IRON MAIDEN und VOODOO SIX - Frankfurt

16.07.2013 | 13:08

11.07.2013, Festhalle

Tourauftakt der Kultband mit einem Set der Extraklasse.

Ich gebe es gerne zu: IRON MAIDEN einmal live zu erleben, war schon immer ein großer Wunsch, endlich ist er mit der "Maiden England - European Tour 2013" in Erfüllung gegangen. Und um es gleich vorweg zu sagen: Das Konzert in der ausverkauften Frankfurter Festhalle war spitzenmäßig, da sieht man über den manchmal eher mäßigen Sound dieser Location großzügig hinweg.

Aber der Reihe nach. Rund ums Festhallengelände sind riesige Menschenmassen unterwegs, viele mit Köfferchen oder Trolleys. Irritiert schaue ich nochmal aufs Datum und den Anzeigenturm. Ah, es ist auch noch eine Messe, die gerade zu Ende geht. So wurschteln wir uns durch die Menge und umrunden mal wieder den Gebäudekomplex, bis wir zur Kasse kommen. Nachdem wir die Tickets haben, werden wir freundlich gefragt, ob wir auch eine Setliste mitnehmen möchten. Das ist doch mal nett, auch wenn wir uns natürlich schon vorher über die laufende Tour informiert haben.

Stressfrei geht es dann nach drinnen und wir können einen guten Platz an einem Absperrgitter ergattern. Irgendwie sind alle jetzt schon richtig gut drauf, einschließlich eines netten Security-Mannes, mit dem wir uns im Laufe des Abends immer mal wieder unterhalten.

Nach einer guten Dreiviertestunde Beine in den Bauch stehen darf dann die englische Supportband VOODOO SIX den Anfang machen. Solider Hard Rock mit Metal-Anklängen, ganz nett, aber jetzt auch nichts Besonderes. Gitarrist Chris Jones hat am Anfang offenbar das eine oder andere Problem mit seiner Gitarre, aber ab dem dritten Songs ist soweit wieder alles okay. Jedenfalls sorgen sie schon einmal für noch mehr gute Stimmung und Sänger Luke Purdie putscht die Menschenmenge noch ein bisschen auf, indem er sie auf IRON MAIDEN einstimmt. Keine schlechte Band, vielleicht schaffen sie ja jetzt einen kleinen Sprung nach oben. Nach sechs Songs verabschieden sich die Jungs auch schon wieder und wünschen allen viel Spaß bei IRON MAIDEN.

Inzwischen haben sich auch die Ränge angefüllt und kurz bevor der Hauptact beginnt, schweift mein Blick einmal rundherum und ich bin beeindruckt. Wo vorher noch viele Sitzreihen leer waren, drängeln sich jetzt die Zuschauer.

Wieder Beine in den Bauch stehen und beobachten, was so auf der Bühne passiert. Da sieht man nur verhüllte Gegenstände. Ab und zu ertönt heftiges Geschrei aus dem Publikum - aber außer, dass jemand auf der Bühne etwas testet, ist nichts geschehen. Kurz vor 21 Uhr, volle Festbeleuchtung, das Intro 'Doctor Doctor' ertönt vom Band und die Fans in der Halle sind direkt am Toben. Auf den Leinwänden läuft ein Video mit Eisbergen, die ins Meer stürzen. Die Gegenstände auf der Bühne werden "enthüllt" und die Show startet mit 'Moonchild'.

Es gibt übrigens für jeden Song das passende Bühnenbild und auch mit Pyros wird nicht gespart. Und wenn noch mal jemand meint, über "ältere Herren auf der Bühne" ablästern zu müssen, dann soll er sich, bitteschön, doch mal eine Show dieser Herrschaften anschauen. Ältere Herren? Nun ja, Bruce Dickinson ist mit 54 ja der "Youngster" der Truppe und wirbelt und springt wie ein Verrückter über die Bühne, dass einem vom Zuschauen schon schwindlig wird.

Den einzigen, den man eigentlich nur auf der Videoleinwand sieht, wenn man weiter hinten steht, ist natürlich der Drummer. Nicko McBrain hat sich hinter einem riesigen Schlagzeug verschanzt, das von ihm nach allen Regeln der Kunst bearbeitet wird. Übrigens kann man auf der Videowand erkennen, dass das "Paiste" Logo im IRON MAIDEN Stil gestaltet ist.

