Wave-Gotik-Treffen 2003 - Leipzig

25.06.2003 | 14:17

06.06.2003, diverse Veranstaltungsorte

Samstag, 7. Juni 2003

PARKBÜHNE:

BLOODY, DEAD AND SEXY

15.50 Uhr, Parkbühne, die Sonne scheint, es ist heiß. Trotzdem versammelte sich eine beachtliche Menschenmenge um sich BLOODY, DEAD AND SEXY nicht entgehen zu lassen. Meiner Meinung nach völlig zu Unrecht auf einen solch zeitigen Platz geschoben, ließ sich die Band von ihrer Spielfreude nichts nehmen. Angekündigt von einem Clown betraten die vier durchgedrehten Jungs die Bühne und unterhielten alle Anwesenden mit Hits wie 'Fingers', 'Bloody Rose' und 'Frau im See'. Live immer wieder genial ist das jetzt schon zu den Klassikern zählende 'Hey Ho Armageddon!'.
Obwohl auch Sänger Rosa Iahn schon zu Anfang meinte, dass die Hitze gar nicht gut sei, ließ sich das Publikum doch zu der einen oder andere Bewegung und reichlich Applaus verleiten.
Neue kreative Anstöße für die Verzierung eines Mikroständers bekam man auch gleich mitgeliefert - Jesus am Kreuz, auf Blumen gebettet - nette Idee. Den leider viel zu kurzen Gig schlossen die Jungs mit 'Sick, Six Minutes' ab, bei dem Rosa wie ein Känguru über die Bühne hüpfte und die letzten Textzeilen kurzerhand von "This bitch is hard to kill" in "George Bush is hard to kill" änderte. Diese Aktion traf bei den Zuschauern auf Zustimmung und die Band wurde mit überaus verdientem Applaus entlassen.
Hoffentlich bekommen die Jungs beim nächsten Mal die Chance zu einem späteren Zeitpunkt zu spielen und dadurch noch mehr Leute zu erreichen - die Jungs können es durchaus mit den Größen aus Batcave und Deathrock aufnehmen!

[Gastautorin Andrea - GothicParadise.de]


BLOODFLOWERZ

Überraschenderweise war es bei den BLOODFLOWERZ aus dem Schwabenlande proppenvoll, obwohl sie zu recht früher Stunde ran mussten. Bei ihren sehr rockigen Songs ging dann ordentlich die Post ab. Es wurde das neue Album "7 Benedictions, 7 Maledictions" vorgestellt, das sich thematisch mit den sieben Tugenden und den sieben Todsünden befasst und von dem z.B. 'Black Snake Sister', 'Too Much', 'Fire In Paradise' und 'Dorian' zum Einsatz kamen. Bei dem Düster-Rock der BLOODFLOWERZ ist besonders die Verbindung von heftig reinknallenden Gitarren mit eingängigen Melodien sehr gelungen. Zudem konnte Frontfrau Kirsten am Mikro voll überzeugen. Da die flotte Mischung aus Rock und Gothic zudem auch noch ziemlich abwechslungsreich herüberkam, blieben wirklich keinerlei Wünsche offen. Den Abschluss bildete schließlich 'Diabolic Angel' vom gleichnamigen Debütalbum, mit dem die BLOODFLOWERZ wie schon bei allen Songs zuvor, sehr gute Publikumsreaktionen einfuhren und es somit ein insgesamt mehr als gelungener Auftritt für die Band war.

[Stephan Voigtländer]


INKUBUS SUKKUBUS

Am Samstag kurz nach halb sechs war es Zeit das schattige Plätzchen in der schier endlosen Getränkeschlange an der Parkbühne zu verlassen, denn INKUBUS SUKKUBUS begannen zu spielen. Die Melodie von 'Wytches' erklang. Es war noch so viel Platz, dass ich ohne Mühe bis nach vorne in die zweite Reihe kam. Die Sonne brannte dem Publikum unerbittlich auf den Rücken und Candia, Tony und Adam ins Gesicht.
Mit ihrer altbewährten Mischung aus heidnischen Texten, Synthies und Gitarren gehören sie noch zu alten Schule des Gothic, haben aber nach wie vor Erfolg mit ihrer mystischen Art. Weiter ging es im Programm mit 'Smile Of Torment' und 'I Am The One'. Trotz der wahnsinnigen Hitze, die auf der Bühne sein musste, und Candia's nicht gerade förderlichem Lederoutfit, war sie unermüdlich. Sie lief von einer Ecke der Bühne in die andere, natürlich bevorzugt in die Schattigen. Um es vorn auf der Bühne aushalten zu können, fächelte sie sich mit einem schwarz-goldenem Fächer frische Luft zu.
Mit 'Take My Hunger' und 'Away With The Faeries' folgten wiederum zwei ältere Tracks, die von ihren neu aufgelegten Alben "Wytches" und "Away With The Faeries" stammen. Trotz der unerträglichen Hitze hatte Candia mit ihren Bandkollegen sichtlich viel Spaß. Sie umarmte sie beim Singen und lächelte fröhlich gegen die Sonne. In den Pausen zwischen den Songs ging sie häufig in den hinteren Bereich der Bühne um sich mit einem Erfrischungsspray zu besprühen. Immer wieder fächelte sie sich frische Luft zu um dann ganz plötzlich den Fächer mit einer gekonnten Bewegung nach hinten zu werfen.
Bei 'Lucifer Rising' schien sich die hübsche Frontfrau regelrecht in Ekstase zu singen und zu tanzen. Einige Male hockte sie sich auf die Bühne um sich in sich selbst zu verkriechen und in ihre Songs abzutauchen. Nach 'Belladonna & Aconite' verabschiedeten sich die Briten mit dem Song 'Vampyre Erotica' und verließen nach rund einer Dreiviertelstunde die Parkbühne. Leider ohne die auf der Setlist vorgesehene Zugabe.

