Summer Breeze 2001 - Abtsgmünd

06.09.2001 | 11:04

23.08.2001, Festivalgelände

DONNERSTAG, 23,08.2001

Nachdem wir noch eine kurze Redaktionsbesprechung abgehalten hatten, ging es für uns auch schon los. Als erstes fiel uns auf, dass die Bühne diesmal anders aufgebaut wurde, wodurch auf dem Festivalgelände mehr Platz entstand. Eine Menge Merchandising-Stände, zwei Bierstände und jede Menge \"Freßstände\" -darunter auch ein Gyrosstand und eine Pizzabude- fanden dort Platz.
Ja und so ganz nebenbei bot das Gelände auch Platz für gut 7000 Metalheads, welcher am Donnerstag zu ca. zwei Dritteln, am Freitag und Samstag dann nahezu komplett gefüllt war.

THE ARMADA
17:00 - 17:30 Uhr
Als erste Band des diesjährigen Festivals durften oder mussten THE ARMADA die Hauptbühne betreten. Und das war für die Band um die beiden ehemaligen STORMWITCH-Recken Damir Uzunovic und Peter Langer nicht unbedingt ein Segen. Denn die fünf Jungs mussten trotz einer Verzögerung von etwa 20 Minuten vor ein paar einzelnen Metallern spielen - ein Großteil der Leute stand noch an der Bändchenausgabe. Das schien THE ARMADA aber nicht allzu viel auszumachen, denn mit \"Wheel Of Fate\" und \"Tribal Dance\" gaben sie gleich von Beginn an mächtig Gas. Stilistisch ist die Band dem Melodic Power Metal zuzuordnen und mit Bands wie STRATOVARIUS zu vergleichen. Doch da die Songs wohl kaum jemand kannte und auch auf der Bühne nicht viel Bewegung war, wollte bei der mageren Zuhörerkulisse keine so rechte Stimmung aufkommen. Das änderte sich auch kaum, als mit dem DEEP PURPLE-Klassiker \"Perfect Strangers\" zum Abschluss des knapp 30-minütigen Auftritts noch eine Cover-Version zum Besten gegeben wurde (Und zwar eine verdammt gute Coversion! – Alex). THE ARMADA haben sich wohl nach Kräften bemüht, aber wahrscheinlich hatten sich die Bandmitglieder von diesem Auftritt etwas mehr erhofft. Aber als Opener eines Festivals hat man eben eine undankbare Rolle zu erfüllen.
[Martin]

AETERNITAS
17:40 - 18:15 Uhr
Eine moderne Totenmesse bei strahlender Nachmittagssonne stand mit AETERNITAS aus Lübeck als nächstes auf dem Programm. Angetan mit neuer, ungewohnt kurzer Haarpracht, gab Sänger und Gitarrist Alexander Hunzinger flankiert von einer Sopranistin und dem für die härteren Growl-Parts zuständigen Stephan Borchert mehrere Stücke aus dem aktuellen Album \"Requiem\" zum Besten - die Melange aus melodischem Gothic, Black Metal und klassischen Elementen lockten denn auch, trotz der anhaltenden Hitze, mehrere interessierte Zuschauer vor die Bühne. Nach dem eher dezenten Opener \"Introitus\" ging es mit \"Tractus\", \"Dies Irae\" oder auch \"Sanctus\" heftiger und metallischer ans Werk. Aufgrund des eng gesteckten Zeitrahmens für jede auftretende Band war es AETERNITAS leider nicht möglich, ihre sonst sehr theatralisch geprägte Bühnenshow vorzuführen, und so musste man sich damit begnügen, einzelne Songs aus dem konzeptionellen \"Requiem\" herauszupicken und ohne große Gestik und Mimik \"normal\" herüberzubringen. Nicht weiter schlimm - viel schlimmer war da schon eher die Tatsache, dass der Sound miserabel abgemischt auf die Zuschauer herabdröhnte: in den vorderen Reihen klapperte aufgrund des viel zu dominanten Basses und der Bass-Drum schon nach kurzer Zeit das Trommelfell, während man weiter hinten nur noch eine verwaschene Version der einzelnen Stücke mitbekam - vom Gesang blieb da nur noch ein so gut wie undefinierbares Murmeln übrig, von den Keyboards ganz zu schweigen. Schade, das hätte nicht sein müssen. Mit \"Responsorium\" hieß es nach einer guten halben Stunde Abschied nehmen; trotz der argen Soundprobleme wurde insgesamt doch eine angenehme Show geliefert, die den Nachmittag (und damit das \"Schmoren im eigenen Saft\") etwas schneller herumgehen ließ.
[Kathy]

