WE CAME AS ROMANS, CASKETS & SEEYOUSPACECOWBOY - München

27.05.2023 | 22:36

17.05.2023, Strom

Schwitzen und Feiern!

Heute Abend ist Action angesagt. Die kleine Halle des Stroms in München ist für die drei Metalcore-Acts SEEYOUSPACECOWBOY, CASKETS und WE CAME AS ROMANS vollständig ausverkauft. Kurz vor Einlass hat sich vor dem Strom darum auch eine ziemlich lange Schlange gebildet. Die Security prüft direkt an der wartenden Schlange schon mal die Taschen, um später Zeit am Eingang zu sparen. Da wurde mitgedacht! Denn auch so dauert der Einlass recht lange, da sich das ganze Publikum durch eine kleine Tür in die Halle quetschen muss.

20:00 Uhr startet SEEYOSPACECOWBOY in den Abend. Vier Jungs an Instrumenten und eine Sängerin - das klingt erstmal gut. Dementsprechend liefern sie auch eine halbe Stunde ab. Die Musik hat ordentlich Energie und Tempo und wird auch erfolgreich von Connie Sgarbossa totgebrüllt, also ist das eigentlich genau das, wofür das Publikum gekommen ist. Leider kennt kaum jemand die Band und die meiste Zeit steht das Publikum darum still. Manche lassen sich wenigstens zu ein wenig Mitwippen oder gar Kopfschütteln hinreißen. Davon lässt sich die Band aber nicht stören und zieht den Auftritt souverän durch. Auf der Bühne wird einfach einmal mehr fürs Publikum der Kopf mitgeschüttelt. Die Frontwoman Connie Sgarbossa ist kaum zu erkennen, da sie immer ihre Haare im Gesicht hat. Das ist blöd für die Fotos, scheint aber Absicht zu sein oder gar ein besonderes Stilmittel. Sie springt wild umher und wirft sich in Posen.

Der linke Gitarrist hätte auch beim letzten Auftritt der ARCTIC MONKEYS auf der Bühne stehen können, wenn er sein Hemd angelassen hätte. Andererseits hätte er sich bei den Monkeys den Aufruf, einen Circle Pit zu bilden, direkt sparen können, nachdem er nicht mal bei seiner Hardcore-Band Erfolg hat. Beim zweiten verzweifelten Versuch wird es dann langsam peinlich. Also schlägt er einmal wild mit der Gitarre um sich und hüpft, wobei er beinahe umfällt. Doch dann ist der Auftritt auch schon vorbei. Die Band legt einen guten Grundstein für die kommenden beiden Acts, bei denen das Publikum dann warm ist und auch richtig abgeht.

Nach einem kurzen Umbau darf endlich die Band ran, wegen der ich heute Abend hier bin. CASKETS aus Großbritannien ist mit ihrem Alt-/Post-Hardcore die wohl massentauglichste Band hier. Es gibt größere elektronische Einflüsse als bei den beiden Kollegen und auch deutlich mehr Klargesang. Das finde ich super und das Publikum anscheinend auch. Hier sind plötzlich alle textsicher und grölen laut mit. So entsteht in der Halle eine wahnsinnige Stimmung. Die Band macht auch keine großen Umschweife und startet mit den ganz großen Hits 'Hold Me Now' und 'Drowned In Emotion'. Während bei ersterem die Taschenlampen im Publikum aufleuchten, wird beim zweiten schon ein Circle Pit ins Leben gerufen und crowdgesurft. Das ist wohl einer der großen Vorteile von kleinen Hallen: Wenn Stimmung entsteht, greift sie direkt auf alle über und ist förmlich spürbar.

Mittendrin macht der Frontman eine kurze Pause, um etwas Stimmung für den Headliner WE CAME AS ROMANS zu machen und bedankt sich bei den Leuten die "behind the scenes" arbeiten. Dann geht es mit Vollstoff weiter. Gegen Ende des Auftritts entschuldigt sich der Sänger, dass er sich gerade nicht so gut fühle. Davon merkt man aber wenig, denn sein Gesang ist für einen Liveauftritt super und auch sein energetisches Auftreten auf der Bühne lässt keine Wünsche offen. Er schüttelt fleißig den Kopf, läuft auf der Bühne umher und baut Publikumsnähe auf. Auch der Rest der Band bleibt nicht einfach stehen, sondern posiert, hüpft und hat offensichtlich großen Spaß am Auftritt.

