Dry Kill Logic - Frankfurt

02.11.2006 | 11:16

30.10.2006, o25

Der heutige Abend war in einfacher Hinsicht ein Debüt, da es mir noch vergönnt war ein Konzert im o25 zu besuchen. Für DRY KILL LOGIC hingegen war es die zweite Europatour. Dabei fällt zu Beginn beim Einlass der sehr geringe Altersdurchschnitt auf. Des Weiteren tragen die meisten Teens und Twens Shirts von Genregrößen wie KILLSWITCH ENGAGE, CALIBAN oder auch TRIVIUM. Da weiß man gleich, wo DRY KILL LOGIC einzuordnen sind. Doch bevor es soweit ist, muss sich der Rezensent (und die übrigen Besucher) durch drei völlig deplazierte Vorbands quälen. Ich meine, es ist an und sich nichts Schlechtes, Nachwuchsbands eine Plattform zu bieten, doch irgendwann ist Schluss. Im übrigen kann ich's absolut nicht verstehen, warum die Bands und Veranstalter nichts dazulernen. Niemand braucht diese Mammutpackages! Die sind genauso nötig wie eine Erkältung zur kalten Jahreszeit. Da wäre nicht nur mir eine gescheite Vorgruppe lieber gewesen, als diese drei billigen C-Metalcorebands.

Egal ob THE FORCE WITHIN, KEEP DYING oder CRISIS NEVER ENDS; alle drei Bands zeichnet aus, dass sie sich mit voller Inbrunst in ihren knapp dreißigminütigen Set verausgaben, doch musikalisch ist das Ganze mehr als dürftig. THE FORCE WITHIN kommen zu spät zum o25, weshalb sich der Einlass um eine halbe Stunde auf 19.30 Uhr verschiebt. Mit infernalem Gekreische wird Nerv-Core fabriziert, dass einem wahrhaft die Ohren bluten. Auf der ohnehin schon viel zu kleinen Bühne geben die fünf Milchbubis alles, um auch wirklich den letzten Besucher zu vergrätzen. Bei KEEP DYING ist es genau dasselbe in grün: Auch hier versuchen sich fünf Dilettanten an harten Sounds. Der einzige Unterschied ist jedoch der, dass die Daumenschrauben nach oben gedreht werden, was in Form von Death-Core formvollendet aus den Boxen dröhnt. Ab und zu sind ein paar gute Gitarrenläufe zu vernehmen, aber das war's dann auch schon.
Bei CRISIS NEVER ENDS handelt es sich - Überraschung - ebenfalls um ein Quintett. Diese zellebrieren Brüll-Core. Wer gedacht hat, THE FORCE WITHIN haben den Nerv-Award so gut wie in der Tasche, wird bei CRISIS NEVER ENDS eines schlechteren belehrt.
Das Fazit nach knapp zwei Stunden: Die Vorbands hätten sich den langen Weg sparen können. Aber zum Glück gibt's ja noch einen Hauptact, wegen dem ein Großteil der Besucher sich auf den Weg gemacht hat.

Bei DRY KILL LOGIC sieht die Welt - zum Glück - ganz anders aus. Während bei den Vorbands Höflichkeitsapplaus schon zuviel des Guten ist, wird das Quartett mit Jubel empfangen. Um genau 22.36 Uhr ertönt das Intro aus den Speakern und die Jungs knallen uns gleich mit 'Buckles' eine Breitseite vor den Bug. Dabei ist es sehr erfreulich, dass die Setlist fast ausschließlich mit Songs aus den ersten beiden Alben "The Darker Side Of Nonsense" und "The Dead And The Dreaming" bestückt ist. Während Jason Bozzi (g.) ein Rifffeuerwerk nach dem anderen zündet, halten Phil Arucuri (dr.) und Brendan Duff (b.) den Sound zusammen. Cliff Rigano (v.) hingegen schreit sich die Seele aus dem Leib, was er gerade in den melodischen Parts machen muss, da diese kaum zu hören sind. Insgesamt ist der Gesang ein bisschen zu leise abgemischt. Davon lassen sich die Fans nicht beirren und feiern das Quartett ordentlich ab. Am meisten Stimmung kommt bei den alten Songs auf, wohingegen bei '4039', 'Boneyard' und 'My Dying Heart' vom aktuellen "Of Vengeance And Violence"-Album ebenfalls ordentlich die Sau abgeht, aber nicht so wie bei den "Klassikern". Statt nahtloser Übergänge wird jeder Song von Cliff mit fast den gleichen Worten angesagt. Ein paar Nachhilfestunden in Sachen "Ansagetechnik" sind da schon angebracht, was auf die Stageperformance nicht zutrifft. Jeder Quadratzentimeter auf der kleinen Bühne wird beackert. Von Stillstand oder Abspulen der Songs kann da nicht die Rede sein. Auch die Schleimattacke in Form von "Ihr seid das beste Publikum vor dem wir spielen durften" hätte sich Cliff sparen können, aber ansonsten gibt's an der Performance nichts zu meckern.
Was mir ein bisschen sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass DRY KILL LOGIC nach gerade Mal 58 (!) Minuten (inklusive Zugaben) die Bühne verlassen. Da wäre es doch besser gewesen eine (oder am besten alle) Vorbands nicht spielen zu lassen, um das zahlende Publikum mit einer längeren Show zu beglücken. So richtig ausgelaugt waren die meisten Anwesenden nicht, hatten aber aufgrund der späten Stunde keine Lust zu murren. Bei einem sehr korrekten Eintrittspreis in Höhe von 12 Euro bestand dafür auch absolut kein Grund.
Fazit: Wer DRY KILL LOGIC auf CD liebt, wird sie live vergöttern! Hier trifft - wie eigentlich bei fast allen Metalbands - die Theorie zu, dass sie live besser sind als auf CD. Allen voran Cliff Rigano ist mit einer göttlichen Stimme gesegnet und bringt die Songs genauso gut rüber wie im Studio. Diese Jungs werden ihren Weg gehen, da bin ich mir sicher.

Setlist:
Buckles
Better Man
Paper Tiger
Deepest Regrets
4039
Perfect Enemy
My Dying Heart
Lost
Boneyard
200 Years
Rot
---
Pain
Feel The Break
Nightmare

Ein Nachtrag noch in eigener Sache: Auf dem Weg vom o25 in Richtung U-Bahnstation kam ich an einer Gruppe von Jugendlichen vorbei, die vor ihrem Auto standen. Dabei wurde unglücklicherweise bei einem Auto das Beifahrerfenster eingeschlagen. Brieftasche, Handy und die Boxen waren natürlich nicht mehr aufzufinden. Parkplatzprobleme sind am o25 nicht vorhanden, da sich der Club am Ostbahnhof im Gewerbegebiet befindet. Deshalb mein Rat an alle da draußen, die mal vorhaben ins o25 zu gehen: Nehmt eure Wertsachen mit! Ich persönlich find's komisch, warum gerade nur ein Auto aufgebrochen wurde, aber sicher ist sicher. Es könnte natürlich auch sein, dass es sich dabei um eine Privatsache gehandelt hat, aber das steht nicht zur Debatte. Dennoch ist die Gegend nicht unbedingt dafür bekannt, dass sich allzu viele Passanten rumtummeln. Wenn ihr auf der sicheren Seite sein wollt, dann gebt eure Wertsachen an der Garderobe ab. Kostet euch höchstens ein Euro, aber erspart dafür eine Menge Ärger.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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