SYMPHORCE
18:25 - 19:05 Uhr
Als dritte Band durften dann die süddeutschen Power Progressive Metaller um Andy B. Franck (BRAINSTORM) auf die Bühne. Und obwohl es vor der Bühne relativ leer war, zeigten SYMPHORCE sich engagiert und fegten ordentlich über die Bretter, allen voran Sänger Andy, der coole Ansagen drauf hatte und mal wieder eine astreine Gesangsleistung bot. Unterstützt von einem guten Sound legten SYMPHORCE den Schwerpunkt auf ihr zweites Album \"Sinctuary\", von dem sie auch den Ohrwurm \"Until The Last\" und andere gute Songs spielten. Das Publikum ging gut mit und durfte dann noch das coole POWERMAD Cover \"Nice Dreams\" bewundern, mit dem SYMPHORCE ihren Roots Tribut zollten. Nach \"Holy\" war dann ein guter Gig einer aufstrebenden Band beendet und die Zugaberufe hatten die Jungs sich auch vollends verdient. Zwar waren SYMPHORCE noch nicht so gut wie BRAINSTORM, die in Wacken wirklich geil waren, aber sie sind nah dran.
[Herbert]

GRAVEWORM
19:15 - 20:00 Uhr
Als das Intro ertönte, wurde es vor der Bühne das erste Mal richtig voll, Indiz für die zahlreichen Death und Black Metal Fans. GRAVEWORM bieten aber auch coolen Gothic Black Metal, verbunden mit einer mitreißenden Liveshow. Vor allem Sänger Stefan Fiori hat sich zu einem Frontmann der Extraklasse gemausert, er animierte ständig das Publikum und kreischte seine Parts verdammt gut in den Abendhimmel von Abtsgmünd. Der Rest der Band ließ eigentlich ständig die Haare kreisen, selbst die hübsche Keyboarderin Sabine bangte, was die Nackenwirbel hergaben. Besonders beeindruckend das Synchronbanging der gesamten Mannschaft. Der Schwerpunkt lag auch bei GRAVEWORM auf dem letzten Album \"Scourge Of Malice\", von dem unter anderem \"Abandoned\" und Damonia\" gespielt wurden. Aber auch Songs vom zweiten Album wie \"The Dreaming Beauty\" wurden gezockt und kamen bei den Fans ebenso wie die neuen Sachen verdammt gut an. Der letzte Song war dann ein interessantes Cover von \"Fear Of The Dark\", das GRAVEWORM eben nicht nachspielten, sondern neu arrangiert haben (Genau darum ist es ja auch besser als der Orginalsong *g* - Alex). Die fetten Zugaberufe waren jedenfalls voll in Ordnung. War gut, ist gut, bleibt gut!
[Herbert]

STONE THE CROW
20:10 - 20:55 Uhr
Aufgrund der kurzfristigen VADER-Absage (Drummer Doc durfte wegen eines Autounfalls nicht aus den USA ausreisen!? Land of the free......*ohne Worte* – Alex) rutschten STONE THE CROW ins Billing, die trotz eines völlig anderen Sounds und eines deutlich geringeren Bekanntheitsgrades vor einer beachtlichten Anzahl von Zuschauern auftreten konnten, der günstigen Position in der Running Order sei´s gedankt.
Im Prinzip gibt es über die Band nicht viel zu sagen, die Schwäbisch Haller boten eine gut gemachte, spielerisch einwandfreie Mischung aus Rock, Grunge und New Metal/Crossover, aufgepeppt mit allerlei Programming und Elektronikspielereien. Das Ganze wurde mit einer gewissen Spielfreude und recht tight dargeboten, zudem agierte Sänger Marc recht agil und zeigte sich auch stimmlich sicher.
Dennoch, der letzte Pep fehlt der Band noch, daran ändern auch ihre diversen, von einer umtriebigen Plattenfirma begünstigten Achtungserfolge auf Viva II nichts; solide, aber unspektakulär, kann man da nur resümieren, was auch die verhaltenen Publikumsreaktionen belegten. Insgesamt recht nett, aber wie auch schon im Vorprogramm der FARMER BOYS-Tour im April mit 8 von 10 Punkten auf der imaginären \"Beim einen Ohr rein, beim anderen wieder raus\"-Skala.
[Rainer]

