RELOAD FESTIVAL 2025 - Sulingen

18.09.2025 | 00:34

14.08.2025, Festivalgelände "Im langen Lande"

Familienfest der lauten Art.

Samstag

Der dritte Tag fängt mit dem Besuch einer guten, alten Freundin an: der Wolkendecke!

Schön, dich zu sehen! Nimm dir ein Bier, was verschlägt dich in diese Gegend? Natürlich darfst du dich ein paar Stunden zu uns gesellen!

Und so starten wir den dritten und letzten Reload-Tag recht früh mit einem guten Frühstück, Kirmeskind René und dem Schaufelradbaggerverleih.

Was? Davon habt ihr noch nie gehört? Dann ist euch der erste Gig der Plaza-Stage und damit ein absoluter Gute-Laune-Volltreffer durch die Lappen gegangen, denn die FROG BOG DOSENBAND sorgt bei sehr viel Publikum für diese frühe Stund' für Lächeln, Lachen und Polonaisen quer über das Gelände.

Ach übrigens, die Veranstalter haben sich für den Samstag etwas sehr Feines ausgedacht und Ostern vorgezogen. Denn eine gewisse Anzahl von schwarzen Geschenken wurde vor den Bühnen versteckt und so haben sich einige Glückliche über sehr nette Gesten freuen dürfen! Beide Daumen hoch.

Während die Comedy noch Einzug in unseren Lachmuskeln hält, sorgt ABANDONED IN DESTINY sowie direkt danach AVRALIZE auf der großen Bühne für passende Untermalung. Sowohl der cineastische Core-Rock aus Braunschweig als auch die etwas metallischere Core-Abteilung aus Rottweil kommen beim Publikum recht gut an. Aber man sieht allmählich die Müdigkeit in allen Anwesenden, obgleich dies sowohl der Stimmung als auch der großen Vorfreude auf die dicken und dickeren Fische im heutigen Line-Up-Teich keinen Abbruch macht. 

Weiter im Text geht es mit WATCH OUT STAMPEDE, Post-Hardcore aus Bremen, die für ordentlich Betrieb vor der großen Bühne sorgt. Auch wenn das letzte Feuer noch nicht ganz entfacht werden will – verständlich um die Mittagszeit und zwischen dem ersten und dritten Bier – kommt langsam wieder Bewegung in die Zuschauermenge. Hierfür sorgen auch die Musiker von SHORELINE, die dem stark core-lastigen Treiben heute eine deftige Prise Emo Punk hinzufügen. Schlecht klingen die Töne aus Münster jedenfalls nicht, was auch die BLOOD COMMAND-Truppe anerkennen muss, die danach die große Bühne beehrt.

Doch diesmal lassen wir den Core einmal in der Tasche und widmen uns einzig und allein norwegischem Punk Rock, der bewegt, fesselt und Bock macht, ehe TURBOBIER mit ähnlicher Marschroute um halb drei die Plaza-Stage entert. Wenn jemand für Stimmung sorgt, dann ist es Marco Pogo, der ab Sekunde eins das Publikum fest im Griff hat. Kalt wie eine Hundeschnauze gehen die Gerstensäfte reihenweise durch Mark und Bein, das ist bei Songs wie 'Fuaßboiplotz' oder auch 'Feuerwehrfestl' durchaus fein.

Auf RISE OF THE NORTHSTAR habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut, spricht doch a) jeder Zweite aktuell von der Band und habe ich selbst b) selbige noch nie live gesehen. Also machen wir uns selbst ein Bild vom Rap(p) Metal aus Paris und meine Herren, der hat Wucht, Dynamik und so viel Euphorie in den Gliedmaßen, dass die Franzosen die bisherige Zuschauermarke an diesem Tag knacken. Sehr geil und stimmungsvoll, wie auch Songs wie 'One Love' oder das Abschlussduo 'Rise' und 'Again And Again' beim Publikum ankommen. 

