Rock im Park 2025 - Nürnberg

17.06.2025 | 21:55

06.06.2025, Zeppelinfeld

Regen hält uns nicht davon ab, zu rocken!

Sonntag:

Los geht es am Sonntag mit den drei, ich korrigiere zwei Überraschungsgästen. Der erste davon ist SPORTFREUNDE STILLER. Zum Glück bin ich rechtzeitig da, die Show macht nämlich richtig Spaß. Peter Brugger ist, ganz passend zum Bandnamen, in einen Trainingsanzug gekleidet und macht immer mal wieder Sportübungen vor. Da macht das Publikum aber nicht so begeistert mit. Immerhin sind – es ist wohlgemerkt noch vor Zwölf Uhr, als die Band loslegt – zahlreiche Zuschauer erschienen. Das ganze Infield ist voll. Gut, da waren vielleicht auch einige dabei, die ELECTRIC CALLBOY erwartet haben, wie am Ring und dann enttäuscht an mir vorbei wieder den Rückweg antreten. Doch die, die dabeibleiben, genießen die Show und singen gerne auch mit, besonders bei den Hits 'Applaus Applaus' und 'Ein Kompliment'. Die Sportis haben jedoch noch weitere Überraschungen in petto. Sie bringen nämlich zwei weitere Überraschungsgäste mit: SOFFIE und THE SUBWAYS. Gemeinsam mit SOFFIE singen sie 'Für immer Frühling' und mit THE SUBWAYS 'Rock & Roll Queen' und 'Ich, Roque'. Dabei kommt die Band sympathisch und authentisch rüber, hat wirklich Spaß an der Sache und steckt das Publikum direkt mit dieser guten Laune an. Ein toller Start in den letzten Tag auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg.

Der zweite Surprise Act ist ROY BIANCO & DIE ABBRUNZATI BOYS. Parallel startet auf der "Mandora-Stage" HOUSE OF PROTECTION. Auf der "Utopia-Stage" ist es wieder ziemlich voll geworden und das Publikum feiert mit, man sieht auf Entfernung einiges an Bewegung. Bei HOUSE OF PROTECTION ist weniger Publikum zugange, dafür geht es teils in Pits heftig zur Sache. Auf Social Media sehe ich kurz darauf, dass Bandmitglieder aus der Mitte eines Circle Pit ein Lied spielen. Bestimmt ein cooler Auftritt, aber der dritte Tag des Festivals zeigt sich auch bei mir langsam und ich bereite lieber schon Mal diesen Artikel hier vor.

[Noah-Manuel Heim]

Die SPORTIS habe ich leider verpasst. Gerade als ich aus dem Hotel aufbrechen will, öffnet der Himmel mal wieder seine Schleusen – und plitschenass wollte ich dann doch nicht in den dritten Festivaltag starten. Nachdem ich dann zwanzig Minuten lang vergeblich versucht habe, ein Taxi oder Uber zu bestellen, hört der Regen langsam bei mir auf und ich kann mich zu Fuß, mit Bus und schließlich mit Zug auf den Weg zum Zeppelinfeld machen. Von den SPORTFREUNDEN höre ich nur noch das finale 'Siehst du das genauso?' als ich ankomme – schade, weil live machen sie immer gute Stimmung.

ROY BIANCO & DIE ABBRUNZATI BOYS habe ich mir dann aus fototechnischen Gründen aus der Nähe angesehen und auch wenn sie für gute Stimmung sorgen und ich mir das als privater Festivalbesucher nach ein paar Frühstücksbierchen wohl durchaus gut hätte anschauen können, können sie mich heute nicht abholen. Dafür steht aber gleich im Anschluss für mich das Tageshighlight auf dem Programm: FROG LEAP auf der "Mandora-Stage"!

Wer FROG LEAP schon einmal live erlebt hat, weiß, dass sie die Energie aus ihren Videos eins zu eins auf die Bühne bringen. Angeführt vom Kopf hinter dem Projekt, Leo Moracchioli, "vermetalt” die Band bekannte Songs und gibt ihnen so ein zweites Leben. Gleichzeitig heißt das auch, dass Besucher, die noch nie was von FROG LEAP gehört haben, mindestens eine Handvoll Lieder mitsingen können - für gute Stimmung ist also gesorgt. Am Mikro wird Leo dabei von Hannah Boulton unterstützt, welche auch stimmungsmässig ein absoluter Gewinn ist und trotz Regenwetter ansteckende gute Laune ausstrahlt. Dritter prominenter Musiker auf der Bühne ist Rabea Maassad an der zweiten Gitarre. Unterstützt wird das Trio von Tourmusikern und dem FROG LEAP Bunny – mal am Keyboard, mal in Boxhandschuhen.

Leider muss ich nach 'Eye Of The Tiger' schnell zur "Utopia-Stage" rüberrennen, um ein paar Bilder von KNOCKED LOOSE zu machen, aber zum Glück sind die Wege um diese Uhrzeit noch halbwegs leer und ich schaffe es, pünktlich zu 'Africa' wieder zurück zu sein und kann so auch noch 'Zombie' mitnehmen. Ein absolut gelungener Auftritt, der Spaß gemacht hat und zu dem sich zu meiner Freude auch reichlich Publikum eingefunden hat.