LACUNA COIL
21:10 - 21:55 Uhr
Das Beste, was Italien derzeit an melodischem Gothic Metal zu bieten hat, das sind unumstritten LACUNA COIL. Die Band um das harmonische Sangesduo Cristina Scabbia und Andrea Ferro legte sich mächtig ins Zeug, um den Fans einen schönen Abend zu bieten. Spielerisch ließen die weibliche Front-Grazie und ihr heißblütiger Partner ihre Stimmen einander umschmeicheln oder bekriegen, arbeiteten gestisch Weichheit und Härte heraus und sorgten damit für ein sehr ansprechendes Bühnenspektakel. Beginnend mit dem melodischen \"To Live Is To Hide\" vom aktuellen Album \"Unleashed Memories\" wurden schon gleich mehrere Herzen im Sturm erobert; durch fleißige Kommunikation mit dem Publikum und diversen Anfeuerungen wurde noch ein ganzer Stoß mehr Sympathiepunkte geerntet. Spätestens ab dem magisch-psychedelischen \"Senzafine\", welches mir persönlich immer noch leichte wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt, dürfte sich ein Großteil des anwesenden Publikums in der Hand der charismatischen Italiener befunden haben - der Applaus sprach zumindest Bände. Dazu dann noch eine malerische Lightshow, welche die ganze Szenerie in atmosphärisches Licht tauchte, klasse! \"When A Dead Man Walks\" garantierte nochmaliges Kribbeln in der Magengegend, bevor mit \"The Secret\" zum letzten Mal Cristinas süße Stimme erklang.
45 Minuten hätte der Auftritt von LACUNA COIL dauern sollen, im Endeffekt war die Show des Sextetts jedoch aufgrund vorangehender Verspätungen und zugunsten der nachfolgenden AMORPHIS auf etwa 30 Minuten zusammengestrichen worden. Gemeinheit, nicht mal für die Ballade \"Purify\" reichte die Zeit noch aus. Dieses Konzert ging eindeutig zu schnell und vor allem zu kurz über die Bühne...
[Kathy]

AMORPHIS
22:15 - 23:15 Uhr
So leid es mir tut, aber AMOPRHIS sind nicht mehr das, was sie früher einmal waren. Die ehemaligen Folk-Death Metaller haben sich zu Softrockern gewandelt. Nun mag dieser Stilwechsel ihnen neue Fans beschert haben, aber die alten Anhänger der Finnen, so wie ich es war, doch ein wenig vergrault. Doch beleuchten wir nun die Show ein wenig.
AMORPHIS stiegen mit \"The Night Is Over\" vom aktuellen Output \"Am Universum\" ein. Mit \"Goddess (Of The Sad Man)” gab man ein weiteres neues Stück zum Besten. Aber auch ältere Songs (\"Better Unborn\", \"In The Beginning\") wurden dem Abtsgmünder Publikum kredenzt. Die Band bot ihre gewohnt bodenständige Show, was bedeutet, dass das Quintett mehr auf musikalische Qualität setzt, als auf wildes Rumgehüpfe und Haare schütteln. Auch spielerisch setzten die Finnen auf Professionalität und tightes Zusammenspiel, was sich deutlich im hervorragenden Sound wiederspiegelte. Pasi Koskinen agierte als souveräner Frontman, der sich stellenweise sogar einiger Grunzvocals hingab. Der Rest der Band, insbesondere Sechssaiter Tomi Koivusaari, kann man als musiklaisch hochrangig einstufen.
Auch wenn man die neuen Scheiben nicht mag - so wie meinereiner - AMORPHIS sind definitiv immer noch ein sehenswerter Liveact (Wie man´s nimmt... mir persönlich haben die letzten Platten der Band überhaupt nicht mehr gefallen, die neue Scheibe aber wiederum sehr gut; nur der Auftritt war ziemlich lahma***ig... - Rainer).
[Alex]