Danach gibt es brutalen, punktgenauen und in sämtliche Hintern tretenden Death Metal aus Südamerika. Mit Sängerin Fernandra darf ich auch kurz nach dem Auftritt sprechen und ihr Strahlen spricht wohl allen Anwesenden aus der Seele.

Die Sonne zeigt sich wieder von ihrer gemütlichen Seite, hier und da ein paar Quellwölkchen und hundsgemeine Töne von CRYPTA, die das Feuer auf der Plaza-Stage entfachen. Brocken der Marke 'The Other Side Of Anger' und 'Possessed' sprechen Bände! 

Direkt ein Shirt der sympathischen Truppe geordert und weiter geht es mit FIT FOR A KING. Und während sich dieses schmucke, sympathische Festival langsam aber sicher in den wohlverdienten Feierabend verabschiedet, sorgt der christliche Metalcore aus Texas für sehr viel Gefallen vor der großen Stage.

Doch bevor das Treiben an einem Höhepunkt ist, muss man sich nach 40 Minuten auch schon wieder verabschieden und findet bei den wohl perfektesten Temperaturen dieses langen Wochenendes mit CRYSTAL LAKE auf der Plaza-Stage eine Band, die sich stilistisch sehr gut mit den Texanern zuvor messen lassen kann. Auch hier herrscht wieder reges Treiben vor der Bühne. Das Publikum bringt Bewegung herein, während die Japaner mit 'Crossing Nails' und 'Watch Me Burn' umherwüten und den Mund extrem wässrig machen für das, was nun auf der großen Stage kommt.

Wieso auch immer, doch dies ist mein erstes Mal, dass ich die gut gelaunten Jungs von DONOTS einmal live sehe.

Jahrelang gingen sie mir durch die Lappen, aber heute um kurz nach 18 Uhr ist es soweit und wie viele andere weiß ich Brecher wie 'Auf sie mit Gebrüll' oder 'Dead Man Walking' sehr zu würdigen.

Dass die Stimmung bei den Hits 'Eine letzte letzte Runde' und dem TWISTED SISTER-Cover 'We're Not Gonna Take It' beinah überkocht ist genauso obsolet zu betonen wie die gewaltige Spielfreude, die Ingo und Co. Heute an den Tag legen. 

Eine Live-Band durch und durch gibt sich heute die Ehre und weiß ebenso wie nun AUGUST BURNS RED auf der kleineren Bühne vollends zu überzeugen. Selten war ein Bandname passender als dieser an diesem Wochenende und einmal mehr sorgt eine Metalcore-Band dafür, dass der heilige Sulinger Boden erbebt.

Der Sound drückt wie eh und je wie Bolle, diese wie auch alle anderen Truppen sind mehr als engagiert und motiviert bei der Sache und wenn sowohl auf als auch vor der Bühne über beide Wangen gestrahlt wird, dann kann man nur von einer gelungenen Line-Up-Zusammenstellung sprechen. 

Zugegeben, langsam werde auch ich am dritten, vierten Tag des Bieres müde und da auch ich nicht mehr der Jüngste bin, merke ich die leicht aufkommenden Rückenschmerzen.

Doch wir beißen für die letzten Bands am heutigen, dem allerletzten Festivaltage des Reloads, noch einmal die Zähne zusammen und freuen uns nach diesem feinen Abriss auf MASTODON!

Am Ende des Auftritts wird vor allem das Gedenken an OZZY sehr deutlich in Erinnerung bleiben, was jedoch nicht heißt, dass die Amis nicht einen grandiosen Auftritt absolviert haben. Sanders und Co. ballern die Hits aus allen Löchern, sodass bei wunderschönstem Sonnenuntergang 'Megalodon', 'Ember City' aber auch 'Steambreather' und 'Blood And Thunder' am genauesten punkten.

