THE PLOT IN YOU, CURRENTS, SAOSIN und CANE HILL - München
16.11.2025 | 16:1212.11.2025, Zenith
Guter oder schlechter Metalcore?
Heute ist viermal Metalcore-Action im Zenith in München angesagt. Die Vorfreude gilt dabei klar den beiden Schwergewichten CURRENTS und THE PLOT IN YOU, während die beiden Vorbands eher als potenzielle (hoffentlich positive) Überraschung auf dem Zettel stehen. Vor Ort fällt sofort auf: Die Halle ist in der Mitte mit schwarzem Stoff abgehängt. Das Konzert hat sich offensichtlich gar nicht gut verkauft. Das ist schade und irgendwie auch verwunderlich, da insbesondere die beiden Headliner bekannt sind und über Millionen an monatlichen Streams auf den bekannten Plattformen verfügen.
Den Auftakt macht CANE HILL. Die Band spielt einen eher ruhigeren Metalcore, der das Publikum zunächst einlullt, bevor plötzlich lautes Schreien einsetzt. Solange der Sänger nicht schreit, klingen die Lieder gar nicht schlecht, doch das Rumbrüllen scheint nicht die Stärke der Band zu sein. Darauf folgt oft ein halbgarer Breakdown, den man so schon zehntausend Mal gehört hat.
Auf der Bühne passiert mäßig viel. Der Sänger wirft sich in immer dieselben Posen, die Bühnenpräsenz ist eher verhalten. Interessanter ist da schon der Gitarrist, der ein paar Kicks zeigt, während der Bassist beinahe im Dauer-Headbangen verharrt, was jedoch auch nicht außergewöhnlich ist. Das Publikum im Zenith bleibt entsprechend distanziert, steht und wartet ab. Lediglich bei den Breakdowns fliegen ein paar Haare, aber insgesamt bleibt es bei sehr wenig Bewegung vor der Bühne.
Als Nächstes betritt SAOSIN die Bühne. Musikalisch gibt es zwar "mehr von demselben", erstaunlicherweise stören mich die Breakdowns hier aber nicht, was für eine zumindest etwas gesteigerte Qualität dahingehend spricht. Die Musik ist okay und insgesamt angenehmer für die Ohren als die der Band davor. Optisch wirft die Outfit-Wahl des Sängers Fragen auf: Er trägt ein weißes T-Shirt, ein offenes Hemd, lange Haare und einen Anglerhut.
Auf der Bühne passiert ansonsten nicht viel, die Band geht meist nur vor und zurück und zeigt ins Publikum. Zu sehen gibt es also auch wenig, auch wenn es einen kurzen Energieausbruch gibt: Am Anfang des dritten Songs springt der Sänger plötzlich und der Gitarrist macht einen Kick, danach kommt aber nichts mehr. Auf Nachfrage stellt der Sänger fest, dass tatsächlich ein paar langjährige Fans im Publikum sind.
Jetzt wird es gut: CURRENTS legt los und das ist kein Vergleich zu den beiden Vorbands. Auf der Bühne ist deutlich mehr Aktivität zu sehen.
Der Sänger gestikuliert viel, während der Bassist springt, umherläuft und seinen Bass ähnlich wie der Kollege von FIT FOR A KING um sich wirbelt. Nur einer der Gitarristen bleibt mit Headbangen eher ruhiger.
Die Band ist insgesamt nicht so soft wie die beiden davor, und: Hier passen die Breakdowns auch, während sie bei den anderen eher störten. Als dritter Song kommt 'Remember Me', später folgt 'The Death We Seek' vom aktuellen Album.
Das löst im Publikum aber noch keine Ekstase aus, auch wenn es ein paar Crowdsurfer gibt. Das ändert sich mit 'Monsters', das für richtig Stimmung im Publikum sorgt. Hände sind oben, es gibt mehr Crowdsurfing und Moshpit-Ansätze.
Das Highlight des Auftritts ist dann 'Kill The Ache', bei dem auch der "Doppel-Crowdsurfer" – eine Frau, die auf einem Mann steht – wieder gesichtet wird.
Der Sänger liefert eine gute Mischung aus klarem Gesang und Screams und bedankt sich beim Publikum. Die Stimmung bleibt top, und es gibt wahnsinnig viele Crowdsurfer zu sehen.
Setliste: Living In Tragedy; Rise & Fall; Remember Me; Guide Us Home; Making Circles; The Death We Seek; It Only Gets Darker; Monsters; Kill The Ache; Better Days
Der Headliner THE PLOT IN YOU beginnt mit einem interessanten Intro. Auf der Bühne ist ein Wohnzimmer mit einem alten Fernseher, einem Stuhl und einer Lampe inszeniert, während im TV ein Wetterbericht läuft, der ein Unwetter ankündigt. Zu Beginn stehen alle Musiker außer dem Sänger oben auf einer erhöhten Tribüne bei den Drums.
Die Band startet direkt mit drei Kracher-Songs, der Rest der Band kommt erst beim dritten Song, 'The One You Loved', von der Tribüne herunter. Die Produktion ist keine übermäßig große Show, besteht aber aus einer Lichtshow mit einigen gut inszenierten Movingheads, Konfetti und Unmengen an Rauch. Beim neuen Song 'Silence' beginnt der Sänger das Lied alleine mit Gitarre in einer Akusitk-Version, die Band setzt erst später im Lied ein. Im Publikum kommt das gut an.
Bei 'The One You Loved' gibt es noch mehr Crowdsurfer, sodass die Security sogar mehr Leute in den Graben schicken muss. 'Forgotten' geht richtig hart ab, insbesondere die aus den Sozialen Medien bekannte Sequenz "I have spent my Life..." wird vom Publikum lauthals mitgeschrien. Die Stimmung ist Top. Der Fokus des Sets liegt klar auf den aktuellen EPs "Vol. 1" bis "Vol. 3". Von "Dispose" werden drei Songs gespielt, von "Swan Song" zwei. Der älteste Song des Sets ist 'Time Changes Everything' vom 2015er Album "Happiness in Self Destruction". 'Been Here Before' ist laut Aussage von Sänger Landon Tewers einer seiner persönlichen Favoriten.
Setliste: Don't Look Away; Divide; Pretending; Paradigm; The One You Loved; Face Me; Not Just Breathing; Been Here Before; Silence; Forgotten; Spare Me; Closure; Time Changes Everything; Left Behind; Feel Nothing
Ein Abend, der sich ziemlich genau in zwei Hälften teilen lässt. Während ich die ersten beiden Bands eher "auswarten" muss, reißt CURRENTS das Ruder mit brachialer Gewalt herum.
Im zweiten Teil folgt gute Musik bei grandioser Stimmung mit lauthals mitschreiendem und crowdsurfendem Mob und macht so den Abend doch noch zum vollen Erfolg.
Mehr ist eben nicht immer besser. Ein Paket mit vier Bands ist kein Garant für durchgehende Qualität, wenn die ersten beiden Auftritte derart abfallen.
Für alle Metalcore-Interessierten ist dieses Tour-Paket – insbesondere wegen der grandiosen zweiten Hälfte – dennoch einen Blick wert.
Die Tour macht noch in Köln (16.11.) und Hamburg (17.11.) Halt. Tickets sind über die offizielle Bandwebsite erhältlich.
Text und Photo Credit: Noah-Manuel Heim
- Redakteur:
- Noah-Manuel Heim