Setliste FROG LEAP: Ghostbusters (RAY PARKER JR. Cover); Dance Monkey (TONES AND I Cover); Eye Of The Tiger (SURVIVOR Cover); Get Ur Freak On (MISSY ELLIOTT Cover); I'm Gonna Be (500 Miles) (THE PROCLAIMERS Cover); Pokémon Theme (JASON PAIGE Cover); Killing In The Name (RAGE AGAINST THE MACHINE Cover); Africa (TOTO Cover); Zombie (THE CRANBERRIES Cover)

[Chris Schantzen]

Zurück zu den Überraschungsgästen. Als dritter Überraschungsgast steht KNOCKED LOOSE an. Obwohl diese Überraschung bereits ein paar Tage vor dem Festival geplatzt ist. Das leuchtende Kreuz, dass die Band auf Tour dabei hat, fehlt. Ansonsten gibt es eine typische KNOCKED LOOSE-Show. Auf der Bühne gibt es viel zu sehen. Die Bandmitglieder rennen umher, springen und machen Kicks. Sänger Bryan Garris wedelt dazu dann noch das Mikro umher, als wäre es ein Lasso und er ein Cowboy im wilden Westen. Im Publikum ist die Hölle los. Es gibt Crowdsurfing, mindestens drei Pits (zunächst klassische Moshpits, auf Aufforderung später Circle Pits) und sehr viel Headbanging im Publikum. Die Stimmung ist sehr gut und steigt den Auftritt über immer weiter, ich vermute jedoch, dass eine Club-Show mit KNOCKED LOOSE nochmal mehr Energie hat und ein ganz anderes Erlebnis ist. Da trifft es sich ja gut, dass die Jungs bald wieder durch Deutschland touren…

[Noah-Manuel Heim]

Nachdem mich des nächtens in einem Traum Marek Lieberberg, seines Zeichens Erfinder und langjähriger ehemaliger Veranstalter von Rock im Park, in ein FC Bayern-Trikot gekleidet wüst anschreit, ich möge mein Hinterteil gefälligst um 10:30 Uhr am Sonntagmorgen zum Zeppelinfeld bewegen, weil SPORTFREUNDE STILLER, der erste Very Special Guest ist, mache ich mich tatsächlich um kurz nach 10:30 Uhr auf, um den drei sympathischen Jungs  meine Aufwartung zu machen, obwohl mir noch BRUTALISMUS 3000 in den Knochen steckt. Marek hat auf wundersame Art und Weise wahrhaftig recht gehabt: Die SPORTFREUNDE STILLER spielen in echt auf! Im Anschluss geht es dann erst einmal zurück zum Auto. 

Nach einer längeren Sitz- und Schreib-Pause im Auto wackle ich also abermals den Kilometer von meinem Parkplatz beim Green-Camping zum Einlass, um MYLES KENNEDY zu sehen. Hier wird meine blendende gute Laune etwas getrübt - sagt mir doch derselbe Security-Mensch meines Vertrauens vom Vortag, dass heute Stoffbeutel ein Problem wären! Ich müsse entweder damit umdrehen oder meinen Kram herausnehmen und so tragen. Also nehme ich nach kurzer und erfolgloser Diskussion meine Pfandbecher und Teller sowie sonstigen Kram aus dem Stoffbeutel, entsorge ihn und stapfe zunächst ungeschickt beladen und wüst in meinen Bart fluchend von dannen. Wohlgemerkt: An den zwei Tagen vorher war der Beutel überhaupt kein Problem! Daran sind sicher die Bengalo-Zündler im SDP-Publikum schuld. Pseudo-Hip Hop ist halt doch doof! Grimmiges Scherzle.

Ich stolpere dann also wieder mal bei Regen auf dem "Mandora-Gelände" ein. "Stolpern" ist in dem Fall wörtlich gemeint, da die unangenehmen Schlammstellen mit Stroh getrocknet werden, das eine etwas unebene Bodenoberfläche ergibt. Aber trocken ist in jedem Fall besser, als schlammig, alles gut! Auch MYLES KENNEDY ist gut, um zur Musik zu kommen. Dessen, einmal mehr vor der "Mandora-Stage" hervorragend ausgesteuerter Blues Rock inklusive von ihm grandios vorgetragener Slide-Guitar macht herrlichen Spaß und lässt den blöden Regen sowie den "Stoffbeutel-Incident" schnell vergessen. Ich höre und sehe noch zwei Drittel des Gigs, dessen Setliste neun Songs enthält. Deren sechs stammen vom aktuellen Album "The Art Of Letting Go", zwei von "The Ides Of March", und 'Devil On The Wall' von "Year Of The Tiger". Myles' tolle Stimme ist mir in der Hauptsache von den Auftritten und CDs mit SLASH bekannt, ich bin heute aber dennoch sehr angetan vom ausschließlich dargebotenen altmodischen, country-beinflussten, bluesigen Hardrock, der das anwesende Publikum trotz des ständigen Regens gut abholen kann. Randnotiz: Myles sieht heute in seiner abgenutzten Lederjacke und der blaugetönten Brille ein bisschen aus wie ein Klon aus den Genen von Steven Tyler von AEROSMITH und dem Schauspieler Matt Dillon.

