I Love You But I've Chosen Darkness - Berlin

21.11.2006 | 10:37

16.10.2006, Magnet-Club

Auch als Metal-Fan hat man seine seichten Momente. Wenn die Tage kürzer werden und die Suizidrate in die Höhe schnellt, ist es Zeit für I LOVE YOU BUT I'VE CHOSEN DARKNESS.

Jens Balzer hat sich in der Berliner Zeitung ellenlang über den Namen der Band ausgelassen, um dann festzustellen, dass I LOVE YOU BUT I'VE CHOSEN DARKNESS die Musik verzweifelter Zwanzigjähriger aus Manchester imitieren. Ich teile diese Einschätzung nicht und frage mich, warum es Herren im gehobenen Alter verwehrt sein soll, Depressionen zu haben und diese in Musik zu gießen. Der Name ist doch der perfekte Spruch, um eine Beziehung oder sein Leben zu beenden. Und so kann man sich in diese Band gleich zwei Mal verlieben: einmal in den Namen, das zweite Mal in die Musik.

In Berlin scheinen nicht besonders viele Menschen diese Liebe zu teilen, am Einlass des Magnet-Clubs gibt es keine Schlange, drinnen vermag die sehr ausgewählte Schar Gäste den Club nicht zu füllen. Ich scheine der einzige Besucher in Fankluft zu sein, ein weiteres ILYBICD-T-Shirt kann ich, außer am Merchandising-Stand, nicht entdecken.

Als Vorspeise stehen PARTS & LABOR auf dem Programm. Die New Yorker haben scheinbar ihren halben Fanclub aus der Heimat mitgebracht. Zelebriert wird ein Garagensound der extremen Art, kredenzt von zwei Tischen (!) voller Effects aus, die BJ und Dan aufs äußerste malträtieren. Zusammen mit den Drums ergibt das ganze ein chaotischen Tinnitusmix, der erstaunlich viel Struktur hat und vom Publikum wohlwollend aufgenommen wird.

Als das Klingeln in den Ohren langsam nachläßt, betreten I LOVE YOU BUT I'VE CHOSEN DARKNESS gut bestückt die Bühne. Neben Bass und Schlagzeug erklingen drei Gitarren gleichberechtigt, eine Gitarre wird gelegentlich gegen das Keyboard eingetauscht. Trotz dieser Fülle an Instrumenten ist der Sound sauber, man kann jedes Instrument klar heraushören.

Die Auswahl der Songs ist gut, sämtliche Highlights des Debüt-Albums "Fear Is On Our Side" sind vertreten. Mir gefällt besonders die Stimme von Christian Goyer. Erst live fällt mir auf, wie viele Teile der Musik, die ich beim Hören des Albums für Keyboards gehalten habe, von seinen Stimmbändern und Gitarrensaiten herrühren. Ich staune und bin begeistert, genau wie das das lichte Publikum um mich herum.

So schnell wie das Konzert vorbei ist, so ernergisch wird eine Zugabe eingefordert. Die Jungs aus Autin, Texas lassen sich nicht lange bitten. Serviert werden zwei ältere Songs, einer von der ersten EP der Band, der andere wurde bisher noch nicht aufgenommen, wie mir Tim hinterher erklärt.

Setlist, leicht unvollständig:
Today
Lights
When You Go Out
(?)
The Ghost
The Owl
Last Ride Together
Hot Summer
Close (?)
According To Plan
If It Was Me
---
(?)
Your Worst Is The Best (?)

Redakteur:
Thomas Mellenthin

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