Der Sound ist fett, die Effekte großartig und MASTODON schafft es einmal mehr, die pickepackevolle Zuschauerpracht vor der Bühne in den Bann zu spielen. Großartig, was hier abgeliefert wird.

Nun läuten wir aber wahrlich das Ende ein und das lässt etwas auf sich warten. Leider verspätet sich der KATAKLYSM-Death-Metal der Plaza Stage ein wenig, sodass die Franko-Kanadier mit arg verkürztem Set antreten müssen. Das hindert Iacono samt Konsorten allerdings nicht, ein zumindest kleines Inferno als letzte Band auf der Plaza-Stage zu entfachen. Doch gehört solch ein Aushängeschild des Death Metal – genauso wie OBITUARY – nicht eigentlich auf die große Stage? 

Nun, dort darf sich um 21:30 Uhr jetzt WHILE SHE SLEEPS austoben und während die Dunkelheit nun überhandnimmt und einige Zuschauer bereits die Zelte abbauen, zieht es nicht wenige noch ein vorletztes Mal vor die Impericon Main Stage, um sich – wie sollte es auch anders sein – Metalcore zu geben. Die Briten geben bei besten Wetter- und Lichtbedingungen ab Minute eins Vollgas und sind vollkommen in ihrem Element. 'Four Walls', 'Down' und 'Anti-Social' zünden sofort, das Publikum wird noch einmal angestachelt und es ist kaum zu glauben, wie schnell diese einstündige Spielzeit vergeht, wenn nochmals vollends auf die Pauke gehauen wird.

Doch ich werde müde und wenn sich mit I PREVAIL nicht noch als letzte Band ein richtiger Leckerbissen angekündigt hätte, würde ich wohl gerade auch schon meine sieben Sachen zusammenpacken – einzig und allein, um es nicht in aller Herrgottsfrüh morgen machen zu müssen, versteht sich. Doch amerikanischer Post Hardcore, der binnen zehn Jahren so dermaßen durch die Decke ging, bittet zum Tanz und während das Infield doch noch beachtlich gefüllt ist, überrascht nicht nur das TAYLOR SWIFT-Cover 'Blank Space', wissen nicht nur Brutalo-Banger wie 'Body Bag' oder 'Into Hell' zu gefallen, sondern ziehen Shouter Eric und seine Mannen als nun wahrlich allerletzte Band des Festivals alle Register. So endet es dann doch äußerst stimmungs- und geschmackvoll mit 'Judgement Day' und einem so wundervollen Resümee über die vergangenen Tage.

Wetter nahezu perfekt, Organisation nahezu tadellos (wenn wir den Anreisemittwoch einmal ad acta legen), Bandauswahl sensationell, auch wenn das Metalcore-Herz gewinnt. Und einmal mehr ist es die Grundstimmung unter den Festivalbesuchern, das respektvolle, freundliche, aber auch ausgelassene Miteinander untereinander sowie die kleinen, feinen Besonderheiten – hier sei exemplarisch die Geschenkesuche – die bei uns auch für 2026 keinerlei Zweifel offen lassen: Wir kommen wieder!

Haben wir schon über das nächstjährige Line-Up gesprochen? Haben wir schon über den sensationellen Headliner JUDAS PRIEST gesprochen? Haben wir schon über Brecher wie AMORPHIS, GODSMACK, IN FLAMES, ARCH ENEMY, AIRBOURNE oder – kein Scheiß – die grandiosen VENGABOYS gesprochen?

Haben wir schon über die exorbitant große Vorfreude ob des kommenden Jahres gesprochen? Nein? Werden wir noch – und spätestens in zwölf Monaten werden wir von all dem berichten. Denn: POWERMETAL.de ist für euch wieder auf dem Reload Festival! See ya!

 

Text: Marcel Rapp
Photo Credits: Andre Schnittker, Noah-Manuel Heim (alle Bilder stammen vom SUMMER BREEZE 2025)

Photo Credit "Ozzy" Foto: Marcel Rapp


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Marcel Rapp

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