Setliste MYLES KENNEDY: The Art Of Letting Go; Nothing More To Gain; Devil On The Wall; Mr. Downside; Behind The Veil; Miss You When You#re Gone; Get Along; In Stride; Say What You Will

[Timo Reiser]

Auf der "Utopia-Stage" gibt es mit WEEZER ganz klassischen Rock. Der Bassist und beide Gitarristen singen. Seichte, ruhige Rockmusik. Richtig gut, um von dem ganzen Festivaltrubel ein wenig runterzukommen. Sich eine Bratwurst zu holen, kurz was zu essen und nebenbei im Takt mitwippen. Mehr aber auch nicht. Deshalb schaue ich rüber auf die "Mandora-Stage", dort steht nämlich POPPY an.

Die Künstlerin betritt gemeinsam mit drei schwarz gekleideten und in Sturmmasken gehüllten Instrumentalisten die Bühne. Das jedoch erst, nachdem ein merkwürdiges Intro vom Band lief. Sie startet das erste Lied und ich bewundere erneut die Stimme. So wie es klingt KANN sie nämlich ordentlich singen und screamen. Das Ganze wird mit Effekten aber nochmal ordentlich verfremdet. Die meisten Lieder gefallen mir nur leider nicht, da diese oft sehr repetitiv ausfallen. Manche Ausnahmen gibt es aber. 'Cost Of Giving Up' finde ich beispielsweise wieder ok. Nachdem es aber auch hier spontan heißt, dass doch keine Fotografen zugelassen sind und mein POPPY-Kontigent für einen Tag schon wieder mehr als erfüllt ist, schaue ich dann nach ein paar Liedern aber auch schnell weiter.

Zum Beispiel auf die Hauptbühne zu A DAY TO REMEMBER. Hier gibt es endlich mal wieder good old Metalcore – wo ich ja sonst fast nur auf Metalcore-Konzerten unterwegs bin... Noch dazu haben die Amerikaner die ganze Palette an Showeffekten mitgebracht: Konfetti, Pyro, CO2 – sogar T-Shirt-Kanonen und A DAY TO REMEMBER-Beachballs gibt es. Sänger Jeremy McKinnon spricht zwischen den Songs regelmäßig zum Publikum und das, obwohl er einmal sogar verspricht, weniger zu reden und mehr Musik zu machen. Aus diesem Versprechen wird jedoch wenig. Wenn aber mal ein Lied gespielt wird, dann geht es in der Menge richtig ab. Ich stehe beispielsweise plötzlich zwischen zwei großen Circle Pits. Crowdsurfing und Co. Gibt es aber natürlich auch. Hier kann man sich nochmal richtig auspowern!

[Noah-Manuel Heim]

Die Tatsache, dass bei POPPY keine Fotografen zugelassen sind, trifft uns im Media Center alle sehr unerwartet. Wir sind schon alle in unsere Bühnengrabenwesten gekleidet und bereit in den Nieselregen aufzubrechen, als die spontane Ansage kommt, dass POPPY doch keine Fotografen zulassen würde, obwohl es vorher von ihrem Management die konträre Aussage gegeben hat. Auch wenn ich dahingehend aus musikalischen Gesichtspunkten jetzt kein großes Bedauern verspüre, ist dieses zweifelhafte, divengleiche Verhalten trotzdem doppelt ärgerlich. Einerseits bietet POPPY mit ihren extravaganten Outfits natürlich ein tolles Bildmotiv, andererseits – und das wiegt in diesem Fall deutlich schwerer – ist es mir durch die Kurzfristigkeit der Absage nicht mehr möglich, eine der beiden Sängerinnen zu sehen, die ich ansonsten sehr gerne gesehen hätte. Daher will ich es mir nicht nehmen lassen, und MIA MORGAN und LØLØ zumindest einen kleinen Shout-Out dalassen.

Da A DAY TO REMEMBER auch nur eine Handvoll Fotografen zugelassen hat, hat sich bei mir jetzt eine spontane Pause ergeben, in der ich dann endlich mal diese veganen Penne Bolognese probieren konnte – und ich wurde nicht enttäuscht.

[Chris Schantzen]

Ein längeres Herumstromern zwischen den beiden großen Bühnen ergibt, dass WEEZER wieder einmal großartig (Noah hat in den 90ern noch Brei gegessen...), Poppy zu dünn und zu stark geschminkt ist und sowieso komische Musik macht, neben der neuen alten Einsicht, dass der meiste Metalcore, so auch A DAY TO REMEMBER, nicht so meins ist. Jetzt ist FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS auf der Hauptbühne für mich angesagt. Der Singer/Songwriter, von dem man weiß, dass sein erstes Album "Killers" von IRON MAIDEN war und er privat ein Metalhead ist, erweist sich mit seinem Folk-, Gitarren- und Punkrock-Programm als weiterer Leckerbissen des diesjährigen RiP-Festivals für mich. Ich bin so froh, über Noah Vorschlag, mir die Band doch einmal anschauen, wenn es zeitlich passt. 

