RANDY HANSEN - Übach-Palenberg

21.11.2019 | 20:35

15.11.2019, Outbaix

JIMI HENDRIX' Stellvertreter auf Erden livehaftig.

Schon seit Jahrzehnten ist der US-amerikanische Gitarrist RANDY HANSEN damit beschäftigt, die Musik von JIMI HENDRIX live und im Studio zu interpretieren. Zuletzt war er hierzulande wieder auf Tour mit seiner deutschen Begleitband, dem Bassisten und Hintergrundsänger Ufo Walter und dem Schlagzeuger Manni von Bohr (mittlerweile wieder BIRTH CONTROL). Am 15. November trat er im Rockclub Outbaix in Übach-Palenberg auf. Fast auf den Tag genau zehn Jahren zuvor hatte ich ihn an gleicher Stelle zuletzt gesehen.

Leider fängt das Konzert früher an als angekündigt. So verpasse ich den Anfang und kann nur hoffen, dass mir vor dem Stück, das gerade ausklingt, als ich in den Saal komme, nicht allzu viel entgangen ist. Sicher nicht als einziger bin ich überrascht, das mit 'Hey Joe' einer der größten Hits von JIMI HENDRIX schon recht früh im Konzert gespielt wird. Sehr gut ist der Sound. In hoher, aber nicht übertriebener Lautstärke ist jedes Instrument ausgezeichnet hörbar. Sogar vom Bass kann beinahe jeder Ton einzeln wahrgenommen werden. Leider gilt das nicht für den Gesang, der ein wenig verwaschen rüberkommt. Wieder mit längeren Haaren und einem schwarzen Cowboyhut ähnlich STEVIE RAY VAUGHAN versucht Randy Hansen erfreulicherweise nicht mehr, seinem Idol auch optisch karikaturhaft nahezukommen, sondern er konzentriert sich auf die Musik. Dass er und seine Bandkollegen dies meisterhaft beherrschen, merkt man spätestens am ersten Höhepunkt des Abends in Gestalt von 'Are You Experienced'. Randy Hansen spielt das Stück nicht bloß nach, sondern soliert und improvisiert ausgiebig. Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal heute abend erhält er Szenenapplaus für ein Solo bei diesem Titel, in dem zwischendurch eine psychedelische Interpretation von 'Lucy In The Sky With Diamonds' von den BEATLES angespielt wird.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr RANDY HANSEN den Gitarrenstil von JIMI HENDRIX verinnerlicht hat. Selbst wenn er variiert oder improvisiert und auf diese Weise manchem Stück etwas Eigenes mitgibt, bleibt dennoch immer der typische HENDRIX-Sound erhalten. Auf diese Weise rockt er bei 'Fire' oder stimmt einen hypnotisch-verträumten Ton etwa später bei 'The Wind Cries Mary' an. Manchmal beugt er sich versonnen über seine Gitarre, dann grinst er ins Publikum, dann wieder tanzt und springt der mittlerweile über Sechzigjährige agil auf der Bühne herum. Jubel kommt natürlich auf, wenn er die Gitarre in HENDRIX-Manier mit den Zähnen spielt. Wiederholt stellt er seine kompetenten Musiker vor, hält sich aber ansonsten mit Ansagen weitgehend zurück.

Im Zentrum des Konzertes steht eine breite Interpretation des Longtracks 'Voodoo Chile', das vom kundigen Publikum, das augenscheinlich schon ein etwas höheres Durchschnittsalter aufweist, begeistert aufgenommen wird. Die Stimmung wird immer besser, bis schließlich das umjubelte 'All Along The Watchtower' lautstark mitgesungen wird. Die große Begeisterung hält natürlich auch bei einer freieren Interpretation von 'Voodoo Child (Slight Return)' an. Randy Hansen verstärkt das markante Gitarrenlick mit lautmalerischem Gesang, in den auch so manchen Zuschauer einstimmt. Als das Stück eigentlich schon vorbei ist, hängt er noch eine Improvisation an. Schließlich verabschiedet er sich, indem er seine immer noch tönende Gitarre an die Bühnendecke hängt.

Doch ohne viel Federlesens beginnt die Zugabe. Randy Hansen spielt 'Star Spangled Banner' effektreich wie JIMI HENDRIX bei seinem berühmten Auftritt in Woodstock. Zum - vermeintlichen - Finale gibt es natürlich 'Purple Haze', den Referenztitel von HENDRIX schlechthin. Ufo Walter verabschiedet sich im Namen der Band auf Deutsch, bewirbt die neue CD von RANDY HANSEN, auf der auch Helge Schneider als Gastmusiker zu hören sein soll, und lädt die Zuschauer an den Merchandisingstand ein. Ich staune nicht schlecht, als plötzlich Randy Hansen, auf dem Weg eben dorthin, griemelnd direkt an mir vorbeigeht. Der Jubel des Publikums, das eine weitere Zugabe fordert, hält an, und so macht Mr. Hansen plötzlich auf dem Absatz kehrt, bahnt sich durch die Zuschauer einen Weg zurück zur Bühne, und ich werde Zeuge einer der seltenen vermutlich wirklich spontanen Zugaben. Die Gitarre wird noch mal gestimmt und dann spielen RANDY HANSEN und Band 'Freedom'. Und auch diese Draufgabe wird nicht einfach runtergespielt, sondern in einer eigenen intensiven Interpretation dargeboten. Die Reaktionen des Publikums beweisen, dass die Zuschauer mit diesem beeindruckenden Konzertabend hochzufrieden sind.

Redakteur:
Stefan Kayser

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