Setlist INKUBUS SUKKUBUS:
Wytches
Smile Of Torment
I Am The One
Take My Hunger
Away With The Faeries
Heart Of Lilith
Lucifer Rising
Belladonna & Aconite
Vampyre Erotica

[Gastautorin Kareen - GothicParadise.de]


MORITZBASTEI:

INSCAPE

Wer hätte das gedacht? Vor knapp zwei Jahren haben INSCAPE im Vorprogramm der TERMINAL CHOICE-Tour noch die Halle leergespielt – bei ihrem WGT-Auftritt zogen sie nun gleich so viele Leute an, dass die Moritzbastei aus allen Nähten platzte. Vollkommen zu recht, denn die Nordlichter haben sich in letzter Zeit sehr zum Positiven entwickelt.
Eine professionelle Bühnenshow haben die beiden Jungs um Sänger Klaus da vorgestellt. Wie so oft hatte die Powerpoint-Präsentation im Hintergrund wieder so einige Hänger, dafür wurden zwei Schauspieler engagiert, die während eines Songs eine unglückliche Liebesgeschichte darstellten.
Kurz vor'm Überkochen war die Stimmung beim Klassiker 'Immer ich', den wohl mittlerweile jeder Elektrofan kennen dürfte. Auch die anderen Titel wurden von Klaus hingebungsvoll düster vorgetragen, während Fritte und Micha an ihren blau beleuchteten Synthies alles gaben. Das Publikum ließ die Jungs nach jedem Song hochleben und als sie sich anschickten die Bühne zu verlassen, mischten sich schon in diesem Moment erste Zugaberufe in den Jubel. Diese wurden, nachdem sie verschwunden waren, immer lauter und hallten in Einigkeit durch die alten Gemäuer. Sichtlich begeistert und gerührt kamen INSCAPE zurück und beendeten ein sehr gelungenes Konzert mit 'A Bloody Body'.

[Gastautorinnen Freya, Steffi - GothicParadise.de]


NCOR

NCOR hatten es schwer die Moritzbastei zu füllen. Lief doch gleichzeitig die BLUTENGEL-Performance auf der Parkbühne und auch in der Agra war mit PLACEBO EFFECT gehörige Konkurrenz am Start. Ebenso las der famose CHRISTIAN VON ASTER im Cinestar aus seinen Werken. Ihr merkt schon, ich versuche einige Gründe aufzudecken, warum nur ca. 50 Mann in der Moritzbastei verweilten, um den NCOR-Auftritt zu verfolgen. Dies taten sie dafür aber umso begeisterter und tanzwilliger. Platz war ja zu Genüge vorhanden. :-)
Die Setlist war altbekannt. 'Das Biest', 'Elektrowelt' und 'Der Hass' heizten ordentlich ein und gaben den beinschwingenden Takt an. Für die etwas ruhigeren Momente sorgten 'Die Einsamkeit' und 'Die Tragödie'.
Aufgefallen ist mir an diesem Abend ganz besonders die stimmliche Entwicklung von Kevin. Seit dem ersten Konzert, das ich im April 2002 besuchte, hat sich im Vergleich zu heute in Sachen Power und Überzeugungskraft eine Menge getan. Und das obwohl er immer noch wie ein Schlot raucht und einen guten Tropfen nicht verschmäht...
Enttäuscht war ich aufgrund der Tatsache, dass NCOR nicht bis zum eigentlichen Ende ihrer "Zeit" spielten, sondern bereits 10 Minuten eher die Bühne verließen. Und nicht wiederkamen!!!
Nun bin ich gespannt auf das M'era Luna...