Der wunderbar erdig tönende Sound, irgendwo angesiedelt zwischen den DROPKICK MURPHYS, den POGUES, BRUCE SPRINGSTEEN & THE E-STREET BAND sowie diversen Oldschool-Punkrock-Bands und ein bissel Gitarrenpop erweist sich am heutigen Tag als wahre Wonne, als strahlender Lichtblick für ältere Festivalbesucher, sozusagen als Balsam für die Seele! Das rockt richtig, klingt herrlich retro auf moderne Art und Weise und die Musiker sehen alle aus, als ob sie hauptberuflich in einem Pub bedienen, und in ihrer Freizeit bei FRANK TURNER auf der Bühne alles aus sich und ihren Instrumenten herausrocken.

Die Band hat in der 15 Songs umfassenden Setliste für das rund einstündige Konzert, so vermute ich als bisher Unkundiger, alle von den SLEEPING SOULS abgedeckten Stilrichtungen und Songstimmungen berücksichtigt. Frank ist wieder so ein geiler Typ, der das Publikum zwischen den Songs mit seinen Erzählungen unterhält, motiviert und fasziniert. Ja, man erfährt viel während seines ungezwungenen Geplappers. Die Band habe in den letzten 15 Jahren beispielsweise über 3000 Konzerte gegeben, seine einundsiebzigjährige Mutter springe mit, wenn sie Gigs ihres Sohns besucht (... man solle sich also nicht so anstellen), Ingo Donot sei sein Freund, und er selbst spräche sehr gut Deutsch! 

Damit gibt er ziemlich an, bezeichnet seine Sprachkünste im Spaß mehrfach als "perfekt”! Die ersten Ansagen spricht er komplett in unserer Sprache, danach fällt er manchmal noch ins Englische. Der Anfang eines Liedes wird beispielsweise auf deutsch vorgetragen, Ingo Donot hätte ihm das mal übersetzt. Nach 60 Minuten geht der für mich drittbeste Gig des Festivals zu Ende, und ein vermutlich im Rentenalter befindlicher Mann sagt vor mir am ersten Wellenbrecher zu seiner Frau: "Das war mal richtig klasse!" Nur schade, dass sich relativ wenige Festivalbesucher vor der "Mandora-Stage" eingefunden haben. Diejenigen, die da sind, haben FRANK TURNER & die SLEEPING SOULS aber gebührend gefeiert!

Setliste FRANK TURNER & die SLEEPING SOULS: If Ever I Stray; Try This At Home; Never Mind The Back Problems; Photosynthesis; No Thank You For The Music; Girl From The Record Shop; 1933; Be More Kind; The Ballad Of Me And My Friends; Do One; Recovery; I Still Believe; Polaroid Picture; Get Better; Four Simple Words

Chris, Noah und ich treffen uns nach den ersten drei Liedern von BIFFY CLYRO am Riesenrad auf dem Zeppelinfeld und machen ein Gruppenfoto, um euch beweisen zu können, dass wir auch wirklich da waren. Nach kurzem Austausch geht jeder wieder seiner Wege: Noah bleibt bei den ganz nett aufspielenden Schotten, während Chris mit den Kameras vor dem aufkommenden Nieselregen ins Media Center flüchtet. Ich begebe mich unterdessen vor die "Mandora-Stage" ins Publikum, betrete das Gelände abermals pünktlich zu den ersten Tönen und muss wieder die nervige Schieberei an den "Spanischen Wänden" vorbei über mich ergehen lassen, während die Politpunker FEINE SAHNE FISCHFILET aus Thüringen mit dem Titeltrack ihres am Freitag auf Platz 1 der deutschen Charts eingestiegenen neuen Albums ihr fulminantes Set beginnen: 'Wir kommen in Frieden'.  

Diese Band will ich schon seit Jahren mal live sehen, jetzt klappt es endlich. Als ich nach einigen Minuten uneingeschränkte Sicht auf die Bühne habe, stelle ich fest, dass das Gelände bereits rappelvoll ist. So mache ich mich unter vortrefflicher Beschallung mit 'Zurück in unserer Stadt' und dem schon legendären Punkrock-Partykracher 'Alles auf Rausch' nach vorne auf. Der Songtitel ist Programm, die Band spielt sich und das Publikum in der Tat in einen musikalischen Punkrock-Rausch, der erst nach 'Diese eine Liebe', '15 Jahre' vom neuen Album und dem auf die Heimatstadt der Band bezogenen 'Geschichten aus Jarmen' mit der neuen, sehr emotionalen Ballade 'Haut an Haut' endet. Diese hat "Monchi", alias Sänger Jan Gorkow seiner neugeborenen Tochter gewidmet. 

