Owener Rochnacht / Petra - Owen-Teck

29.03.2004 | 09:27

27.03.2004, Teck-Halle

Wie jedes Jahr im März läutet die Owener Rocknacht die Festivalsaison ein. Diesmal bot man die Rock-Dinosaurier PETRA, die schottischen Folk-Rocker THE ELECTRICS, die Lokalmatadoren CRUSHEAD auf. Ergänzt wurde das Billing durch SEEKER'S PLANET (Ska-Core), SOULROCKA (Rap-Metal), STUCK IN CHILDHOOD (Punkrock). Sechs Bands also die Partystimmung pur versprachen und wie immer eine Bühne die sich mehr als sehen lassen konnte.

Los gings dann pünktlich um 17.00 Uhr mit STUCK IN CHILDHOOD. Die jungen PunkRocker machten ihre Sache überraschend gut. Auch wenn sie wohl aufgrund der Unerfahrenkeit die sehr große Bühne nicht zu nutzen wussten, präsentierten sie ein ordentliches Set, welches auch beim erneut erstklassigem Publikum sehr gut ankam. Zur zweiten Band SOULROCKA bleibt zu sagen, dass sie mir ihren fetten Grooves und den zwei rappenden Frontmännern nicht wirklich auf meiner Wellenlänge lagen. Sie strahlten zwar sehr viel Live-Energie aus, welche sich auch auf das Publikum übertrug, doch ist dieser Musikstil nichts für meine alten Ohren, also wartete ich was die dritte Band SEEKER`S PLANET zu bieten hatte. Die Band verbreitete mit ihrem Ska-Core eine sehr gute Stimmung und bereitete so das Publikum perfekt auf das Set von CRUSHEAD vor.
[Georg Weihrauch]


CRUSHEAD

Homo sapiens sapiens ist ja bekanntlich ein sehr robustes Wesen. Aber was er alles auszuhalten im Stande ist, konnte man bei diesem CRUSHEAD-Gig hautnah erleben: Eine richtige Massenansammlung der Spezies hatte sich in der Halle zu Owen versammelt um sich zu den Klängen ihrer Anführer gegenseitig blaue Frecken, schmerzende Zehen und so manche kleine Beule zu verpassen.
Schon bei den ersten Songs "Cuts Like A Knife" und "Doubt", die beide auf der an diesem Tag vorgestellten CD "Can You Handle This?" zu finden sind, schien die wildgewordene Meute schier auszurasten. Und das obwohl der Bekanntheitsgrad dieser Lieder nicht zu vergleichen ist mit Ohrwürmern wie "Backlash" oder "Reason To Jump". Die Folge: Vollkommene Extase sowohl auf als auch vor der Bühne. Sänger Patick hatte seine Erkältung runtergeschluckt und wirbelte wie ein Derwisch durch die Gegend und auch die anderen - bei früheren Gigs etwas passiveren Bandkollegen - brachten einiges an Bewegung in den Crunch'n'Roll (wie die Jungs selbst ihre Musik zu betiteln pflegen).
Apropos Bewegung: Um auch mal zur Abwechslung die Blicke der männlichen Artgenossen nach vorne zu lenken oder um dieses doch sehr groß geratene Exemplar von Bühne besser ausfüllen zu können - egal aus welchem Grund auch immer - hatten sich zwei Mädels aus der CRUSHEAD-Crew zu einigen Liedern richtige Choreografien ausgedacht und tanzten was das Zeug hielt.
Die ganze Bewegung machte sich natürlich auch bemerkbar - und so manch einer hatte sicherlich Halluzinationen von riesigen vom Himmel schwebenden Sauerstofflaschen oder Löchern in der Decke, die ihn von dem erstickenden Schweißkäsefußsaunadampf erlösen würden.
Aber das hält der Mensch ja gerne aus, für einen so geilen Gig mit so genialer Stimmung.



Cuts Like A Knife
Doubt
Backlash
Crushkids
God
Your Own Prison
Set Me Free
Deep Down Inside
What's Up
Still
Picture In My Mind
Reason To Jump
Thank The Holy One
-------------------------------
Fly Away

[Ulrike Bopp]