Setlist NCOR (nicht in richtiger Reihenfolge und auch nicht vollständig):
An dunklen Tagen
Das Biest
Der Hass
Elektrowelt
Silver Surfer
Die Tragödie
Die Einsamkeit
Was ist wahr?
Seelenschmerz

[Gastautorin Steffi - GothicParadise.de]


AGRA-HALLE:

VNV NATION

Es war ein sehr warmer Juniabend an jenem Samstag, dem 2. Tag des WGT 2003 und eigentlich hält einen bei so einem herrliche Wetter nichts davon ab, den Sonnenuntergang im Freien zu genießen – es sei denn, man hat als Alternative die Möglichkeit VNV NATION live auf der Bühne erleben zu können. Angetrieben von dieser Motivation drängten sich dann auch einige tausend Leute in die Agra-Halle und tauschten somit die wohltuende Sommeratmosphäre gegen die stickige, heiße Luft im Innern der Halle. Nach ca. zehn Minuten Anstehen und inbegriffener Leibesvisitation am Eingang (Warum kann mich nicht mal eine Frau kontrollieren?) war auch ich endlich drin und sofort darauf bedacht, mir einen halbwegs vernünftigen Platz mit guter Sicht auf die Bühne zu sichern. Das war auch wirklich notwendig, denn binnen weniger Minuten war die Halle fast bis in alle vier Ecken gefüllt. Sauerstoff war absolute Mangelware, aber das interessierte scheinbar Niemanden, denn alle warteten nur darauf, dass die großartige Live-Show, wie man sie von VNV NATION kennt, nun endlich gestartet wurde.

Ich konnte von meinem Platz aus nicht wirklich viel von der Bühne erkennen, was vor allem an den dichten Nebelschwaden lag, in die sie eingehüllt war. Ein Jubelschrei aus den ersten Reihen verriet mir, dass sich da vorne irgendetwas getan haben musste. Einen Augenblick später sah ich Ronan am Bühnenrand auftauchen und als sich der Nebel etwas lichtete, war auch Marc im Hintergrund an seinen Drums zu erkennen. Ohne lange zu fackeln (welch passendes Verb für VNV NATION) ließen sie dann auch direkt erstmal ihren Opener 'Darkangel' aus den Boxentürmen donnern. Die Menge war jetzt endgültig außer Rand und Band. Unmittelbar vor der Bühne wurde eine selbstgebastelte Fahne geschwungen.

Kaum eine Band versteht es ihre Fans derart zu elektrisieren wie das Future Pop-Duo aus England, was nicht zuletzt an Ronans ausgeprägtem Talent als Entertainer liegt. Auf allen Konzerten, die ich bislang von VNV NATION erlebt habe, hat er es stets exzellent verstanden mit dem Publikum zu kommunizieren, schlagfertig auf Zurufe zu reagieren und die Stimmung zu pushen. Dieses Mal war es jedoch eine unfreiwillige Einlage von ihm, die für besonderes Schmunzeln in der Menge sorgte. Es schaute nämlich ein Zettelchen hinten aus seinem Shirt heraus. Leider konnte man nicht erkennen, um was genau es sich dabei handelte und ob es vielleicht sogar noch ein Preisschild war. Ronan bemerkte es erst, als Marc in darauf aufmerksam machte, worauf er das Zettelchen dezent verschwinden ließ.

Weiter ging es mit bekannten Hits wie 'Genesis' und der Motion-Version von 'Standing'. Als Premiere gab es auch die nagelneue 2003er Ausgabe von 'Honour', welche als Maxi-CD dann am folgenden Dienstag in die Läden kommen sollte. Zwischendurch wurde dann auch mal ein wenig Werbung in eigener Sache gemacht, in dem Ronan die bald erscheinende Live-DVD "Pastperfect" anpries, von der am folgenden Tag sogar ein Release-Event in erlauchtem Kreise von 400 Leuten stattfand.

Schließlich neigte sich auch dieses Konzert langsam seinem Ende zu, natürlich nicht ohne dass noch die frenetisch geforderte Zugabe geboten wurde. Die fiel leider wesentlich magerer aus, als man sie von den offiziellen Tourneen der Band kennt und die nicht selten bis zu einer halbstündigen Zusatzshow ausgedehnt wird. Hier auf dem WGT mussten wir uns aber leider mit 'Joy', 'Solitude' und 'Elektronaut' begnügen, bevor dann endgültig der letzte Vorhang fiel. Der Zauber war mit einem Mal verflogen und erst jetzt schienen die Leute zu realisieren, dass sie ja auch noch atmen mussten und strömten ins Freie, wo sie von der inzwischen stark abgekühlten Leipziger Abendluft empfangen wurden.

[Gastautor Olli - GothicParadise.de]

Redakteur:
Stephan Voigtländer

Login

Neu registrieren