Inzwischen ist das Wetter wieder regnerisch und ich stehe jetzt am seitlichen Rand des vorderen Bereichs neben drei älteren Frauen, bei denen alle Dämme brechen, als Monchi das Lied in einem kleinen emotionalen Ausbruch unter Tränen ansagt: Alle drei liegen sich in den Armen und heulen vor Rührung! Mit jedem Lied wird das Getröpfel nun mehr zu Regen, der Himmel über dem Festivalgelände nimmt immer schwärzere Farbtönungen an und mit jeder weiteren flotten Nummer wird deutlicher: Das hier ist ein Abriss der ersten Güteklasse! Das Publikum dreht in Circle-Pits am Rad, jeder brüllt irgendwie mit. Der Koloss von einem Sänger steht ebenfalls im Regen auf dem Laufsteg und lässt sich durchnässen. Die anderen Fischfilets musizieren super, speziell der Trompeter Max Bobzin hat bei mir als Ska-affinem Punkrock-Fan natürlich stets einen Stein im Brett! Bei 'Wo niemals Ebbe ist' trötet er auch wieder in tragender Rolle, und alle singen mit: "Wir leben da, wo niemals Ebbe ist, du fehlst mir doch so sehr.” 

Stimmung at it's best, genau so muss das sein! Ab jetzt spielen die fünf Jungs nur noch flotte Punkrocknummern und die Energie bricht sich in riesigen Circle-Pits auf dem inzwischen schlammigen Gelände Bahn. Monchi steuert das Ganze im bei den letzten Liedern endgültig strömenden Regen. Man sieht ihm seinen Adrenalinpegel an, als er aufgekratzt sagt: "Davon erzählen wir zuhause. Das geht als "Die Schlammschlacht von Rock im Park" in die Annalen ein”. Den absoluten Knaller bringt die Band, als der Sänger von ihrem Chart-Einstieg auf Platz 1 erzählt. Sie hätten das in den letzten beiden Tagen bereits ausgiebig gefeiert und beschlossen, den Preis jemandem zu geben, der das Album gekauft hat. Und so kommt es, dass plötzlich eine völlig perplexe junge Frau auf der Bühne steht, der Monchi ohne Witz die originale, durchsichtige Deutsche Charts-Skulptur überreicht!

Endlautstärke erreicht, das Publikum dreht völlig am Rad. Die Thüringer spielen nun den letzten Song 'Wir haben immer noch uns'. Jubel, Nässe, Schlamm, Glücksgefühle, alles dies empfinden wohl die meisten im Publikum, als die Band von der Bühne geht. Sie kommt noch zu einer Zugabe zurück, und das Gelände wird zum Schluss meines zweitbesten Gigs des diesjährigen Festivals in Nürnberg mit Monchi in der Mitte des Circle Pits und dem Gassenhauer 'Komplett im Arsch' vollends abgerissen. Auch wenn man im Nachhinein reflektierend eine gewisse Dramaturgie nicht leugnen kann: Ganz, ganz groß!

Setliste FEINE SAHNE FISCHFILET: Wir kommen in Frieden; Zurück in unserer Stadt; Alles auf Rausch; Diese eine Liebe; 15 Jahre; Geschichten aus Jarmen; Haut an Haut; Zuhause; Kiddies im Block; Wo niemals Ebbe ist; Grüße ins Neandertal; Komm mit aufs Boot; Wenn's morgen vorbei Ist; Manchmal finde Ich dich scheiße, Wir haben Immer noch uns; Zugabe: Komplett im Arsch

[Timo Reiser]

Freut mich, dass du bei FSF so viel Spaß hattest, Timo! Ich möchte an dieser Stelle aus Transparenzgründen nur kurz erklären, warum es von der Show keine Bilder gibt, obwohl beim Blick in den Zeitplan eigentlich reichlich Zeit zu sein scheint, nach unserem Gruppenfoto noch den Fotograben an der "Mandora-Stage" zu erreichen.

Bei allen Acts, die Fotografen zugelassen haben, war es ausreichend, sich 10 Minuten vor Showbeginn am Eingang zum Fotograben anzufinden, seine Grabenweste in Empfang zu nehmen und eventuelle spezielle Einweisungen zu bekommen. Das Management von FSF hat kurzerhand all diese Regeln über Bord geworfen, so dass der Treffpunkt 25 Minuten vor Showbeginn im Media Center sein musste um über spezielle Wege mit Security außerhalb zur Bühne gebracht zu werden. Dies war dann zeitlich nicht mehr machbar, nachdem ich bei BIFFY CLYRO aus dem Graben gekommen bin. Gründe für diese nicht nachvollziehbaren Änderungen wurden von Managementseite keine genannt...

[Chris Schantzen]

Kommen wir zu meinem persönlichen Highlight des Festivals und dem Headliner des letzten Tages: BRING ME THE HORIZON. Für das volle Erlebnis versuche ich so nah an die Bühne wie möglich zu kommen. Das scheitert jedoch recht schnell an der puren Masse Leuten, die dicht aneinandergedrängt, wie Sardinen in der Büchse im vordersten Bereich stehen. Dann geht es auch schon los. Die ganze Show ist wie eine Art interaktives Musical gestaltet. Am Anfang und zwischen Songs werden Videosequenzen gezeigt, die geschickt Animationen und Live-Videos mit Effekten miteinander verbinden. Mit diesen Videosequenzen wird die Geschichte des Auftritts erzählt.

