Psychopunch - Heidenheim

04.12.2004 | 02:59

21.11.2004, K2

In der Vergangenheit sahen meine PSYCHOPUNCH Live-Reviews immer so aus, dass ich mich zum einen über die Genialität der Band ausgelassen habe und zum anderen die Frage in den Raum stellte, warum um Gottes Willen nur so wenig Leute meine Meinung teilen und die Schweden bei deren Shows mit Abwesenheit strafen. Mittlerweile bin ich es leid, immer wieder die gleiche Leier zu fahren – denn auch in Heidenheim galt "the same procedure as every year", sprich geile Liveshow, aber lediglich 'ne spärliche Anzahl an Zahlungswilligen – und beschränke mich deshalb nur noch aufs Wesentliche.

Eröffnet wurde der sonntägliche Konzertreigen von einer jungen Band namens LIGHTNING aus Giengen – Durchschnittsalter 16. Die Kollegen machten den Anwesenden dann auch gleich klar, dass hier keine Anfänger am Werk sind. Das Trio rockte sich mehr als ordentlich durch einen handwerklich solides und sehr kurzweiliges Set, wobei allerdings ein Manko deutlich zu Tage trat: Die mangelnde Bühnenerfahrung bzw. der überaus schüchterne Umgang mit dem Publikum. Sei's drum, mit 16 hat man ja schließlich noch ein paar Jahre vor sich, um solche Kleinigkeiten abzustellen. LIGHTNING, den Namen sollte man sich in jedem Fall merken, da könnte ein Stern am Himmel aufgehen und Licht ins Dunkel der verstaubten Rock-Liga bringen ...

Kurzer, eigenhändiger Umbau, rasch die Klamotten gewechselt, Cowboy-Hüte auf die Häupter gepflanzt und schon geht's los ... eins, zwei, drei, vier ... 'Back In The Days'. Der obligatorische Opener der PSYCHO-Truppe dröhnt wie gewohnt druckvoll und tight aus der PA. Die restliche Songauswahl birgt auch keine allzu großen Überraschungen. Das Quartett setzt auf die übliche Mixtur aus altbewährtem Best-Off-Programm gepaart mit zahlreichen Songs des aktuellen Longplayers "Smashed On Arrival".
Das alles mag sich jetzt schon nach langweiliger Routine für mich als Schreiberling anhören, so wie Opa jede Falte an Oma nach fünfzigjähriger Ehe kennt. Könnte man vermuten, dem ist aber nicht so. Zugegeben, nach unzähligen PSYCHOPUNCH-Shows hat sich mit Sicherheit der ein oder andere kleine Gewöhnungseffekt eingestellt, aber auf der anderen Seite ist Band nach wie vor eine Bank. Ja geradezu eine Institution, auf die man setzt und die einen zu keinem Zeitpunkt enttäuscht.
So auch in Heidenheim, wo man trotz grassierender Tour-Grippe alles gibt. Basser Mumbles, wie eh und je als posender Mr. Kilometergeld ständig in Bewegung, Fronter JM als Galionsfigur und Sympathieträger in einer Person, stets bemüht, das lahmende Publikum mit ins Geschehen einzubinden, Klampfer Joey als ruhender Pol, und, nicht zu vergessen, Drumvieh Pepe. Wenn man den Kerl mal länger auf die Finger schaut, wird einem erst bewusst, dass hier ein echter Ausnahmekönner sein Spielgerät bedient. Technisch über jeden Zweifel erhaben und permanent auf Vollgas programmiert!

Logischerweise war bei dieser Vollbedienung auch schon bald das Ende erreicht. Nach 'ner Stunde verabschiedetet man sich fürs erste in Richtung Bühnenrand. Peinlicherweise fällt im Anschluss dem Publikum das magische Wort nicht ein, das die Band zur Fortsetzung des Programms bewegen sollte. Kein Problem: Drummer Pepe schnappt sich das Mikro und hilft der zähen Meute auf die Sprünge "The word you are looking for is 'Zugabe' ...". Aha!
Ehe das so richtig bei den 50 – 70 Angesprochenen ankommt, brettern die Vier mit 'Generation's Sin' vom Zweitling "Bursting Out Of Chuck's Town" gleich weiter und peng, nichts geht mehr. Ein paar Takte mehr ... und stopp! Was ist passiert?
Das FOH-Pult gab bei der ersten Zugabe seinen Geist auf und ließ sich im Anschluss auch nicht wieder dazu überreden, für ein paar weitere Songs die Elektronen in die richtigen Bahnen zu lenken. Schade, schade!
Trotz dieses Concertus-Interruptus ein gelungener Abend, dem hoffentlich noch viele weitere mit PSYCHOPUNCH als Gastgeber folgen werden.


Redakteur:
Oliver Kast

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