Die Lightshow ist nichts, was man so noch nie gesehen hätte, nutzt die vor Ort vorhandenen Lichter aber gut aus und trägt zu einem stimmigen Gesamtbild bei. Später im Auftritt kommt es auch zu den ersten "Reverse-Crowdsurfern", die sich rückwärts wieder auf den Weg zu ihrem Platz machen. Hier fehlt eindeutig die Security. Im Bereich der Bühne gibt es im Strom nämlich niemanden, der aufpasst und die Leute dort wieder wegschickt. So gibt es bei den auf der Bühne ankommenden Crowdsurfern immer etwas Verwirrung, wie sie von dort nun wieder wegkommen. Dass das der Sänger der jeweiligen Band dann auch noch neben dem Auftritt koordinieren muss, zeigt zwar wieder Publikumsnähe, wäre aber definitiv einfacher mit einer Handvoll Security-Leute. Gerade in einer so kleinen Halle, wenn sie ausverkauft und darum rappelvoll ist.

Setliste: Guiding Light; Hold Me Now; Drowned In Emotion; The Only Ones; Nothing To Hide; Signs; Lost In Echoes; Falling Apart; Glass Heart

Zu guter Letzt darf noch WE CAME AS ROMAS ran. Auch hier läuft alles nach bekanntem Schema weiter. Musikalisch sind die Fünf nicht ganz so hart wie SEEYOUSPACECOWBOY und nicht ganz so poppig wie CASKETS, die goldene Mitte also? Musikalisch macht die Band alles richtig, der Gesang ist in Ordnung für einen Liveauftritt und die weiteren Bandmitglieder spielen auch gut mit. Leider kann die Bühnenpräsenz nicht ganz mit den beiden Vorbands mithalten, bei WCAR ist der Auftritt etwas ruhiger, es wird weniger auf der Bühne herumgetanzt. Trotzdem ist von Kopfschütteln bis Umherhüpfen alles dabei, man kann der Band also keine Faulheit vorwerfen. Dem Publikum jedoch umso weniger. Denn das sorgt für einige Circle Pits, schüttelt den Kopf und schickt ein paar weitere Crowdsurfer auf die Bühne und auch wieder zurück.

Mitten im Auftritt gibt die Band dem Publikum die Chance, über eine Website abzustimmen, welchen Song vom zehn Jahre alt gewordenen Album "Tracing Back Roots" gespielt werden soll. Zur Auswahl stehen 'Fade Away' und 'Hope'. Die Hoffnung gewinnt und wird gespielt. Eine coole Idee, die auch technisch gut funktioniert. Nebenbei kann die Band so auf ihre Social-Media-Kanäle und den Merch-Stand hinweisen.

Als ich mich etwas später im Auftritt wieder etwas weiter vor wage, fällt vor allem der enorme Schweißgeruch in der Halle auf. Das dichtgedrängte Publikum vor der Bühne und der Circle Pit heizen die kleine Halle eben gut auf.

Setliste: Daggers; Golden; The Anchor; Lost In The Moment; Wasted Age; Cold Like War; Tracing Back Roots; Hope; Learning To Survive; Doublespeak; Plagued; Darkbloom; Black Hole

Dieser Abend ist wohl eines meiner besten Konzerte des Jahres. Die tolle Stimmung im Publikum und der grandiose CASKETS-Auftritt sind ein echtes Highlight gewesen. Auch WE CAME AS ROMANS hat definitv Spaß gemacht. Einen Besuch auf den kommenden Konzerten kann ich so nur empfehlen (falls diese inzwischen nicht schon ausverkauft sind)!

Redakteur:
Noah-Manuel Heim

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