Die "KI E.V.E." versucht im Auftrag eines Großkonzerns das Forschungsprojekt "NeX GEn" durchzuführen, mit welchem die Menschheit die nächste Stufe der Evolution erreichen soll. Die Studienteilnehmer? Die Menge hier bei Rock im Park. Diese soll während dem Konzert observiert werden, doch ganz gefahrlos ist das nicht... Ein anderes Forschungsobjekt ist ausgebrochen und attackiert nun das Konzert! Mit 'Kool-Aid' kann das Monster jedoch besiegt werden. Es regnet Asche und die Bühne ist eine Weile schwarz. Auf den Ruinen folgt 'Shadow Moses' (natürlich inklusive allseits beliebter "Sandpit Turtle") und ein OASIS-Cover. Dann schaltet sich noch eine Rebellenfraktion ein, die ein Problem mit "NeX GEn" hat und aufdecket, dass "E.V.E." gar keine guten Absichten hat, sondern die Menge "sezieren" will. 

Also laden sie einen Virus hoch und sabotieren die finsteren Machenschaften des zum Gegner erklärten "NeX GEn" damit. Mit 'Kingslayer' entfaltet der Virus seine Wirkung. "E.V.E.", nun sichtlich angeschlagen, braucht einen Freiwilligen zum Erheben von Gesangsdaten. Bei Rock am Ring wurde dafür tatsächlich jemand aus der Menge erwählt, im Park jedoch hat Oli bereits jemanden Backstage in der Hinterhand. Einen gewissen Günther Nichols, ich kenne den jedoch nicht, vielleicht doch ein vorselektierter Fan... Gemeinsam singen sie 'Antivist'. Danach kommen ein paar Lieder, für die die Story kurz pausiert wird. Gut, "E.V.E." muss sich schließlich erstmal wieder erholen. 

Beim vorletzten Song 'Drown' geht die Story aber weiter. "E.V.E." dreht durch, aber die Rebellenfraktion hat die Lösung: Nur mit Frieden, Liebe und so weiter kommen wir ins "Utopia". Das muss jedoch auch zuerst mit einem besonderen Gerät von Oli während des Lieds gemessen werden. Dafür geht er in den Graben vor der ersten Reihe, wird von Fans umarmt und der eine oder anderen mehr oder weniger guten Sänger der ersten Reihe kann mit ihm ein Duett anstimmen. Ganz zum Schluss gewinnen natürlich die Guten und "E.V.E." wird besiegt.

Das ganze Konzert ist wahnsinnig aufwendig produziert. Nicht nur die oben bereits erwähnte Kombo aus Animationen und Live-Video, sondern auch Pyrotechnik, CO2, Konfetti und Laser kommen zum Einsatz. Doch so genau kann ich mir das alles gar nicht anschauen, denn währenddessen ist im Publikum die Hölle los. Es gibt tonnenweise Crowdsurfer, einige Pits und natürlich wird viel mitgesungen. 

Grandiose Stimmung also auf der Bühne und im Infield. Meine einzigen Kritikpunkte sind ein schlechter Mix und der Fakt, dass ich eigentlich kein großer Fan der neueren BRING ME THE HORIZON-Alben bin. Aber mit einer derart grandiosen Umsetzung kann ich – zumindest live – wirklich nichts dagegen sagen. Ein paar Lieder von "Sempiternal" und "Thats The Spirit" sind zum Glück ja auch beigemischt.

Setliste BRING ME THE HORIZON: DArkSide; MANTRA; Happy Song; Teardrops; AmEN!; Kool-Aid (Riser Screens unveiled); The Best Is Yet To come; Shadow Moses; Wonderwall; Itch For The Cure (When Will We Be Free?); Kingslayer; Antivist; Follow You; LosT; Can You Feel My Heart; Doomed; Drown; Throne

Ich gehe zurück ins Hotel. BOSTON MANOR hätte mich noch interessiert, aber dann müsste ich jetzt erst nochmal fast eine Stunde Zeit rumbringen. Die investiere ich dann lieber in meine zu weiche Matraze. Doch Timo hat noch was von THE PRODIGY und anderen Electronic-Künstlern auf Rock Im Park zu erzählen…

[Noah-Manuel Heim]

Timos Elektronic-Shop (mit TOCOTRONIC-Regal)

Ab und an habe ich genug von Gitarrensound und interessiere mich vorübergehend für elektronische Klänge, wie zum Beispiel jene von Jean-Michel Jarre. Nach Durchhören von kurzen Stichproben-Songs der diesjährigen Rock-im Park-Acts beschloss ich ziemlich früh im Vorfeld des Festivals, mir BRUTALISMUS 3000 anzuschauen, weil mir die emotionale, überraschend textbasierte, aber dennoch knallharte Hardcore-Techno-Musik dank ihrer durchaus vorhandenen Melodien zusagte. So kam eins zum anderen und schlussendlich habe ich dieses Jahr, man glaubt es kaum, alle drei reinrassigen Dance-Acts des Festivals gesehen, weshalb ich hier zusammenfassend über alle drei schreibe.

