LOSTPROPHETS - Köln

10.05.2010 | 18:56

21.04.2010, Live Music Hall

Die LOSTPROPHETS sind mit ihrem bereits vierten Album "The Betrayed" nach zwei Jahren Abstinenz endlich wieder in Deutschland live zu bestaunen. Mit dabei: THE BLACKOUT.

Nach der Tour zu ihrem 2006er Erfolgsalbum "Liberation Transmission" haben sich die LOSTPROPHETS leider sehr rar gemacht auf europäischen Bühnen. 2008 dann endlich wieder ein paar großartige Festivalshows, bevor man sich an das neue Album setzte, was leider wesentlich länger dauerte als erwartet. Doch nun sind die Briten um Sänger Ian Watkins endlich wieder live zu bestaunen. Sie haben nicht nur ihr neues Album "The Betrayed" dabei, sondern auch die Waliser Emo/Screamo-Rocker THE BLACKOUT.

Man erwartet eigentlich viele Jugendliche unter 22, doch irgendwie ist mindestens die Hälfte des Publikums über 28 Jahre alt und will die alten Nu-Metal-Tage der LOSTPROPHETS feiern, als man 2004 den Anheizer für METALLICA gab. Doch bevor man den Spirit von 2004 wiederbelebt, sind erst THE BLACKOUT an der Reihe. Die Band ist es immer wert, gesehen zu werden - so auch heute. Live kommt der Sound um einiges kantiger rüber, und besonders die beiden Sänger Sean und Gavin toben über die Bühne. Vor allem der wasserstoffblonde Sean Smith zieht durch seine lustigen Ansagen und Moves (wie z. B. eine kurze Einlage des Robotertanzes) die Aufmerksamkeit auf sich.

Das Hauptaugenmerk der Band liegt am heutigen Abend auf ihrem 2009er Album "The Best In Town". Von dem Debüt "We Are The Dynamite!" wird nur 'I'm A Riot? You're A Fucking Riot!' gespielt, was aber nicht schlimm ist. Diejenigen, die die Band kennen, feiern Songs wie 'Top Of The World' oder 'This Is Why We Can't Have Nice Things' ab, und diejenigen, die nicht mit der Band vertraut sind, scheinen auch ihren Spaß zu haben. Immerhin meldet sich keiner auf die provokante Frage von Sänger Sean, wer denn keinen Spaß mit THE BLACKOUT habe, Auch wenn sich alle auf den Boden hocken sollen, um dann in bester SLIPKNOT-Manier aufzuspringen, sitzt die gesamte Halle auf dem Boden und geht dann wieder steil. Die Waliser werden sich an dem Abend in so manches Herz gespielt haben, denn die Band besticht nicht nur durch gute Musik und eine ordentliche Perfomance, sondern auch durch Humor.

Die meisten Anwesenden warten aber nur auf die LOSTPROPHETS. Diese eröffnen ihr Konzert relativ ruhig mit dem Opener der neuen CD, 'If It Wasn't For Hate, We'd Be Dead By Now', bevor es mit 'It's Not The End Of The World' wesentlich flotter weitergeht. Während sich die Musiker schon etwas bewegen, bleibt Sänger Ian Watkins lieber ruhig am Mikroständer stehen und gibt noch kein Vollgas. Vielleicht liegt dies an dem Trenchcoat, den er trägt. Er bewegt sich erst, als er diesen abgelegt hat.

Ab 'Can't Catch Tomorrow (Good Shoes Won't Save You This Time)' gibt es eh auf und vor der Bühne kein Halten mehr. Live kommt der Sound der Band etwas härter rüber, was vielleicht auch daran liegt, dass Keyboarder Jamie Oliver gerne mal ins Mikro brüllt.

Geboten wird ein guter Mix der letzten drei Alben "Start Something", "Liberation Transmission" und "The Betrayed". Vor allem bei den Songs der 2004er Langspielplatte "Start Something" wie 'Burn, Burn', dem großartigen und New-Wave-lastigen 'Last Summer' und ganz besonders 'Last Train Home' scheinen sich viele direkt wieder fünf, sechs Jahre jünger zu fühlen und rasten aus. Doch auch die neuen Songs werden bestens aufgenommen von der ausverkauften Live Music Hall. Auffällig ist, dass dennoch vor allem die poppigeren Songs besonders gut ankommen. Doch es scheint neben 'Where We Belong' 'Rooftops' zu sein, auf das viele Fans warten. Kein Song wird heute Abend lauter mitgesungen.

Mit 'Shinobi Vs. Dragon Ninja' wird dann ein Song vom 2001er Debüt "The Fake Sound Of Progress" gespielt. Hier wird deutlich, welch einen großen Weg die Band auf ihren Alben zurückgelegt hat. Vom Nu Metal des Debüts zu einem rockigeren, aber immer noch harten Sound über große Songs zwischen Alternative Rock, Emo und Pop samt Stadionrefrains bis hin zum neuen Album, welches zwar immer noch poppig ist, aber wieder mehr Arsch tritt. Nach neunzig Minuten ist dann Schluss, und die Band verabschiedet sich.

Man kann nur hoffen, dass die LOSTPROPHETS nicht wieder so lange auf sich warten lassen. Denn besser als heute hat man sie kaum einmal gesehen.

Redakteur:
Sebastian Berning

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