Natürlich zeigen auch die restlichen Mannen ihre Spielfreude und das ist es, was mich so beeindruckt hat: Das Gefühl, dass ihnen allen die Show Spass macht. Es ist zwar alles minutiös geplant, wirkt aber nicht "abgespult".

Minutiös geplant deswegen, weil - wie schon erwähnt - ständig das Bühnenbild wechselt. Es kommen nicht nur verschiedene Backdrops zum Einsatz, auch der unverwüstliche Eddie ist selbstverständlich in mehreren Varianten dabei, ob auf dem Hintergrundbild oder als Figur auf der Bühne.

Bei 'The Trooper' trägt Bruce das klassische Trooper-Outfit und schwenkt eine Fahne, bei 'The Number Of The Beast' ist der Hintergrund eine riesige Fratze und auf der Bühne hockt eine gehörnte Figur mit einem Tierkopf, während das "666" von allen lauthals mitgegrölt wird. Bei 'Phantom Of The Opera'' gibt Eddie den Organisten, 'Seventh Son Of A Seventh Son' zeigt ihn als Wahrsager mit Kristallkugel und Feder, im Hintergrund lauert wieder der Sensenmann. 'Run To The Hills' erfreut uns mit jeder Menge Feuerwerk.

Die Setliste bietet eigentlich nur Hit an Hit, also genau das, was die Fans sich wünschen, und entsprechend enthustiastisch sind auch die Reaktionen. Die Festhalle bebt, die Fans toben und singen lauthals mit. Auch auf den Rängen sitzt so gut wie niemand mehr - alle stehen längst. Es herrscht einhellige Begeisterung und das zu Recht. 'Fear Of The Dark' aus tausenden von Kehlen zu hören, ist schon beeindruckend.

Bei 'Iron Maiden' erscheint wieder unser allseits beliebter Eddie, diesmal als die Figur vom Album "The Seventh Son Of The Seventh Son" mit einem pulsierenden Herz in der Hand und zeitweise einer riesigen Flamme aus seinem Kopf. Sehr beeindruckend gestaltet.

Und dann ist das Spektakel auch leider fast schon vorbei. Der Zugabeblock beginnt mit "Churchill's Speech" und man sieht Flugzeuge auf der Videowand. Während 'Aces High' gespielt wird, sieht man im Hintergrund Eddie im Cockpit und Bruce trägt eine neckische Fliegermütze. Bei 'The Evil That Men Do' dürfen wir einen Eddie mit aufgerissenem Mund bewundern, der mit Gefängnisstäben vergittert ist, hinter denen sich eine Person befindet.

Beim letzten Song 'Running Free' hockt der Trooper-Eddie mit Schwert, Fahne und Speer auf einem Pferd, während man im Hintergrund den Sensenmann, eine Kanone und schwarzen Rauch sieht. Bruce stellt bei diesem Song alle Bandmitglieder vor und das ist einer der wenigen Augenblicke, in denen man auch den Herrn Schlagzeuger sieht. Er steht tatsächlich kurz auf und wirft Sticks und drei Schlagzeugfelle ins Publikum, bevor sich die Band verabschiedet.

Das Publikum tobt und ruft natürlich immer wieder nach Zugaben. Es bleibt auch eine ganze Weile dunkel, sodass eine gewisse Hoffnung aufkeimt. Dann wird aber gnadenlos die Beleuchtung hochgefahren und unter den Klängen von 'Always Look On The Bright Side Of Life' leert sich letztendlich die Festhalle. Man sieht jede Menge grinsende und strahlende Gesichter und schnappt diverse Gesprächsfetzen auf, die meisten Worte wie "geile Show" beinhalten.

Setliste IRON MAIDEN:
"Intro"Doctor Doctor (von UFO); Moonchild, Can I Play With Madness, The Prisoner, 2 Minutes To Midnight, Afraid To Shoot Strangers, The Trooper, The Number Of The Beast, The Phantom Of The Opera, Run To The Hills, Wasted Years, Seventh Son Of A Seventh Son, Clairvoyant, Fear Of The Dark, Iron Maiden; Zugaben: Aces High, The Evil That Men Do, Running Free

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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