Der BRUTALISMUS 3000 ist bereits am Samstagabend von 00:50 Uhr bis 02:00 Uhr morgens in der Halle dran. Ob der Hardcore-Techno-Act wirklich so angesagt ist, oder ob die Tatsache, dass es sich um die letzte "Band” des Tages handelt, den Ausschlag gibt: In jedem Fall ist die Halle gestopft voll! Ich bin bereits zum Hardcore Act STRAY FROM THE PATH indoor, weil ich eine schnelle Überfüllung aufgrund von nächtlichem Regen befürchte. Die New Yorker Hardcore-Gesellen halten mich mit ihrer sehr modernen Interpretation dieser Musikrichtung jedenfalls wach. Jau, meine Erwartungen werden erfüllt: blitzsauberer, klarer elektronischer Sound bei mit Abstand größter Lautstärke aller von mir erlebten Acts des Festivals! Das ist heftig! Die beiden Berlin-Neu-Köllner Brutalisten Victoria Daldas und Theo Zeitner mischen die vollgestopfte Halle mit ihren zusammengemixten Tracks richtig gut auf. Ich war ja noch nicht auf vielen Techno-Veranstaltungen, aber der Innenraum und vor allem der oberste dritte Rang unter der Decke tobt mit einigen Abstufungen durchgängig 70 Minuten lang!

Ich habe viel Spaß, auch wenn ich mir gleich anfangs unbedingt Gehörschutz einführen muss, das ist dann doch "too much" für meine zarten Öhrchen. Victoria hopst die ganze Zeit in ihrem leuchtend weißen, weiten Trainingsanzug wie ein Gummiball auf der Bühne um das mittig aufgestellte, riesige DJ-Pult herum, wenn sie sich nicht gerade mit Theo bespricht. Dieser hat die ganze Zeit mehr Knöpfchen zu drehen und zu drücken, als man meinen sollte.  Ein Kameramann rennt ebenfalls zwischen den Beiden auf der, durch die blitzenden und blinkenden Scheinwerfer hell erleuchteten Bühne herum und sendet seine verwaschenen, farblich verfremdeten Bilder an den Screen im Bühnenhintergrund. Die Setliste betreffend bin ich sehr zufrieden, erkenne ich doch mindestens vier bis fünf Tracks, die ich im Vorfeld angehört habe, vor allem 'Romantika', 'Satan Was A Babyboomer', 'Europaträume' und ganz zum Ende des Gigs mein Lieblingsstück von den beiden 'Die Liebe kommt nicht aus Berlin'. Wer sich jetzt wundert: Ja, das sind die Top 4 der weltweit angesagten und auftretenden Brutalisten beim Streamingdienst mit dem grünen Punkt.

Was THE PRODIGY betrifft, stand zu Beginn der 90er Jahre der Breakbeat am Anfang! Die Elektro-, Acid House-, Techno- und eben Breakbeat-Helden jenes Jahrzehnts stehen zu Recht ziemlich am Schluss des diesjährigen Programms auf der "Mandora-Stage" und bekommen satte 75 Minuten Spielzeit. Diese füllen Mastermind Liam Howlett, verantwortlich für die Bedienung der Keyboards und Synthesizer sowie die gesamte Musikprogrammierung, und sein Sidekick Maxim Reality als verbliebene Gründungsmitglieder, inklusive einem Schlagzeuger, mit allen Hits, die THE PRODIGY ausmacht. Ich zumindest vermisse in dem fast ununterbrochenen Mix aus 16 "Themen" der Band keines, das ich kennen würde. Ich habe mir den Begriff "Themen” ausgesucht, weil es definitiv nicht die vollständigen Tracks sind. Das enttäuscht mich an manchen Stellen des eigentlich famosen Sets etwas, zum Beispiel gerade die Signature-Tracks 'Firestarter' und 'Out Of Space' werden nur in kurzen Ausschnitten angespielt. 

Beim erstgenannten Song blendet man die dunkel geschminkten Augen des verstorbenen Enfant terrible von THE PRODIGY, Keith Flint im elektronischen Bühnenhintergrund ein. Ansonsten wird hier mit Licht und Lasern nicht gekleckert, sondern protzig geklotzt. Der dunkel bewölkte nächtliche Himmel über dem Festivalgelände wird von unten her ständig mit abwechselnd blauen, roten und grünen Laserstrahlen gekitzelt, die Bühne ist eine einzige opulente, blitzende und blinkende Lightshow. Maxim Reality empfinde ich noch genauso hölzern, und eigentlich belanglos agierend, während er seine Textfetzen und Vocal-Lines runterspult, wie schon 1997. Ich durfte die Band damals mit DAVID BOWIE auf dessen Go Bang Festival-Tour in Offenbach schon einmal sehen. Der Sänger stakst überwiegend in seinem Fantasy-Warrior-Lederoutfit mit weiß hervorgehobener Augenpartie umher, schreit und singt, was halt so zu den Songs gehört und animiert mit überwiegend abgeschmackten und belanglosen Floskeln das Publikum, wie "You are my people" oder "This is yours, come on!" Musikalisch aber, das sei festgehalten, ist der Gig Lautstärke, Sound und Licht-Inszenierung betreffend das volle Brett! Über die Videoscreens ist ab und an auch die Synthesizer-Schaltzentrale von Liam Howlett zu sehen. Da gilt wohl im Vergleich zu vielen DJs nach wie vor "Viel hilft, viel!". Die ganzen "Keyboard- und Mischpultschiffe" sehen für Laien wie mich schon überaus beeindruckend aus. Fazit: Geiler Gig! Ich kann trotz geschundener Knochen noch etwas abwackeln, zum Vergessen der Schmerzen in den Füßen hat es gut gereicht. Es ist schön, THE PRODIGY nach so vielen Jahren in diesem tollen Rahmen noch einmal zu sehen. Gerne wieder!

