Heaven Shall Burn - Berlin

11.04.2008 | 15:13

09.04.2008, Columbia Club

Core-Alarm! Wer bei der fetten Paketlösung HEAVEN SHALL BURN, NEAERA, ABORTED und MISERY SPEEAKS dabei ist und an gepflegtes Bangen denkt, kann eigentlich schon vor der Show gehen - oder sich möglichst in den hinteren Reihen postieren. Denn das Berliner Publikum legt den ganzen Abend über eine wilde und energetische Ausdauerleistung hin, was das Pogen, Hüpfen und Wild-durch-die-Gegend-Springen betrifft. Die Kurzhaar- und Emo-Fraktion feiert ...

Schon MISERY SPEAKS können von der allgemeinen Fröhlichkeit profitieren und werden mit lautem Applaus bedacht. Ihr viel gelobtes Album "Catalogue Of Carnage" haben die Münsteraner mit im Gepäck, Songs wie 'Engraved In Stone' krachen amtlich in die Massen vor der Bühne. Sänger Claus macht dabei einen besonders motivierten Eindruck und klettert immer wieder auf die Boxen am Bühnenrand, um von dort aus das Publikum anzustacheln: "Seid ihr schon warm?" Doch einen Grund zur Wehmut hat er, wie all die anderen Musiker an diesem Abend auch: Der letzte Tag einer offenbar äußerst erfolgreichen Tour steht an - und so wird es zum schönen Ritual, bei jedem Auftritt alle Beteiligten der Reise zu grüßen.

Auch ABORTED machen das. Die härteste Band des Tages geht sofort präzise tödlich und messerscharf schnell zu Werke. Denn wer die Belgier kennt, der weiß: Ihr Death Metal kommt eher aus der technisch-amerikanischen Ecke denn aus dem Metalcore wie bei den anderen Bands der Tour. Das tut der Begeisterung im Publikum aber keinen Abbruch, das Quintett fabriziert sogar die erste Wall Of Death des Abends und lässt die Fans gegeneinander rasen. Songs wie 'The Chondrin Enigma' laden aber auch zum Toben ein, zumal der Sound recht fett durch die Boxen ballert. Zwischendurch kommen MISERY SPEEAKS mit auf die Bühne, denn gemeinsam schrotet es sich noch besser.

Ab nun wird es allerdings schwierig, zumindest für Fotografen: Da die Security vor Ort keine Lust hat, im Graben auch noch auf die Knipser aufzupassen, sollen Journalisten sehen, wo sie bleiben. An Durchkommen ist zu der Zeit aber eh nicht mehr zu denken, denn NEAERA sind eine der Bands der Stunde. Mit "Armamentarium" haben die Münsteraner - dort scheint es echt eine große Musikerszene zu geben - ein Melo-Death-Album vorgelegt, das es sogar in die deutschen Charts geschafft hat. Und auch die Fans in Berlin zeigen eindrucksvoll, wie bekannt das Quintett um Sänger Benny geworden ist. Er ist es auch, der immer wieder den Kontakt zu den Fans sucht: "Das ist für die Leute, die schon von Anfang an dabei sind." So ist es nur logisch, dass auch NEAERA sich einige Walls Of Death zelebrieren lassen, mit Songs wie 'Synergy' einen Killer nach dem anderen spielen und sich Benny am Ende springend in die Massen begibt - jedoch nicht, ohne vorher die "Jump-Walze" HEAVEN SHALL BURN anzukündigen.

Und die Thüringer werden ihrem Ruf mehr als gerecht. Endgültig bricht das Chaos in der Halle aus, kein Wunder bei Songs wie 'Counterweight'. Dazu hat Sänger Marcus immer einen lockeren Spruch auf den Lippen: "Berlin, ich versteh' euren Akzent nicht ..." Wer bis dahin also noch nicht sein Rexona-Deo unter den Achseln verbraucht hat, jetzt ist es soweit: Stücke wie 'Murderers Of All Murderers' sind nur ein kleiner Teil des fantastischen Best-of-Sets, dass die Vega-Freunde bieten und welches von allerlei Blödeleien der vorigen Bands immer wieder aufgelockert wird. So steht hier die würdige Headliner-Band einer formidablen Tour auf der Bühne, die quer durch die Republik hindurch die Freunde moderner Metal-Klänge begeistert haben dürfte. Sänger Marcus findet das zumindest, und zeigt mit mehreren Ausflügen von der Bühne herab in Richtung Fans, wie sehr er ihnen ihre Wertschätzung dankt. Natürlich lässt sich in solchen Momenten über die grundsätzliche Qualität solcher Musik diskutieren, Old-School-Metalheads werden damit wohl kaum warm werden - doch zumindest präsentieren sich alle vier Bands dieser Tour in einer Weise sympathisch, dass ihnen schon dafür Respekt (ein wichtiges Szenewort, haha) gezollt werden darf. Und irgendwo müssen auch Emos einmal headbangen lernen ...

Redakteur:
Henri Kramer

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