RAGE
23:40 - 00:40 Uhr
Um es vorweg zu nehmen, Peavey & Co. konnten ihrem Headlinerstatus nur bedingt gerecht werden. Sicher, das Trio kann Unmengen an Erfahrung vorweisen, agiert spielerisch auf hohem Niveau und rauscht zugleich sehr tight durch die PA, und verfügt vor allem über ein Repertoire an erstklassigen Songs, das sich gewaschen hat. Dennoch, so recht wollte der Funke weder auf mich, noch auf das ausgesprochen zahlreich angetretene Publikum überspringen (Dafür umso mehr auf den Soundmann von RAGE, der die Anlage dermaßen ausreizte, dass an den beiden darauffolgenden Tagen, die linken Boxen schlichtweg hinüber waren! DANKE!!!! - Alex).
Zwar bot die Band einen recht gelungenen Querschnitt durch ihre zahlreichen Scheiben, bei dem neben neue(re)n Songs wie u.A. \"Straight To Hell\" und \"I´m Crucified (Tribute To Dishonour Part 4)\" (beide von \"Welcome To The Other Side\") oder \"Mirror In Your Eyes\" und \"Straight To Hell\" (jeweils von \"Ghosts\") auch zahlreiche Klassiker wie \"Sent By The Devil\", \"Firestorm\" oder \"Higher Than The Sky\", \"The Days Of December\" und \"Don´t Fear The Winter\" zum Einsatz kamen, aber das Tüpfelchen auf dem vielzitierten i fehlte irgendwie trotzdem; das lag nicht am Sound (erstklassig) oder dem Bühnenaufbau( Jaja...RAGE goes HAMMERFALL *hmpf* – Alex) - nett, incl. Burgtürmen, Fackeln usw.-; ja selbst Peaveys in höheren Tonlagen mässige Gesangsdarbietung wäre noch zu verschmerzen gewesen; aber irgendwie stiess es mir sauer auf, dass die Truppe einen Teil der ohnehin geringen Spielzeit von gerade mal 60 Minuten für Soloeinlagen von Gitarrist Viktor Smolski (exzellent) und Schlagzeuger und Oberselbstdarsteller Mike Terrana (stark, aber bei weitem nicht die Quadratur des Kreises) verschwendete, anstatt noch ein paar Granaten aus der komplett ausgegrenzten Phase von \"Secrets In A Weird World\" bis \"Trapped\" abzufeuern.
Sicher, ein ungeachtet der enormen Routine vorhandenes Maß an Spielfreude sowie die Showman-Qualitäten von Sympathieträger Peavey sollten im Verbund mit den angesprochenen Pluspunkten eigentlich reichen, aber für den würdigen Headliner, den abzugeben das Trio eigentlich locker im Kreuz hätte, fehlte mir die letzte Entschlossenheit, das bisschen Risikobereitschaft anstelle routinierten Auf Nummer sicher-Gehens.
Unterm Strich eine runde Sache, aber nicht das erwartete Highlight.
[Rainer]

DIANNO & KILLERS
01:00 - 02:00
Kollegin Ulrike hat ja schon einiges zum Altmeister DIANNO gesagt; darum ist der Bericht hier ein wenig kürzer.
Nach der eher lauwarmen Vorstellung von Peavy & Co. freuten sich die doch recht zahlreich verbliebenen Fans auf den Ex-IRON MAIDEN/BATTLEZONE-Frontmann.
Wenn es Leute gibt, die eigentlich keiner Vorstellung bedürfen, dann gehört Mr. Paul DiAnno mit Sicherheit zur Top Ten dieser Kategorie. \"The Beast\" hatte nach dem Aufwärmgig am Mittwoch erneut die Ehre, den Abtsgmünder Metalheads eine Reihe von Klassikern zu präsentieren. Allerdings wurde der Set doch stark gekürzt; so wurden aus 60 Minuten gerade einmal 40. Nichtsdestotrotz war die Stimmung bei den noch anwesenden Metallern wahrhaft überschwänglich. Paule bot einmal mehr einen Querschnitt seines Schaffens bei IRON MAIDEN: egal ob der Opener \"Wrathchild\" oder \"Prowler\", \"Murders In The Rue Morgue\" oder \"Killers”, \"Remember Tomorrow” und \"Running Free”, jeder Song wurde mitgegrölt, jedes Haupt wurde geschüttelt.
Der Mann versteht es immer noch, eine Show zu einer Party zu machen. Natürlich durften auch seine ‚fuckin’ Ansagen nicht fehlen. So meinte er zum Beispiel, dass er eigentlich gar keine Lust hätte, heute schon wieder zu spielen, aber irgendwie müsse er ja Geld verdienen. Daraufhin folgte \"Killers\"! So kann man einen Song auch einleiten :-)
Jedenfalls macht der Mann mächtig Spaß, selbst wenn er stimmlich öfters neben den Tönen lag als er sie eigentlich traf, auch wenn sich die Band ziemlich häufig verspielte. Allerdings hatte der (heimliche) Headliner an diesem Abend das Nachsehen, denn durch die Verzögerungen innerhalb der Running Order durfte DIANNO gerade mal 40 Minuten spielen und musste um 02:15 Uhr den Gig abbrechen. Schade, schade, schade! Die Zugaberufe allerdings hallten noch weit nach 02:30 Uhr über das Festivalgelände!
SETLIST:
Wrathchild
Prowler
Murders In The Rue Morgue
The Beast Arise
Killers
Remember Tomorrow
Running Free
[Alex]

Redakteur:
Alex Kragl

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