Setliste THE PRODIGY: Voodoo People; Omen; Light Up The Sky; The Day Is My Enemy; Firestarter; Roadblox; Poison / Badass Fill; No Good (Start The Dance), Their Law; Breathe; Get Your Fight On; Invaders Must Die; Zugaben: Smack My Bitch Up; We Live Forever; Take Me To The Hospital; Out Of Space

Aller guten Dinge sind drei, so sagt man. Daher begebe ich mich nach überraschender Reflektion meines noch guten Wachheits- und Fitnessstandes nach THE PRODIGY verwegen noch in die Halle, wo ich mir einen schicken Sitzplatz im dritten Stock suche und mir zunächst noch TOCOTRONIC anschaue. Die Band wurde übrigens nach einem japanischen "Gameboy”-Vorgänger benannt. Joa, "Hamburger Schule", 90er-Indie halt. Ziemlich retro ohne viel Frische, aber dennoch gut anzuhören. Diese Musik musste ich bei meinen WG-Mitbewohnern, von denen einer aus Hamburg kam, Ende der 90er ständig aushalten. Hat lange gebraucht, aber heutzutage kann ich den etwas verkopften Intellektuellen-Punkrock mit seinen epischen Melodien ganz gut verkraften. Die Band hat Bock, Dirk von Lowtzow ist gut drauf und hat das Publikum mit seinen augenzwinkernden, selbstironischen Ansagen gut im Griff. Ich finde besonders witzig, dass er sich über die der Band häufig vorgeworfene jammernde Problemorientierung selbst lustig macht (unter anderem: "Jetzt kommt schon wieder ein Protestsong!"), cooler Move! Am Ende hat es mich sehr gefreut, die alten Hits, das waren sie dann doch irgendwann einmal für mich, noch einmal live zu hören.

Setliste TOCOTRONIC: Freiburg; Digital ist besser; Die Welt kann mich nicht mehr verstehen; Aber hier leben, nein danke; Sie wollen uns erzählen; Hi Freaks; Denn sie wissen was sie tun; Ich tauche auf; Golden Years; Let There Be Rock; Ich bin viel zu lange mit euch gegangen; Drüben auf dem Hügel; Das Geschenk; Explosion

Wie auch immer, das Warten auf "ELECTRIC BASSBOY", also ELECTRIC CALLBOY, die ihren Lärm in DJ-Manier ausschließlich elektronisch auf ihr Publikum einprasseln lassen, hat sich bedingt gelohnt. Schön, so etwas Exklusives hier sehen zu dürfen, jedoch kann ich mit dem heftigen Bassgewaber und dem verwaschen "auf die Fresse klatschenden", rifforientierten Elektrosound deutlich weniger anfangen, als mit den musikalischen Erzeugnissen der beiden Vorgänger in diesem Artikel. Deren Musik ist filigraner und weitaus mehr ausgearbeitet. Ich erkenne auch in der Tat kaum Lieder, obwohl fast alles Cover-Versionen sind, was aber auch an meiner jetzt doch massiv einschießenden Müdigkeit liegen wird. 

Das scheint vielen so zu gehen, ich erkenne im Publikum nicht die massiven Tanz-Eruptionen, wie bei BRUTALISMUS 3000. Auf allen verfügbaren Flächen im Bereich der Sitzplätze stehen dennoch begeisterte Fanjünger in ELECTRIC CALLBOY-Shirts, die ihre Popos zu den heftigen Rhythmen nach allen Regeln der Kunst fettverbrennend wackeln lassen. Enorme Energie versprühen die vier oder fünf Callboys auf der Bühne durchaus, das muss ich ihnen attestieren. Für wirkliche Begeisterung reicht es zur heutigen frühen Morgenstunde jedoch bei mir nicht mehr aus. Daher begebe ich mich um kurz nach halb zwei, etwa 25 Minuten vor Ende des Sets, bereits auf meinen letzten Heimweg zurück zu meinem Campingplatz. Das KIZ-Zeuch auf der "Mandora-Stage" bekomme ich nicht mehr mit, die waren schon um 01:00 Uhr durch. Somit sind die "elektrischen Lustknaben" der letzte Act meines Rock-im-Park-Erlebnisses. Fast erschreckend, aber wahr!

Setliste ELECTRIC CALLBOY: (Ausschließlich Coverversionen): Pump It; Dear Maria, Count Me In; Rollin'; Mr. Brightside; All The Small Things; Wait And Bleed; Elevator Operator; Can You Feel My Heart; Enter Sandman;  Song 2; (Unknown); Wonderwall; Tekkno Train; Welcome To The Black Parade; Face Down; Numb; Everytime We Touch; Toxicity; Raining Blood; Bodies; RATATATA; Duality; We Got The Moves

[Timo Reiser] 

Fotocredit: Chris Schantzen

Hier geht es zum "Fazit"

Redakteur:
Noah-Manuel Heim

Login

Neu registrieren