THE ELECTRICS

Nach einer kleinen Pause, in der fleißig Frischluft getankt wurde, begab sich die unerschrockene Meute wieder in die nach wie vor miefende Höhle des Löwen. Diesmal um sich mit THE ELECTRICS - den auf der Owener Rocknacht oft und gerne gesehenen Kiltträgern - zu schottischen Folkrock-Klängen zu verausgaben.
Doch Anfangs wollte das Feuer einfach nicht überspringen und so fand ich mich hinter einer Mauer von eingerosteten Konzertbesuchern wieder, die keine Anstalten machten auch nur eine kleine Bewegung zu vollführen. Doch glücklicherweise gelang es den schottischen Musikern dann doch noch die Massen aus ihrer Pausenmüdigkeit zu reißen und bald ging es ähnlich zu wie bei CRUSHEAD: Wildes Gepoge, extatisches Gerempel, epileptische Bewegungen, wildes Kopfkreisen, ausgelassenes Gehüpfe und sogar einige Poloneseschlangen und Polkatänzer ließen keinen mehr daran zweifeln, dass die Party weitergehen würde.
Die Setliste hatte ja auch einiges zu bieten, wie zum Beispiel "The Grass Is Greener" und "The Finest Fiddler", denen kein Tanzbein widerstehen konnte - schon alleine wegen dem fröhlichen Tönen die Tim seiner Fiedel entlockte. Doch wer jetzt denkt nur die alten Reißer wären zum Zuge gekommen hat falsch gedacht, denn THE ELECTRICS arbeiten seit einiger Zeit an einem neuen Silberling ( "Old, New, Borrowed And Green"), von dem sie auch schon einmal eine Kostprobe mitgebracht hatten - nämlich "At All" den Ohrwurm mit Sofortgarantie, der auch bereits auf einer kleinen Vorabscheibe mit Radio Singles zu hören sind. Natürlich durften auch Blödelepisoden wie "In Heaven there is no bear - that's why you Germans drink it here..." und Anspielungen auf QUEENs "Another One Bites The Dust" oder "Bohamien Rhapsodie" nicht fehlen, was für die nötigen Lacher sorgte.
Alles in allem jedenfalls ein weiterer anstrengender aber supergeiler Gig auf der OWENER ROCKNACHT, der mir sicher in guter Erinnerung bleiben wird.


There You Are
Back Of Your Head
Fiddle Tunes
Caledonia
Grass Is Greener
Jigs
Tura-Lura
Finest Fiddler
Get To Heaven
Fiddling Hot
At All
-----------------------
Blessing
Irish Rover
Oh My

[Ulrike Bopp]


PETRA

Lange war es her (bestimmt 10 Jahre), dass ich PETRA (gespr. PÄTTRA - Der Fels) das letzte mal live gesehen habe, denn nachdem sich die Band so um das Jahr 93 entschied ihre Rockmusik zu Gunsten von Schmalzballaden aufzugeben, war auch meine Geduld am Ende. Solche Ausrutscher wie das noch erträgliche "Unseen Power" und das erschreckend schwache "Wake-Up Call" waren ja noch zu verkraften gewesen, aber was danach kam erinnerte an die Entwicklung, die ihre großen Brüder von BON JOVI nahmen und das wollte ich mir nicht wirklich antun. Doch mit dem aktuellen "Jekyll & Hyde" Album gelang es der Band aus dem Nichts eines der härtesten Alben der nun über 30jährigen Bandgeschichte zu zaubern. Also doch Grund genug die alten Hasen noch einmal auf der Bühne anzusehen.
Als erstes setze mich in Erstaunen, dass Bob Hartmann wieder an der Gitarre zu sehen war, hatte er sich doch 1995 von seiner Musikerkarriere bei PETRA verabschiedet um sich seiner Produzenten Karriere zu widmen, doch anscheinend wollte er es noch einmal wissen, so dass er letztes Jahr wieder bei PETRA einstieg. Seinen Bewegungsradius von ca. einem Meter verließ er trotzdem nur zwei mal um sich zusammen mit Basser Greg Bailey zur Bühnenmitte zu bewegen. John Schlitt himself zeigte sich so bewegungsfreudig, wie ich ihn in Erinnerung hatte und nutzte wieder die komplett Bühnenbreite und- tiefe aus. Auch hatte seine Stimme nichts von der alten Power eingebüßt so dass vor allem die älteren Songs für meinereins zu einer wahren Freudenfeier wurden. Auf Keyboards verzichteten PETRA ebenso vollends, so dass einige der älteren Songs wesentlich roher aber keineswegs schlechter wirkten.
Doch unabhängig von dem professionellen und meiner Ansicht nach sehr engagierten und guten Gig der Band , musste ich um 00.05 Uhr verblüfft feststellen, dass sich die 4 Amerikaner nach genau 50 Minuten von der Bühne verabschiedeten. Und auch wenn sie noch für 3 weitere Zugaben, von denen 2 nicht eingeplant waren auf die Bühne zurückkamen, war diese Aktion eines Headliners nicht würdig. Hatte doch jeder erwartet, dass die Band ihre anderthalbstündige Spielzeit nicht mit Zugaberufen vergeuden würde. Schade Jungs, damit habt ihr einen wirklich gelungenem Konzertabend das Sahnehäubchen weggenommen.


RightPlace
All About
Waited/Ancient
Dance
Test Of Time
Perfect World
Amazing Grace
Medley (Sign Unseen, It is finished, This Means War)
Noise We Make
Beyond Belief
Name On High
He Came, He Saw, He Conquered
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Jekyll & Hyde
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Enter In
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Life As We Know It

[Georg Weihrauch]

Redakteur:
Ulrike Weihrauch

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