach klasse war und man beschloss gemeinsam eine super Party zu feiern.  Mit 'Kindertraum' und 'Wach auf' präsentierten sich MELOTRON auch von ihrer weichen und sentimentalen Seite.

MELOTRON zeigten wieder einmal, dass sie nicht nur für die Bühne geboren sind, sondern auch an Selbstkritik nicht sparen: "Wir sind MELOTRON, manche mögen uns, manche nicht". Getreu dem Motto ihres vorletzten Albums "Weltfrieden" agierten MELOTRON mit dem Aufruf zur Toleranz der verschiedenen Fans untereinander, was mit Beifall aufgenommen wurde. Passend zum Wave Gotik Treffen machten sie mit dem Titel 'Tanz mit dem Teufel' auch die härteren Elektroliebhaber glücklich. Trotz Zeitdruck gab es für die Fans noch eine Zugabe und Edgar überließ sogar sein Handtuch dem Publikum. Leider war das Konzert schon viel zu schnell wieder vorbei. Später mischten sich MELOTRON bei dem späteren Act BOYTRONIC mit unter das Publikum und feierten noch kräftig mit.

[Gastautorin Grit - GothicParadise.de]


MESH

Nachdem die Tontechniker und Helfer fleißig am werkeln waren und das Publikum schon langsam unruhig wurde, war es endlich soweit, Punkt 22.30 Uhr erklangen die ersten Takte von MESH.
Rich und Neil entlockten gekonnt ihren Synthesizern die ersten Töne, während das Publikum begeistert Beifall klatschte. Schließlich erschien auch Sänger Mark auf der Bühne und animierte das Publikum erfolgreich zum Mitmachen. Dieses ließ trotz der enormen Wärme im Haus Auensee fleißig zu 'People Like Me With This Gun' und dem Ohrwurm 'Leave You Nothing' die Hüften kreisen. Spätestens bei dem altbekannten Song 'You Didn`t Want Me' musste sich jeder von dem Rausch der Elektroelemente, den Beats und der powervollen Stimme von Mark mitreißen lassen.
Im Hintergrund wurden die drei Britten von einer Videoshow unterstützt, die abwechselnd Videoausschnitte und Textpassagen wie z.B. von dem Kracher 'Razorwire' zeigte. Dies erleichterte einigen auch gleichzeitig das Mitträllern. Trotz einiger Lücken im Publikum, die, positiv gesehen, für viel Tanzfreiheit sorgten, war die Stimmung vom ersten bis zum letzten Ton überwältigend. Selbst MESH waren darüber so begeistert, dass Sänger Mark sich bei den vorrangegangenen Acts wie BEBORN BETON, BOYTRONIC, COLONY 5, DAYS OF FATE, DUST OF BASEMENT, MELOTRON und WELLE: ERDBALL für das hervorragende Warm-Up bedankte. Bei dem Titel 'It Scars Me' stellten MESH unter Beweis, dass Neil und Rich ihr Handwerk perfekt beherrschen, Mark mit seiner ausdrucksvollen Stimme unter die Haut geht und sie ihrem Publikum mächtig einheizen können.
Passend zum Ende hatten MESH 'What Does It Cost You?' getreu dem Text "...when the party is over..." in ihrem Programm. Aber damit gab sich das vom Tanzen durchgeschwitzte Publikum längst nicht zufrieden und erkämpfte sich mit großem Getöse eine wohlverdiente Zugabe.
Nach diesem gelungenen Abend kann man sagen, dass MESH nicht nur viele Synthiepopfans glücklich gemacht haben, sondern auch ein würdevoller Headliner waren.

[Gastautorin Grit - GothicParadise.de]

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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